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0528 - Auftritt eines Toten

0528 - Auftritt eines Toten

Titel: 0528 - Auftritt eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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uns schließlich in einer gewissen Zwangslage.«
    »Da hast du recht.« Er stieß die Tür so weit auf, daß sie in den schmalen Hausflur hineinschwang.
    Sie kamen aus der Kälte und traten in die Wärme eines alten Hauses mit dicken Mauern, wo die warme Luft gespeichert wurde.
    Im Flur traten sie die Füße ab.
    Schnee blieb neben ihnen liegen und taute allmählich zu blanken Wasserpfützen.
    »Es scheint niemand anwesend zu sein«, flüsterte Arlette, »sonst hätte man uns längst gehört.«
    »Ja, stimmt…«
    »Geh mal vor.«
    »Dann mach du Licht.«
    Arlettes Hand lag längst auf dem kleinen Kipphebel des Schalters.
    Wenig später wurde es hell. Die Tellerlampe unter der Decke ließ erkennen, daß von dem schmalen Flur mehrere Türen abzweigten.
    Eine stand weit offen. Marcel ging bis dorthin vor und peilte um die Ecke. Sein Blick fiel in ein leeres Wohnzimmer und genau auf die viereckige, graue Scheibe einer Glotzkiste. Daneben stand auch ein schwarzes Telefon.
    »Wer sagt’s denn?« lachte er. »Wir können telefonieren.«
    »Willst du in St. Etienne anrufen?«
    »Klar.«
    »Und wen dort?«
    Er drehte sich um: »Zumindest die Polizei. Die muß kommen und…«
    »Was willst du ihnen sagen?«
    »Die Wahrheit.«
    »Einverstanden.«
    Marcel Wächter hob den Hörer von der Gabel. Arlette schaute sich um. Das Zimmer war mit alten Möbeln vollgestopft und wirkte trotzdem gemütlich. In einer Ecke stand ein schwarzer Ofen. Hinter der feuerfesten Sichtklappe glühten noch die letzten Kohlereste wie allmählich verlöschende Augen.
    Sie wunderte sich darüber, daß sie das Surren der Wählscheibe nicht vernahm, schaute auf ihren Freund und stellte fest, daß Marcel noch nicht angerufen hatte.
    »Was ist denn los?« fragte sie.
    Marcel stand dicht unter der Deckenlampe, deshalb konnte Arlette auch sein bleiches Gesicht erkennen, als er sie anschaute.
    »Tot«, sagte er, »die Leitung ist tot…«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, keine Verbindung.« Marcel hämmerte auf die Gabel und hob die Schultern. »Nichts, gar nichts. Verdammt auch!« Er legte den Hörer zurück und ballte die Hände. »Damit habe ich auch nicht gerechnet.«
    Arlette blieb stumm. Sie war durchgefroren, spürte jetzt die Wärme des Ofens und bekam trotzdem eine Gänsehaut. »Weißt du was?« fragte sie, wobei ihr Blick ins Leere glitt. »Ich glaube, Marcel, daß wir vom Regen in die Traufe gekommen sind.«
    Er sah sie mißtrauisch an und wischte seine feuchten Handflächen ab. »Wie meinst du das denn?«
    »Ganz einfach. Die Telefonleitungen sind tot. Schon als wir das Dorf betraten, kam es mir wie ausgestorben vor. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß wir beide die einzigen Personen sind, die sich in Cerbac befinden.«
    »Wieso?«
    Arlette hob die Schultern. »Das kann ich dir auch nicht sagen. Es ist ein Gefühl, verstehst du?«
    »Kaum.«
    »Wir können in den anderen Häusern nachschauen und werden keinen entdecken, glaub mir.«
    Marcel suchte nach Erklärungen. »Weshalb sollten die Leute bei diesem Wetter ihre Häuser verlassen haben? Das ist mir unbegreiflich. Bei Schnee und Regen bleibe ich in der Bude und renne nicht hinaus. Kannst du das verstehen?«
    »Nein.«
    »Und trotzdem bist du der Meinung, daß wir keinen Bewohner hier auf der Straße finden.«
    »Richtig. Es ist mein Gefühl, Marcel. Ich habe gespürt, daß etwas nicht stimmt. In den letzten Stunden bin ich sehr sensibel geworden. Der Vergleich, vom Regen in die Traufe zu kommen, kann durchaus stimmen, meine ich.«
    »Wir sollten es trotzdem in einem anderen Haus versuchen.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    Sie verließen die Wärme und wurden wieder vom scharfen Wind erwischt, der ihnen die Flocken in die Gesichter schleuderte. Niemand war bei dem Wetter draußen. Cerbac wirkte tot, verlassen. Es kam ihnen so vor, als hätten andere Kräfte die Kontrolle übernommen.
    Das nächste Haus lag nicht weit entfernt. Es war größer. An einigen Fensterscheiben klebte Schnee, der einfach nicht tauen wollte. Auch hier fanden sie die Haustür offen.
    Beide blieben in den unteren Räumen. Sie fanden das Telefon in der Küche und machten zudem noch eine ungewöhnliche Entdeckung. Auf dem viereckigen Tisch standen die Teller mit dem Essen.
    Es sah so aus, als hätten die hier wohnenden Menschen ihre Mahlzeit zwischendurch unterbrochen, um zu verschwinden.
    »Da hast du den Beweis!« Arlette wies auf den Tisch. »Sie sind während der Mahlzeit gegangen. Nicht einmal die Teller haben sie

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