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0528 - Auftritt eines Toten

0528 - Auftritt eines Toten

Titel: 0528 - Auftritt eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurück.
    »Hilf mir, Marcel!«
    Und Marcel Wächter kam.
    Er dachte über das, was er tat, nicht nach. Seine Hand mit dem Messer fuhr von oben nach unten.
    Immer wieder.
    Arlette schrie, er stieß die Klinge vor, und er bekam Arlette frei.
    Auch sie hatte bemerkt, daß der Druck nicht mehr ihren Knöchel umklammerte, sie zog deshalb ihr Bein an und kroch auf allen vieren durch den tiefen Schnee davon.
    Dabei jammerte und weinte sie ohne Unterlaß. Auch Marcel war zurückgesprungen. Er bückte sich und half seiner Freundin dabei, auf die Beine zu kommen.
    Sie klammerte sich beim Aufstehen regelrecht an ihm fest und legte ihre Hände um seine Schultern. Groß, weit und angsterfüllt waren ihre Augen.
    Marcel riß sie einfach fort. Er wußte, daß er den Untoten nicht vernichtet hatte, warf einen Blick zurück und erkannte mit Schrecken, daß sich der Zombie wieder aufrichtete.
    Er tat es schwerfällig, als würde ihn jemand daran hindern. Zudem sackte er bis zu den Schienbeinen im tiefen Schnee ein, ging aber stampfend weiter.
    Die beiden konnten auch seinen rechten Arm sehen. Er war von zahlreichen Stichen getroffen worden, jedoch für den Untoten noch zu gebrauchen. Arlette schüttelte den Kopf. »Nicht mit einem Messer!« keuchte sie. »Man kann ihn nicht mit einem Messer töten.«
    Marcel nickte nur.
    Der Zombie konzentrierte sich auf sie. Er wollte den Mordauftrag unbedingt durchführen, und plötzlich holte er etwas hervor, das er bisher in seinem schneebeklebten Hemd oder Gewand verborgen gehabt hatte: Das Messer!
    Schon einmal hatte er damit getötet. Es war Simone gewesen, und diesmal konzentrierte er sich gleich auf zwei Menschen. Mit der messerbewehrten Hand schlug er einen Halbkreis, als wollte er die fallenden Schneeflocken zerteilen.
    Er ging wieder.
    Es waren andere Bewegungen als die eines normalen Menschen.
    Immer wenn er ein Bein aus dem Schnee hervorzog, dann bewegte er es in einem Halbkreis nach vorn, als wollte er sich selbst damit Kraft geben.
    Arlette und Marcel gingen zurück. Beiden war klar, daß sie sich verbergen mußten. Wenn sie in Cerbac blieben, würde die lebende Leiche sie überall finden.
    »Raus, weg!« flüsterte Marcel.
    »Und wohin?«
    »Verstecken bis zum Morgen. Wir haben keine Zeit mehr. Komm!« Er riß sie mit.
    Diesmal widersprach Arlette Omère nicht. Sie hatte sich bisher gut gehalten; nun stellte sie fest, daß auch ihre Kraft ein Ende hatte.
    Lange würde sie den Druck nicht mehr durchstehen können.
    Die beiden bewegten sich über die Hauptstraße des Ortes. Rechts und links zweigten hin und wieder kleine Straßen oder Gassen ab, die alle mit Schnee bedeckt waren.
    Laternen leuchteten kaum. Dennoch war es nicht völlig finster, weil auch der Schnee noch Helligkeit abgab. Sie passierten ein Schaufenster. Arlette hatte sich bei Marcel eingehakt. Hinter dem Glas sahen sie Lebensmittel und verschiedene Käsesorten aufgebaut.
    Es kam ihnen vor, als würden die Dinge in einer anderen Welt stehen.
    Sie hatten das Glück, sich schneller bewegen zu können als die lebende Leiche. Wenn sie sich umschauten, sahen sie in den fallenden Flockenreigen, aber nicht auf die Gestalt des untoten Verfolgers.
    Arlette blieb plötzlich stehen und brach fast zusammen. Sie ging in die Knie, stemmte sich auf Marcel, schüttelte den Kopf und keuchte: »Ich kann bald nicht mehr.«
    »Du mußt aber.«
    Sie hatte sich an den Mann gelehnt. »Ich weiß, Marcel, aber ich weiß auch, daß unsere Chancen sehr dünn sind.«
    »Besser als nichts.«
    »Nur ein paar Minuten«, bat sie. »Nur ein paar Minuten ausruhen, dann geht es mir wieder besser.«
    »Und in der Zwischenzeit ist der Zombie hier – wie?«
    »Er wird uns nicht…«
    »Doch, er wird uns finden.« Marcel strich über seine Stirn. »Du kannst nicht bleiben, komm weiter. Vielleicht finden wir noch jemand. Frank Didier muß doch hier sein.«
    »Der ist bestimmt geflohen.«
    »Und wird mit einer Hilfe zurückkehren.«
    Sie lachte ihn aus. »Glaubst du an den Weihnachtsmann? Nein, Marcel, wir sind allein.«
    »Das weiß ich auch. Aber wie, zum Teufel, soll ich den Zombie denn vernichten? Wie? Sag es mir bitte.«
    »Ich habe keine Ahnung.« Arlette merkte kaum, daß sie von Marcel weitergezogen wurde. Ihr war alles egal. Sie hatte den Punkt erreicht, wo sie sich einfach gehenließ.
    Kalte Flocken sprühten gegen ihre Gesichter. Die Haut war kaum noch zu spüren. Dann entdeckten sie eine kleine Bar und sahen auch, daß die Tür nicht verschlossen

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