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0528 - Auftritt eines Toten

0528 - Auftritt eines Toten

Titel: 0528 - Auftritt eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    »Ich will dort hinein!« sagte Arlette stockend. »Ich muß etwas Wärme spüren…«
    »Und der Zombie?«
    »Ich weiß jetzt, was ich tun muß. Ich werde ihm eine Flasche über den Schädel schlagen. Bitte, Marcel, laß mich. Wir müssen uns sowieso verstecken.«
    Auch Wächter war ehrlich gegen sich selbst und mußte zugeben, daß er mit seinen Kräften kurz vor dem Ende stand. Eine kurze Pause tat bestimmt gut. Nicht nur körperlich waren sie gefordert worden, auch die Nerven hatten gelitten.
    Sie überquerten die Straße. Ihre Schritte waren schleppender geworden. Mit den Füßen schleuderten sie den Schnee hoch, wenn sie gingen. Manchmal schien er an den Beinen zu kleben wie Leim.
    Marcel war vorgegangen und stieß die Tür weit auf. Er stolperte über die Schwelle und blieb staunend stehen, als er das Chaos sah, das in der Bar herrschte.
    Da waren ein Tisch und mehrere Stühle umgefallen. Auf dem Boden lag eine zerbrochene Flasche. Der Inhalt war ausgelaufen und gab einen penetranten Geruch ab.
    »Was war denn hier los?« fragte Arlette, die sich ebenfalls wunderte.
    Wächter hob die Schultern. »Das sieht aus, als hätte man hier gefeiert.« Er hob einen Stuhl hoch. »Aber auf besondere Art und Weise.«
    Arlette ließ sich auf die Sitzfläche fallen und streckte die Beine aus. Dabei ließ sie die Arme baumeln, die Fingerspitzen berührten fast den Boden.
    »Was willst du trinken?« fragte Marcel.
    »Cognac, aber einen Dreifachen.«
    »Kannst du haben.« Er nickte ihr zu. »Denk aber an die Wirkung. Die kann dich umhauen. Deine Reflexe werden langsamer und…«
    »Gib ihn mir, ich brauche ihn einfach.«
    Arlette bekam ihren Wunsch erfüllt. Nur war der Cognac kein Dreifacher, sondern ein Doppelter.
    »Danke.« Sie griff mit zitternden Fingern nach dem Schwenker, setzte das Glas an die kalten Lippen, nahm den Duft in sich auf und hörte eine fremde Stimme.
    »Es wird wohl der letzte Cognac in deinem Leben sein, Arlette Omère. Deshalb genieße ihn besonders…«
    ***
    Sie trank nicht, sie genoß nicht einen Tropfen, sie saß unbeweglich auf dem Fleck und lauschte dem Klang der Stimme nach, die sie leider nur zu gut kannte.
    Vincent van Akkeren hatte gesprochen, sich aber noch nicht sehen lassen, obwohl er aus dem Hintergrund des Raumes seinen zynischen Trinkspruch gerufen hatte.
    Auch Marcel Wächter rührte sich nicht. Sein Gesicht glich dem einer Comic-Figur. Er sah aus, als würde er nachdenken. Die Hand mit dem Messer rührte sich nicht, und er selbst wünschte sich, im Boden versinken zu können.
    »Van Akkeren?« hauchte er nach einer Weile.
    Als Antwort hörten sie die Schritte. Hinter der Bar quietschte eine Tür in den Angeln, als sie weiter aufgezogen wurde. Dann erschien eine Gestalt, hochgewachsen, arrogant anzusehen, in einem dunklen Mantel, der feuchte Flecken an den Seiten und auf den Schultern zeigte.
    Van Akkeren!
    Ja, er genoß seinen Auftritt, und er genoß auch die Angst der beiden Menschen.
    Wenn du es jetzt nicht versuchst, wirst du es niemals schaffen, dachte Marcel Wächter. Ein Zucken rann durch seinen rechten Arm, den er plötzlich hochschwang, um die Messerklinge auf die Gestalt hinter der Bar schleudern zu können.
    Er tat es nicht. Statt dessen hob er den Arm.
    Van Akkeren hatte dafür gesorgt und seine Maschinenpistole so weit angehoben, daß ihr dunkles Mündungsloch wie ein Auge über den Rand der Theke glotzte.
    »Willst du es versuchen?«
    Marcel schüttelte den Kopf.
    »Dann laß diesen komischen Zahnstocher fallen. Kugeln sind immer schneller, mein Junge.«
    »Ja, ich weiß.« Er öffnete die Faust. Das Messer fiel zu Boden und blieb mit der Spitze stecken.
    Van Akkeren nickte. »Das war gut, das war sogar sehr gut, mein Freund. Ich habe euch beobachtet und erkannt, daß ihr bereits auf Ariol Le Duc getroffen seid. Er wird bestimmt gleich hier eintreten. Ich überlasse euch ihm. Ich könnte euch jetzt niederschießen, aber…« Er hob die Schultern. »Was soll das alles? Le Duc will euch!«
    »Wie auch die anderen, nicht wahr?« schrie Arlette, die das Glas wieder abgestellt hatte.
    »Von wem sprichst du?«
    »Von den Menschen, die hier einmal gewohnt haben und nun geflüchtet sind oder den Ort…«
    »Sie sind nicht weg!«
    »Wieso?« Gleichzeitig fragten Arlette und Marcel. Sie konnten es nicht fassen.
    »Ich war hier und habe sie fotografiert. Sie sind die Lieferanten der Seelen für mich und Baphometh. Nein, sie hatten Angst. Jeder hatte Angst, in seinem Haus allein

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