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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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führt?«
    »Ja, natürlich«, murmelte der alte Diener.
    »Was tun Sie jetzt, Raffael? Wohin fahren Sie?«
    »Ich fahre ›zum Teufel‹.«
    »Präziser«, verlangte Zamorra.
    »Geradeaus. Ins Dorf. Ich muß mit dem Professor sprechen.«
    »Warum, Raffael?«
    »Ich muß ihm die Flasche zeigen, die ich gefunden habe.«
    ***
    Der Dschinn erschrak. Fast hätte er zu spät gemerkt, was in einem der Räume des Châteaus geschah, denn er war mit Lady Patricia beschäftigt gewesen. Jetzt wurde ihm klar, daß er Zamorra unterschätzt hatte. Etwas mußte dessen Neugierde wieder geweckt haben. Die Veränderung der Realitäten schien bei ihm nicht so hundertprozentig wirksam geworden zu sein wie bei den anderen.
    Der Dschinn ahnte, was geschehen war. Zamorra mußte mit anderen in Kontakt gekommen sein, die weiträumig als Randfiguren in das Geschehen mit einbezogen gewesen waren, deren Realität er aber noch nicht hatte ebenfalls verändern können. Das mußte den Konflikt erneut ausgelöst haben.
    Eine ärgerliche Nachlässigkeit…
    Er eilte sofort zu Zamorra, dessen Para-Kraft er soeben spürte. Vielleicht ließ sich noch verhindern, daß Zamorra zu früh erfuhr, mit wem er es zu tun hatte. Bevor der Dschinn sich absolut unentbehrlich gemacht hatte…
    ***
    Zamorra atmete tief durch »Was für eine Flasche?« fragte er. Er spürte, wie sich ganz tief in seinem Unterbewußtsein etwas zu erinnern versuchte. Etwas, das mit seinem Traum der vergangenen Nacht zu tun hatte, dessen Erinnerung einfach geschwunden war? Jetzt kehrte diese Erinnerung noch nicht wieder zurück, aber er entsann sich, daß da etwas gewesen sein mußte.
    Und nun das Stichwort »Flasche«!
    »Was ist das für eine Flasche, Raffael?« fragte er. »Was ist so besonderes daran, daß Sie sie Professor Zamorra zeigen müssen? Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Am Straßenrand«, sagte der Diener. »Gar nicht weit vom Dorf entfernt. Sie blitzte im Sonnenlicht auf. Ich hielt an, um nachzuschauen, worum es sich bei diesem Aufblitzen handelte, und erkannte die Flasche. Ich nahm sie mit.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat es mir jemand befohlen.«
    »Wer? Sie haben das Aufblitzen gesehen, Raffael, Sie haben angehalten und sind ausgestiegen. Sie halten die Flasche jetzt in der Hand. Sehen Sie sich um. Ist jemand in der Nähe, der Ihnen befiehlt, die Flasche mitzunehmen?«
    Raffael zögerte. »Ja«, sagte er dann. »Ich glaube, da ist jemand.«
    »Wer? Wo befindet er sich? Wie sieht er aus? Ist es ein Mensch?«
    »Ich weiß es nicht.« Raffaels Stirn furchte sich. »Ich kann ihn nicht sehen. Ich glaube nur, daß er da ist.«
    »Ein Unsichtbarer?«
    »Ich weiß es nicht«, keuchte Raffael. »Ich weiß es doch nicht! Ich sehe doch niemanden!«
    »Wie sieht die Flasche aus? Beschreiben Sie sie mir.«
    »Sie ähnelt einer… einer Vase. Sie ist buntbemalt. Etwa vierzig Zentimeter hoch, ziemlich bauchig. Oben steckt ein großer Korken drin. Alles ist sehr verstaubt und sieht auch sehr alt aus. Ich kann nicht durch das Material hindurchsehen, obgleich es Glas zu sein scheint.«
    »Sie nehmen die Flasche also mit und fahren ins Dorf. Woher wissen Sie, daß Sie mich dort finden können? Das ›Zum Teufel‹ ist von der Kreuzung vor dem Ortseingang aus nur sehr schlecht zu sehen, und man hätte Nicoles Cadillac dort auch nicht erkennen können, weil er sehr dicht am Haus im Schatten parkte. Wie konnten Sie wissen, daß ich dort war?«
    »Vielleicht… hat es mir jemand gesagt«, fuhr der Diener fort.
    »Wer? Jemand aus dem Château? Haben Sie per Telefon oder Transfunk angerufen und sich mitteilen lassen, wo ich mich gerade befinde?«
    »Nein.«
    »War es wieder jenes Wesen, das Ihnen auch befahl, die Flasche mitzunehmen und mir zu zeigen?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht«, murmelte Raffael. »Ich…«
    Da ist jemand! warnte das Amulett jäh.
    In diesem Moment knackten alle vier Holzbeine der Couch zur Seite weg und zerfielen zu Staub.
    Mit einem heftigen Ruck und einem ohrenbetäubenden Knall fiel die Liegefläche auf den Boden hinunter. Raffael begann wild zu stöhnen; Schweiß trat ihm auf die Stirn. Zamorra begriff, daß er ihn sofort aufwecken mußte, um eine Katastrophe zu verhindern. Raffaels Puls flog bereits; er rang verzweifelt um Luft und lief dunkel an. Die Zerstörung der Sofa-Beine mußte ihn in einen Schockzustand versetzt haben, statt ihn abrupt aus seiner Trance zu reißen. Aber auch ein abruptes Erwachen wäre nicht gerade angenehm für ihn

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