0529 - Der Dschinn
auflegen konnte, und hob ihn wieder zurück. »Ja?«
»Du solltest erst mit Zamorra darüber reden. Tust du das? Danach rufst du mich wieder an, und ich setze mich mit meinen Kleinen in Bewegung, ja?«
»Einverstanden«, erwiderte Patricia und legte auf.
Mit Zamorra sprechen. Natürlich. Vielleicht wußte er Rat. Immerhin war er der Experte für Magie.
Sie ging zur Sprechanlage, um mit einem kurzen Durchruf herauszufinden, in welchem der unzähligen Räume des riesigen Bauwerkes er sich gerade befand, in dem man sich durchaus verlaufen konnte. So erfuhr sie aus seiner Antwort auch gleichzeitig, ob er jetzt gerade Zeit hatte oder ob sie ihn bei irgend etwas störte.
Aber noch ehe sie die Sprechtaste niederdrücken konnte, stand sie unmittelbar vor ihm.
***
Zamorra sprang mit einem Aufschrei zurück, als Patricia Saris urplötzlich vor ihm auftauchte. Er stürzte dabei über seinen Stuhl und kam zu Fall. Raffael Bois kippte nach hinten weg und lag wieder flach auf dem Ex-Sofa. Zamorra rollte sich herum und kam wieder auf die Beine. In abwehrbereiter Haltung wandte er sich der jungen Frau zu - erkannte sie erst dann.
»Beim Kreischmagen der Panzerhornschrexe!« stieß er verärgert hervor. »Was soll dieser verflixte Unsinn? Hast du den Verstand verloren, hier einfach hereinzuplatzen und… he, wie hast du das überhaupt gemacht? Du besitzt doch keine Para-Fähigkeiten! Aber wenn das nicht gerade eine erstklassige Teleportation war…«
Er runzelte die Stirn. »Bist etwa du für diesen ganzen Hokuspokus verantwortlich, der sich momentan hier abspielt? Dann solltest du schleunigst wieder damit aufhören. Das ist alles nämlich kein Spaß mehr…«
Abwehrend streckte sie die Hand vor. »Nun warte doch erst mal, bis du lospolterst und falsche Schlüsse ziehst! Ich glaube, ich bin selbst nur Opfer. Zamorra, bei uns McGraws hat es nie Para-Fähigkeiten dieser Art gegeben! Trotzdem funktioniert es seit ein paar Minuten, daß ich nur an irgend etwas zu denken brauche, und schon geschieht es auch… ich wollte mit dir sprechen, und nun bin ich hier! Dabei hatte ich noch anfragen wollen, ob du überhaupt Zeit hast… aber andererseits hast du jetzt gleich miterlebt, worum es geht, ohne daß ich dir erst umständliche und unglaublich klingende Erklärungen geben muß…«
»An denen wirst du trotzdem kaum vorbeikommen«, brummte er. »Aber wo du schon mal hier bist, kannst du auch eben mit anfassen.« Er deutete auf Raffael und faßte nach einem Arm des alten Mannes. Patricia begriff und packte auf der anderen Seite zu. Gemeinsam stellten sie Raffael Bois auf die Beine.
»Danke sehr, vielen Dank«, murmelte er und zupfte seine Kleidung zurecht. Sekundenlang sah es so aus, als würde er mit zitternden Knien wieder zusammenbrechen, aber er hielt sich aufrecht. Als er Zamorras besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, beruhigte er seinen Chef: »Es ist alles in Ordnung, Monsieur. Der Kraftschub, den mir jener Auserwählte kürzlich verlieh, hat mich recht dauerhaft gestärkt. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin kein alter, zitternder Greis, der bei der kleinsten Anstrengung bereits zusammenbricht.«
»Sie sollten sich trotzdem hinlegen«, empfahl Zamorra. »Ich werde vorsichtshalber einen Arzt rufen. Es hat Sie in Ihrer Trance recht übel erwischt; ich hatte Schwierigkeiten, Sie überhaupt wieder aufzuwecken. Es hätte nicht viel gefehlt, und Sie wären mir abgerutscht…«
»Monsieur!« protestierte Raffael. »Ich benötige keinen Arzt. Und wenn, habe ich sicher in meiner Wohnung ein Telefon…«
Der Parapsychologe zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen. Aber ich kann nicht sagen, daß ich zufrieden damit bin.«
»Wenn Sie mich dann jetzt bitte entschuldigen wollen«, murmelte Raffael. »Sollten Sie in den nächsten Stunden jemanden benötigen, dürfte ja noch William zur Verfügung stehen.«
»Und jetzt zu uns zwei Hübschen«, wandte sich Zamorra der Schottin zu, als William das »Zauberzimmer« verlassen hatte. »Was hat es nun mit dieser Teleportation und dem Wünscheerfüllen auf sich?«
»Ich weiß es ja selbst nicht, deshalb bin ich hier und will mit dir darüber reden. Zumindest hat Nadine Lafitte mir das äußerst dringend ans Herz gelegt. - Was ist hier überhaupt passiert?« Sie deutete auf das zusammengebrochene Sofa und den Holzstaub.
»Darüber sollten wir später reden«, wehrte Zamorra ab. »Erst einmal will ich deine Geschichte hören.«
Sie erzählte. Plötzlich erinnerte Zamorra, daß vorhin,
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