0529 - Der Dschinn
gewesen.
Warum griff Merlins Stern nicht ein? Warum hatte das Amulett nur die Anwesenheit einer anderen Entität gemeldet, nicht aber Abwehrmaßnahmen gegen den magischen Angriff eingeleitet? Denn es mußte ein Angriff auf das Sofa gewesen sein. Von allein zerbersten und zerstäuben nicht vier Holzbeine auf einmal, die eben noch völlig stabil waren…
Zamorra mußte sich um Raffael kümmern. Die fremde Entität, deren Nähe er selbst nicht einmal spüren konnte, hatte noch zu warten und fand dadurch Zeit, wieder spurlos zu verschwinden.
Raffael Bois erwachte. Er sah Zamorra an, zitterte am ganzen Körper. »Was… was ist geschehen? Warum…?«
»Es gab einen magischen Angriff.«
»Hier, innerhalb des Châteaus?« keuchte Raffael entsetzt. »Aber Monsieur… das ist unmöglich! Es…«
Er richtete sich halb auf, stützte sich auf seine Ellenbogen. »Jemand wollte verhindern, daß ich mich unter Hypnose an etwas erinnere, nicht wahr?«
»Das wäre möglich«, sagte Zamorra. »Aber vielleicht haben wir jetzt ein Stück Ihrer verschütteten Erinnerungen schon wieder aus Ihnen herausgekitzelt. Diese Flasche, die Sie gefunden haben…«
»Von was für einer Flasche reden Sie?« entfuhr es Raffael.
»Sie müssen sich daran erinnern können!« wunderte sich Zamorra. »Ich habe Ihre Trance eigens so angelegt, daß Sie die Erinnerung behalten und fixieren können.«
Raffael schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, Monsieur. Aber ich kann mich an überhaupt nichts erinnern…«
***
Der Dschinn vergewisserte sich, daß Raffael Bois tatsächlich alles wieder vergessen hatte. Die Schockreaktion hatte dafür gesorgt, daß das Ende dieser Sitzung für Bois anders verlaufen war, als Zamorra es ursprünglich geplant hatte.
Bedauerlicherweise hatte er nicht mehr verhindern können, daß Zamorra wenigstens etwas erfuhr.
Dafür war er zu spät gekommen. Zamorra würde also mißtrauisch bleiben. Aber viel konnte er mit seinem spärlichen Wissen nicht anfangen. Keinesfalls konnte er durchschauen, daß der Dschinn einen kleinen Teil der IMAGINÄREN WELT in die Realität gebracht hatte.
Jetzt blieb dem Dschinn nur, abzuwarten, ob Zamorra ihm auf die Schliche kam, und zwischenzeitlich weiter an seiner Unentbehrlichkeit zu arbeiten.
***
Patricia griff zum Telefon und rief im Dorf an. Nadine meldete sich sofort. »Du mußt mir helfen«, sprudelte sie hervor. »Habe ich eben nur geträumt, oder sind wir tatsächlich unten an der Loire gewesen? Du mit Rhett und der Grillausrüstung, und ich allein…?«
»Es stimmt also«, murmelte Patricia. »Nein, ich glaube nicht, daß das ein Traum war, denn dann hätten wir ihn beide gleichzeitig träumen müssen. Das aber dürfte ziemlich unwahrscheinlich sein, meine ich.«
»Du glaubst also, daß es real war?«
»Ja. Aber frage mich nicht, wie das möglich ist. Zumindest kann Saris-Magie dafür nicht verantwortlich sein. Demzufolge muß etwas anderers aktiv geworden sein. Daß Wünsche zu Wirklichkeit werden, das…«
»Das klingt wie die alte Geschichte von der guten Fee, nicht wahr?« spöttelte Nadine. »Normalerweise gibt sie einem drei Wünsche frei… wieviel hast du dir inzwischen gewünscht? Bei mir hat es ja im ersten Moment nicht geklappt, als ich mich nachhause zurückversetzen lassen wollte, bis dann schließlich…«
»Bis dann schließlich ich verlangte, daß alles rückgängig gemacht werden sollte, und nun sind Rhett und ich wieder im Château, und du in eurer Wohnung… nur wie das funktioniert, das entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Es ist unheimlich«, behauptete Nadine Lafitte.
»Vor allem, daß es so einfach mit Gedankenkraft funktioniert… man denkt an etwas, und plötzlich ist es bereits geschehen… Nadine, was hältst du davon, wenn wir es noch einmal ausprobieren?«
»Laß mich dabei außen vor«, wehrte Nadine ab. »Wenn du versuchen willst, unseren Grillnachmittag doch noch durchzuziehen, habe ich nichts dagegen einzuwenden, nur ziehe ich es vor, zu Fuß zum Ufer zu gehen. Wahrscheinlich wirst du dank deiner Wunschverwirklichung schon lange vor mir da sein, ich bringe auch meine beiden Rangen mit… das dauert eben etwas länger.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit dieser Wunschmagie arbeiten will«, erwiderte die Schottin.
»Zumindest werde ich mich bemühen, das zu verhindern. Das kommt mir alles ein paar Nummern zu groß für mich vor. Bis später dann.«
»Warte«, sagte Nadine. Patricia bekam es noch mit, ehe sie den Hörer
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