0529 - Der Dschinn
Mostache freizuhalten.«
»Danke«, sagte Zamorra schlicht.
Curd legte eine Hand hinters Ohr. »Höre ich schlecht? Ich verurteile dich dazu, meine Zeche zu bezahlen, und du bedankst dich auch noch? Hast du endgültig den Verstand verloren, Professor?«
Der Parapsychologe grinste. »Natürlich. Ist doch besser, als würdest du mich hinter deinem Maulwurf hergraben lassen…«
»Das ist nicht mein Maulwurf!« protestierte Curd. »Und du…«
Zamorra winkte ab. »Spar dir den Atem für deine Bestellungen. Übrigens, Pater Ralph würde das Auftauchen des lieben Tierchens vermutlich ›ausgleichende Gerechtigkeit‹ nennen.«
»Mir egal, wie Pater Ralph das nennt. Jedenfalls habe ich es seit dreißig Jahren wieder mit einem verdammten Maulwurf zu tun, und nicht auf dem Feld, sondern in meinem Küchengarten! Und ein liebes Tierchen ist er auch nicht!«
»Wieso?« fragte Zamorra. »Maulwürfe sind nützliche Tiere. Sie fressen dir das Ungeziefer aus dem Boden. Maikäfer, Regenwürmer, Kartoffelkäfer und alles mögliche, was da unterirdisch keimt und wächst.«
Curd schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
»Man merkt, daß du einer von diesen Akademikern bist, die zehn Milliarden lateinische und griechische Fremdwörder kennen, aber vom praktischen Leben keine blasse Ahnung haben. Ich will meine Regenwürmer behalten! Ich bin Angler, Mann! Ich brauche die Regenwürmer als Köder! Alle anderen Insekten frißt auch mein Igel!«
»Wenn sie an die Oberfläche kommen, und das tun Maikäfer nicht. Regenwürmer schon nach dem ersten Regen, und dann picken die Drosseln sie dir weg… Außerdem dürfte es deinen Regenwürmern herzlich gleichgültig sein, von wem sie gefressen werden - von Maulwürfen, Igeln oder Vögeln.«
»Du verstehst das nicht«, ächzte Curd. »Da ich so gut wie nie was fange, ist ein Angelurlaub für die Würmer doch so was wie 'ne Begnadigung…«
Vor ihnen flog die Tür auf. Mostaches Frau erschien in der Öffnung. »Bevor ihr beide vor unserem Haus noch mehr von diesem Stuß lallt, kommt gefälligst lieber 'rein und macht meinen Mann fröhlich und uns beide reich, indem ihr reichlich bestellt - und bezahlt! Bei dir«, sie sah Zamorra drohend an, »ist von gestern noch ein Deckel offen. Und von letztem Samstag ein ganz gewaltiger.«
»Was für'n Tiger?« brummte Curd. »Ein Geh-Wal-Tiger? Muß ja 'n tolles Viech sein…«
Madame patschte ihm die Hand vor die Stirn. »Lümmel! Aber das ist mal wieder typisch für euch Männer. Ihr hört nicht mal zu, wenn wir euch etwas sagen.«
»Wir hören schon«, sagte Zamorra. »Aber uns fehlt der Glaube - aus langjähriger Erfahrung…«
»Au weh. Jetzt spinnt der auch noch…« Madame bugsierte ihre beiden Gäste in die Schankstube.
»Trinkt einen Schoppen Montagnewein und haltet Ruhe!«
Etwas später gesellte sich Mostache hinzu. Um diese Zeit gab es noch wenige Gäste, und offiziell hatte er sein »Zum Teufel« noch gar nicht geöffnet - die Mitttagstischzeit war vorüber, und eigentlich öffnete er erst wieder gegen fünf, wenn die ersten Leute vom Tagewerk zurückkehrten.
Er setzte sich zu den beiden an den Tisch. »Na, hast du jetzt geklärt, was bei dir im Château gestern schiefgelaufen ist?«
»Wovon sprichst du?«
»Von dieser angeblichen Zeitkorrektur, die eigentlich unmöglich sein müßte, bei der Abschirmung, die ihr habt…«
»Verflixt, was für eine Zeitkorrektur, Mostache? Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon du redest!«
»Du hast mich doch gestern angerufen.«
»Moment mal!« protestierte Zamorra. »Warum sollte ich dich gestern angerufen haben? Ich habe schließlich stundenlang hier an genau diesem Tisch gesessen.«
»Und dann tauchte Bois auf, und Nicole und du machten einen beschleunigten Abflug…«
Zamorrra schüttelte den Kopf. »Du fantasierst, Mostache. Davon müßte ich doch etwas wissen! Raffael soll hier gewesen sein? Der war in Feurs zum Einkaufen, und sonst nirgendwohin…«
»Na, da habe ich aber ein anderes Bild im Hinterkopf. Warte mal…« Er verschwand hinter der Theke und eilte mit einem Bierdeckel wieder zurück. »Erkennst du das hier als deine Zeche von gestern?«
Zamorra nickte.
Es war im »Teufel« üblich, daß Zamorra und Nicole, wenn sie einkehrten, ihre Getränke auf einem
Deckel notierten, aber durch Buchstaben voneinander trennten. Eine kleine Marotte, mehr nicht.
Und auf diesem Deckel standen ein »Z« und ein »N« - und in Mostaches Handschrift ein »B«.
»Sag jetzt nicht, ich
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