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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu einer Art Wohneinheit zusammengefaßt waren, ähnlich einer Hotelsuite, nur etwas größer angelegt.
    Jedes der Zimmer besaß eine Tür nach draußen, aber alle Räume waren auch untereinander durch Zwischentüren miteinander verbunden. Dafür gab es draußen auf dem Korridor einen »Haupteingang«, an dem der Klingelknopf saß - damit ein Besucher nicht buchstäblich alle Türen abklopfen mußte und der Bewohner der Zimmerflucht sofort hörte, wenn Besuch zu ihm wollte - unabhängig davon, in welchem Zimmer er sich selbst gerade befand.
    Ähnliche Möglichkeiten gab es auch im Gästetrakt, und ebenso waren auch die beiden Wohnbereiche von Zamorra und Nicole angelegt; allerdings besaßen sie zusätzlich auch noch einen Bereich, den sie gemeinsam in Anspruch nehmen konnten. Nun, an Zimmern brauchte in diesem riesigen Bauwerk wirklich nicht gespart zu werden, das nur zu einem geringen Bruchteil wirklich genutzt wurde. Die meisten Räume standen leer und verstaubten.
    Natürlich hätte Zamorra auch zunächst die Sprechanlage benutzen können. Aber das erschien ihm im Augenblick doch etwas zu unpersönlich. Also klingelte er direkt.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann erschien Raffael. Er zog die Tür nur einen schmalen Spalt weit auf.
    »Was wollen Sie, Chef?«
    Zamorra hob die Brauen. Er glaubte, ein deja vú zu erleben. Ein herrischer, schon arroganter Raffael, etwas, das gar nicht zu seinem sonst so servilen Charakterbild paßte - hatte Zamorra das nicht vor kurzer Zeit schon einmal erlebt? Möglicherweise in einem Traum oder in einer anderen Realität…?
    »Darf ich eintreten, Raffael? Ich möchte wissen, wie es Ihnen geht. Möchte mit Ihnen reden. Und vielleicht finden wir bei Ihnen auch jene ominöse Flasche, der der Dschinn entstiegen ist…«
    »Hören Sie, Zamorra«, sagte Raffael ungewohnt frostig. »Von einer Flasche und einem Dschinn weiß ich nichts, wie es mir geht, sehen Sie, und Besuch empfangen möchte ich im Augenblick absolut nicht. Haben Sie selbst mir nicht vorhin erst Ruhe empfohlen? Dann möchte ich Sie doch dringend bitten, mir diese Ruhe auch zu gewähren. William steht sicher nach wie vor zu Ihrer Verfügung und kann mich bestimmt gut ersetzen. Außerdem ist er wesentlich jünger und belastbarer. War's das für den Moment? Danke sehr!«
    »Rumms!« stieß Zamorra hervor. Dabei war es nicht einmal laut geworden, als Raffael die Tür schloß.
    Ihm war klar, daß Raffael jetzt unter dem Einfluß des Flaschengeistes stand. Eine andere Erklärung für Raffaels abweisendes, dreistes Verhalten gab es nicht. Aber Zamorra hatte keinen Grund, Raffael weiter zu bedrängen. Eine unmittelbare Gefahr drohte offensichtlich nicht.
    Eine Erklärung hätte er sich dennoch gern angehört - allerdings weniger von Raffael selbst, als von dem Dschinn…
    ***
    Irgendwie waren Patricia und Nadine nicht so recht bei der Sache, während sie alles vorbereiteten und den Grill aufbauten. Immer wieder mußten sie an den Wünscheerfüller denken, an diesen Flaschengeist, dessen Dienste sie beide nicht in Anspruch nehmen wollten, obgleich er sie ihnen ständig aufzudrängen schien. Und immer wieder geschahen seltsame Kleinigkeiten, die sie zuerst beide erschreckten, aber an die sie sich mit noch erschreckenderer Schnelligkeit gewöhnten. Zum Beispiel, daß jeder Gegenstand, nach dem eine von ihnen greifen wollte, rein zufällig genau griffbereit lag, oder daß die Grillkohle verblüffend schnell ins Glühen kam, obgleich weder Nadine noch Patrica sonderlich geschickt im Grillanzünden waren. Auch Kinderspielzeug war immer genau wunschgerecht in Reichweite der kleinen Hände, selbst wenn es gerade vorher noch weit fortgeworfen worden war…
    Die Kinder begriffen nicht wirklich, was hier neben einem Nachmittagspicknick am Wasser überhaupt geschah. Sie konnten all das noch gar nicht begreifen. Nicht einmal Rhett, der Erbfolger, zeigte sonderliches Interesse. Sein eigenes magisches Potential schlummerte noch, würde noch wenigstens ein Jahrzehnt schlummern…
    Nadine sah sich immer um, ob sie jemanden sehen konnte, der all diese magischen Dinge bewirkte - offenbar nicht immer, aber immer öfter… Aber niemand zeigte sich. Der Dschinn blieb bei seiner Tätigkeit unsichtbar. Anfangs war Nadine drauf und dran, mit ihren Kindern wieder aufzubrechen und auch Patricia zum Ende dieser Aktion zu überreden. Aber zu ihrer eigenen Überraschung konnte sie sich schließlich nicht mehr dazu aufraffen. Außerdem garte allmählich das

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