0529 - Der Dschinn
schwere Limousine durchschüttelte. Gut zehn Meter vor dem 740i setzte der Sportwagen wieder auf, federte dabei nicht mal durch wie nach einem harten Aufprall, und erst, als Patricia die Bremslichter aufflammen sah, wußte sie, daß sie und Rhett nur um Haaresbreite dem Tod entgangen waren.
Der F-40 kam gut siebzig, achtzig Meter weiter zum Stehen. Patricia umklammerte das Lenkrad der Limousine, als wolle sie es zerbrechen, und lenkte den Wagen langsam an den Ferrari heran.
Dessen Fahrer, ein weißhaariger Mann mit Sonnenbrille und Autohandschuhen, stieg langsam aus und stützte sich kopfschüttelnd auf sein Wagendach. Als Patricia hinter ihm stoppte, ging er zu ihr.
Sie senkte die Fensterscheibe herunter. »Tut mir leid, Monsieur«, brachte sie zerknirscht hervor.
»Aber… ich habe Sie beim besten Willen nicht gesehen.«
»War meine Schuld«, erwiderte er trocken. »Sie konnten mich natürlich gar nicht sehen. Ich war zu schnell, konnte nicht sehen, was sich hinter der Kurve abspielte. Da hätte auch ein LKW stehen können, oder ein Trecker oder ein Mähdrescher… na ja. Die Pferde sind eben mit mir durchgegangen. Das nächste Mal, wenn ich schnell fahren will, fahre ich nach Deutschland hinüber und nehme dort die Autobahn…«
Patricia schwieg. Sie hatte ihre Gedanken immer noch nicht ganz gesammelt. Sie sah nur einmal nach hinten und vergewisserte sich, daß Rhett nichts geschehen war. Etwas erleichtert atmete sie auf.
»Wollen Sie Anzeige erstatten?« fragte der Ferrari-Pilot.
Patricia schüttelte verwirrt den Kopf. »Wieso? Ich… ich…«
»Na schön, junge Frau. Irgendwie möchte ich mich für mein Fehlverhalten entschuldigen dürfen, ja? Kann ich Ihnen irgendeinen Gefallen tun, Sie zu etwas einladen? Oder etwas für das Kind?«
Sie schüttelte nur den Kopf.
»Na gut«, seufzte er. »Vorsichtshalber gebe ich Ihnen meine Karte, falls Ihnen doch noch etwas einfällt. Ich habe Mist gebaut und sollte auch dafür geradestehen, nicht?« Er zog seine Brieftasche hervor, fischte eine Visitenkarte heraus und drückte sie der verwirrten Schottin in die Hand. »Aber, um Himmels willen, verraten Sie mir noch eines: Wie bin ich eigentlich an Ihnen vorbeigekommen?«
***
Im »Teufel« hatte Curd es nach Zamorras Aufbruch auch nicht mehr lange ausgehalten; schließlich hatte er kein Interesse daran, sich schon am hellen Tag zu betanken. Ein frisches Bierchen gegen die Hitze hatte gereicht, und nun stand er, die Flasche Mineralwasser in der Hand, wieder in seinem Garten und starrte die Maulwurfshügel finster an. Es waren schon wieder mehr geworden.
Kaum zu glauben, daß ein einzelnes Tier soviel Wühlarbeit zustandebrachte! Mehr und mehr kam Curd zu der Ansicht, daß ihm da jemand einen bösen Steich gespielt haben mußte, denn heute ging's ihm wie einst seinem Nachbarn: Kein Maulwurf konnte auf normalem Wege in seinen Küchengarten gelangen! Also hatte ihm jemand dieses schaufelpfotige Kuckucksei ins Nest gelegt.
Da aber kein normaler Mensch von allein auf eine dermaßen perfide Idee kam, mußte der Übeltäter in der Runde derer zu finden sein, die gestern andachtsvoll seiner Geschichte gelauscht hatten.
Pater Ralph traute er das durchaus zu, aber auch einem gewissen Professor Zamorra. Hatte der ihn nicht vorhin vor Mostaches Kneipe auch noch so scheinheilig gefragt: »Was machen die Maulwürfe?«
»Na warte«, murmelte Curd. »Sollte ich das Biest erwischen, trage ich es höchstpersönlich zum Château und setze es genau im Blumenbeet ab! Dann wirst du schon sehen, wie deine Nicole dir die Ohren langzieht…«
Als er sich umdrehte, wäre er um ein Haar mit einem seltsamen Mann zusammengestoßen, der unmittelbar hinter ihm stand und den er hier noch nie zuvor gesehen hatte. »Hoppla!« stieß er hervor. »Klopf an, tritt ein, bring Geld herein… darf man fragen, ob Sie sich nicht vielleicht ein wenig verirrt haben? Die Straße ist ein Stück westlich vom Gartenzaun…«
Der Mann räusperte sich. »Das, Monsieur, ist mir hinlänglich bekannt, da aber Sie sich ein Stück östlich des Gartenzaunes befinden, halte ich mich nun hier auf. Gestatten Sie mir allerdings die Frage, wo ich anklopfen und eintreten soll? Das mit dem Geld ist natürlich bereits erledigt, wie Sie unschwer feststellen können. Reicht die Menge?«
Curd schluckte. Der Typ mußte ein Spinner sein, und so einer hatte ihm gerade noch gefehlt. Erst der Maulwurf, und jetzt auch noch ein Verrückter im Garten. Womit hatte er das nur
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