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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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nach London zu zahlen.«
    Sie nickte.
    »Denke dir, der Mensch hat sechshundert Pfund abgehoben!«
    Sie machte große Augen, aber sie war doch ein wenig belustigt.
    »Er hat Lamont erzählt, daß er über Berlin, Wien, Konstantinopel und Rom reisen müßte! Gott sei Dank fährt zur Zeit die Transsibirische Eisenbahn nicht!« fügte er grimmig hinzu. Und dieser Gedanke war sein einziger Trost.

3. KAPITEL
Vergrabene Schätze
    Anthony Newton öffnete das Fenster seines Wohnzimmers und schaute mit kritischen Blicken über die Kamine und großen Dächer von Bloomsbury.
    Es war ein sonniger, Tag, und selbst die rauchgeschwärzten und hageren Schornsteine hatten in dem goldenen Sonnenlicht eines frühen Sommermorgens ihre eigene Poesie, besonders für einen jungen Mann, der von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt ist.
    Bill Farrel war bei ihm. Er hatte eben eine große Portion Ham and Eggs verzehrt, saß nun mit seiner kurzen Pfeife am Tisch und war mit sich und der ganzen Welt zufrieden.
    »Betrachte dir das einmal!« sagte Anthony und wies mit einer Handbewegung auf die Anzahl Bilder, die er aus Zeitschriften ausgeschnitten und an die Wand geheftet hatte.
    Er ging quer durch den Raum zu der Stelle, wo diese Bildergalerie die sonst einheitliche Einrichtung seines Zimmers unterbrach, und zeigte mit seinem Finger auf die einzelnen Porträts, während er die Namen der Persönlichkeiten nannte und einiges von ihnen erzählte.
    »Dies ist William O. McNeal - sein richtiger Name ist Adolf Bernstein - der Fleischkönig. Hier Harry V. Teckle, der Stahlkönig, hier Theodore Match, der Schiffskönig; dann kommt Montague G. Flake, der den Nahrungsmittelmarkt beherrscht - hier dieser mit der merkwürdigen Nase ist Michael O. Blogg, der Marmeladenkönig.« Und so erklärte er ein Bild nach dem anderen. »Mach deine Reverenz vor den Majestäten, Bill, sie werden uns reich machen.«
    »Wie meinst du denn das?« »Sie sind unsere Zuflucht«, erwiderte Anthony ruhig, »unsere Stützen; gewissermaßen das Geld, das wir von zu Hause bekommen!«
    »Willst du damit sagen, daß sie deine Verwandten sind?« fragte Bill ehrfurchtsvoll.
    »Um Gottes willen! Nun setze dich einmal hin. Ich will dir den allgemeinen Schlachtenplan und die große Idee erklären, die der Sache zugrunde liegen.«
    Eine Stunde lang sprach er auf den anderen ein, und Bill verstand allmählich.
    »Und nun werden wir in das kleine Büro gehen, das ich in der Theobald's Road gemietet habe«, sagte Anthony und erhob sich. Auf einem Glasschild stand die Aufschrift:
    NEWTONS DETEKTIV-AGENTUR
    Aus einer Schublade seines Schreibtisches nahm Anthony einen großen Karton, auf dem eine ähnliche Aufschrift stand.
    »Draußen an der Tür findest du zwei Nägel. Es ist nun deine Pflicht, jeden Morgen das Schild draußen anzuhängen und es abends wieder hereinzuholen, vorausgesetzt, daß die Jungen von Bloomsbury es nicht inzwischen weggenommen haben.«
    Als Bill zurückkam, las sein Freund gerade einen Zeitungsausschnitt.
    »Also, nun höre einmal zu. Dies ist der Bericht einer Auktion bei Floretti: ›Ein kleiner Kasten mit verschiedenen Manuskripten wurde von Mr. Montague Flake für einhundertzwanzig Pfund erworben. Der Kasten ist aus geschnitztem, spanischem Mahagoniholz‹ usw. usw. - ich will dich nicht länger mit den Einzelheiten aufhalten. Die Hauptsache ist, daß Mr. Flake ein großer Sammler von alten Manuskripten und nebenbei bemerkt ein gemeiner Kerl ist.«
    Aus einem anderen Notizbuch nahm er noch einen Ausschnitt.
    »Nun will ich dir auch noch dieses vorlesen: Kleines Haus mit anderthalb Morgen Garten zu verkaufen. Eignet sich zu einer hübschen Wochenendwohnung. Preis zweihundertfünfzig Pfund für schnell entschlossenen Käufer.«
    Er holte einen Fahrplan aus seiner Schublade und blätterte darin.
    »Hier habe ich es. Der nächste Zug fährt um zwölf Uhr.«
    »Soll ich das Grundstück kaufen?« fragte Bill erstaunt.
    Anthony nickte.
    »Ja, das ist deine Aufgabe. Und es wird dich interessieren, daß ich schon dort war und es mir angesehen habe. Die Grundrisse habe ich bereits in meinem Schlafzimmer. Aber schließe den Kauf nicht eher ab, als bis du ein Telegramm von mir bekommst. Du darfst dich aber nicht mit mir privatim in Verbindung setzen, nur durch dieses Büro. Und unter keinen Umständen darfst du die Tatsache bekannt werden lassen, daß du mich kennst oder irgend etwas mit mir zu tun hast.«
    Eine Stunde später fuhr Bill ab, und Anthony kehrte in seine

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