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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Warum sollte ich das tun? Sitze ich hier in meinem Büro, um für meine Angestellten oder für mich zu schaffen? Arbeite ich denn den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht und sitze über Plänen, um eine höhere Schiffstaxe herauszuschlagen, nur um den Unterhalt von soundso vielen wohltätigen Anstalten zu bestreiten? Nein, Mr. Newton!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Wie es meinen Angestellten geht, interessiert mich durchaus nicht, und was sie mit ihrem Geld machen, interessiert mich ebensowenig. Und was ich mit meinem eigenen Geld anfange, geht Sie und andere nichts an.«
    »Brauchst du mich noch?« fragte der junge Mann.
    »Nein, Tom. Ich wollte nur, daß du Mr. Newton kennenlernst.«
    Mit einem kurzen Kopfnicken verließ Tom den Raum.
    »Ich verdiene eben mehr Geld als der tüchtige Seemann, weil ich klüger bin als er. Das ist der Triumph des Verstandes über die brutale Kraft. Zeigen Sie mir jemand, der klüger ist als ich, der mag mir ruhig mein Geld nehmen. Ich will nichts dazu sagen, wenn er ungestraft damit entkommt. Wenn Sie« - er zeigte mit einem Bleistift auf Anthony und sprach langsam und nachdrücklich - »durch irgendeinen Trick oder eine List mit Ausnahme gemeinen Betrugs, Einbruchs oder Diebstahls achttausend Pfund von mir herausbekommen oder sagen wir zehntausend Pfund, so tun Sie es bitte. Ich sage Ihnen ganz offen, Mr. Newton, daß ich für das Wohlergehen von Seeleuten nicht das geringste Interesse habe. Ich bilde mir auch nicht ein, daß Sie sich dafür begeistern. Dieses Heim für Seeleute der Handelsmarine war eine momentane Erfindung von Ihnen. Sie kamen hierher, um einen rein persönlichen Schwindel auszuführen, aber darauf wollen wir jetzt nicht näher eingehen. Wenn Sie irgendeinen Weg finden, mich zu übertrumpfen, wenn Sie mich fangen und in einem unbewachten Augenblick durch irgendeine List dazu bringen können, Ihnen die Summe zu zahlen, die Sie eben nannten, dann verspreche ich Ihnen, daß ich Sie nicht zur Anzeige bringen werde, selbst wenn Sie dabei Mittel angewandt haben, die nach dem Gesetz strafbar sind.«
    Er stand auf und streckte lächelnd seine große Hand aus. Anthony ergriff sie. Es war etwas an diesem Menschen, das ihn anzog. Wenn er schon brutal war, so war er es doch in offener und ehrlicher Weise.
    »Gut, ich nehme Ihre Herausforderung an. In einer Woche werden Sie achttausend Pfund für einen wohltätigen Zweck gezahlt haben - ganz gegen Ihren Willen.«
    »Das wird Ihnen nicht gelingen«, sagte Mr. Match entschieden. »Ich habe den höchstgestellten Persönlichkeiten des Landes auf ihre dringenden Anforderungen hin nichts gegeben. Sehen Sie einmal her.« Er ging zu seinem Schreibtisch zurück, zog eine Schublade auf und nahm mehrere Drucksachen heraus, die mit einer Klammer zusammengeheftet waren. »Das kam zufällig gerade heute morgen an - ›Sammlung des Thronfolgers für die Angehörigen der Handelsmarine‹. Das ist ein besserer Mann als Sie. Man hat eine Million von mir haben wollen«, sagte er lachend. »Ich habe es nicht abgelehnt, nein, ich gehe nur mit Stillschweigen darüber hinweg. Wenn ich strikt ablehne, komme ich in schlechten Ruf. Sie verstehen, daß wir vertraulich als Ehrenmänner miteinander sprechen. Wenn der Prinz nach Newcastle kommen sollte, muß ich ihm aus dem Wege gehen. Sollte er mir einen persönlichen Brief schreiben, so müßte ich krank werden, damit ich ihm nicht antworten könnte. Ich habe in meinem Leben noch keinen Shilling für wohltätige Zwecke gegeben, und ich habe auch nicht die Absicht, es jemals zu tun. Wenn ich sterbe, werde ich in meinem Testament kein Geld für Hospitäler oder Kirchen hinterlassen; weder wirkliche noch angebliche Arme werden etwas von mir bekommen.«
    Mr. Match war ein kluger, tüchtiger Mann mit einer schnellen Auffassungsgabe, wie man sie gewöhnlich bei Geldleuten und Buchmachern findet. Er brauchte nicht besonders auf der Hut zu sein und keine besonderen Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. Er hatte sich ein Urteil über Anthony gebildet und wußte, daß er in ihm einen Feind hatte, der ihm ebenbürtig gegenüberstand. Aber er fühlte sich ihm in jeder Weise gewachsen und glaubte, allen Plänen dieses begabten und skrupellosen Mannes begegnen zu können. Wenn er die Schriftstücke, die ihm jetzt zur Unterschrift vorgelegt wurden, etwas genauer prüfte, wenn er den Umgang seines Sohnes mehr überwachte, wenn er etwas argwöhnischer alle die geschäftlichen Vorschläge betrachtete,

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