053 - Der Brigant
ein Schaufenster in der High Street gemietet, das ganz mit Aufforderungen gefüllt ist, die für die Sammlung des Thronfolgers werben. Und eine fotografische Vergrößerung deines Schecks ist in der Mitte ausgestellt.«
Mr. Match sank wieder in seinen Stuhl.
»Großer Gott! Was sagen denn die Zeitungen?«
Tom nahm das Blatt und las ihm vor.
»Wie wir hören, ist der Sammlung des Thronfolgers für die Handelsmarine eine Schenkung von achttausend Pfund zugegangen. Unser Mitbürger, Mr. Theodore Match, hat diese große Summe gestiftet. Ein Scheck über diesen Betrag wurde für diesen Zweck von ihm gezeichnet.«
»Um Himmels willen«, rief Mr. Match. »Mit dieser List hat er mich also gefangen! Er konnte das Geld nicht für sich selbst bekommen und hat es deshalb diesem wohltätigen Zweck zugeführt.«
»Hast du ihm denn einen Scheck gegeben?«
Mr. Match nickte.
»Aber ich habe ihn gesperrt. Der Kerl ist doch wirklich zu schlau.«
»Aber du wirst doch unter keinen Umständen den Scheck auszahlen lassen!« sagte Tom aufgeregt.
»Aber nun sei doch vernünftig«, entgegnete Mr. Match ruhig.
»Es sind zwei ganz verschiedene Dinge, ob ich einen Scheck sperre, der für irgendeinen von Newtons niederträchtigen Plänen bestimmt ist, oder ob ich einen Scheck für einen großen nationalen Fonds sperre. Er hat mich eben einfach übertrumpft. Kannst du denn nicht begreifen, was daraus entsteht, wenn ich meine Schenkung widerrufe? Ich würde in allen Zeitungen von einem Ende des Landes bis zum anderen an den Pranger gestellt werden!«
Seufzend nahm er den Telefonhörer ab und nannte eine Nummer.
»Sind Sie dort, Gilbert? Ich habe doch gestern mit Ihnen über einen Scheck gesprochen - ja, den über achttausend Pfund. Die Sache ist nun in Ordnung, zahlen Sie ihn ruhig aus.«
Er klingelte und diktierte seiner Sekretärin die schriftliche Bestätigung.
Am Abend ging er schweigsam und nachdenklich nach Hause und beantwortete die Gratulationsbriefe einiger bevorzugter Freunde, die es wagen konnten, ihm in dieser Angelegenheit zu schreiben.
Als er am nächsten Morgen in sein Büro kam, wartete Mr. Gilbert schon auf ihn.
»Ihr Scheck wurde sehr schnell abgehoben«, sagte der Bankmann.
Mr. Match sah ihn erstaunt an.
»Kurz nachdem ich Ihre telefonische Zustimmung bekam, wurde er von der Newcastler Zweigstelle der London and Midland-Bank kassiert. Und heute morgen lese ich einen Widerruf Ihrer Schenkung in den Zeitungen.«
Mr. Match nahm das Blatt, ohne ein Wort zu sagen.
Wir müssen einen Irrtum berichtigen. Wir meldeten gestern, daß die wohltätige Schenkung von Mr. Match der Sammlung des Thronfolgers für die Handelsmarine zufließen sollte. Unser Versehen ist erklärlich, weil eine Abbildung des Schecks in einem Schaufenster in der High Street ausgestellt war, umgeben von einer Anzahl von Aufrufen für die Sammlung des Thronfolgers. Die Summe ist in Wirklichkeit für Mr. Anthony Newtons Altersheim für Seeleute bestimmt.
Mr. Match ließ die Zeitung sinken.
»Ich habe ihm den Scheck gegeben, ich habe den Scheck gesperrt«, sagte er laut zu sich selbst, »dann habe ich die Zahlung selbst angeordnet - genau wie er es vorausgesehen hat. Das war wirklich ein schlaues Stück. Er hat den Scheck genommen und ihn bei der Midlandbank eingezahlt. Er muß zu dem Zweck ein besonderes Konto dort errichtet haben. Dann hat er auf die listigste Weise die Geschichte in die Welt gesetzt, daß meine Schenkung für den Kronprinzenfonds bestimmt sei. Er wußte ganz genau, daß ich danach sofort die Sperre über den Scheck aufheben würde - der Mann ist tüchtig. Ja, ich habe mir wirklich selbst zu viel vertraut.«
Er nahm den Telefonhörer auf.
»Verbinden Sie mich mit dem Bahnhofshotel. Ist Mr. Anthony Newton noch dort?« fragte er nach einer Pause. »Bitte, verbinden Sie mich mit seinem Zimmer. Sind Sie dort, Newton?«
»Jawohl«, antwortete ihm Anthony mit Genugtuung.
»Wenn Ihnen Ihr jetziges Leben über ist, dann möchte ich Ihnen eine Teilhaberschaft in meiner Firma anbieten.«
»Nicht um alles in der Welt! Auf diese Weise werden Sie Ihr Geld nie zurückbekommen!«
Lachend hängte Mr. Match den Hörer wieder ein.
5. KAPITEL
Die Dame in Grau
Während der aufregenden Kriegstage hatte Anthony Newton Sybil Martin kennengelernt. Er nannte sie immer »die Dame in Grau« und fürchtete sich eigentlich ein wenig vor ihr, obwohl sie weder hochfahrend war noch Furcht einflößte; im Gegenteil, sie war eine reizvolle, anziehende
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