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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    Und dann pflegte er aufzustehen und sein Bankbuch nachzurechnen, weil der Leiter der Depositenkasse geschrieben hatte, daß sein Konto überzogen sei.
    »Ja, da haben Sie recht, aber ich will gerade jetzt im Augenblick noch nicht kaufen.« Er wußte nicht, ob die Firma Tanker & Co. Hausagenten waren. Auf dem Briefkopf stand nur: »Generalagentur in Vertrauenssachen.« Das ließ sich doch nicht gut mit einem Häuseragenten in Einklang bringen, denn an dessen Geschäft ist nichts Geheimnisvolles, da er ja im allgemeinen nichts zu verschweigen hat. Er erzählt höchstens dem Käufer nicht gleich alle Mängel des Daches und der Rohre und ähnliches.
    »Ich verstehe, verstehe«, sagte Mr. Tanker, der dadurch in keiner Weise berührt zu sein schien. »Wirklich, Mr. Newton, ich glaube, da tun Sie ganz gut daran, da tun Sie ganz gut daran, Häuser und feste Liegenschaften sind zur Zeit eine schlechte Kapitalanlage, eine schlechte Kapitalanlage.«
    Also war Mr. Tanker kein Häuseragent, dachte Anthony.
    »Ich will Sie in einer sehr diskreten Angelegenheit sprechen.
    Ich möchte Ihnen gern etwas anvertrauen. Kann ich das? Kann ich das?«
    »Tun Sie es nur, tun Sie es nur.«
    »Ich bin gestern abend direkt in Ihre Pension gekommen, um Sie zu sehen. Nicht um mit Ihnen zu sprechen, o nein, o nein. Ich wollte Sie nur sehen, nur sehen. Ich verstehe mich sehr gut auf die Beurteilung der Charaktere. Ich wußte vorher noch nicht, ob Sie der richtige Mann für mich wären, auch noch nicht, als ich Ihre Zusage erhalten hatte. Aber jetzt weiß ich es, Mr. Newton. Sie sind mein Mann, Sie sind mein Mann.«
    Er streckte seine Hand aus, und Anthony nahm sie, obgleich nichts darin war.
    »Ich will Ihnen jetzt einmal den Fall ganz kurz erzählen. Wir sind keine Rechtsanwaltsfirma. Früher war ich es wohl, aber jetzt habe ich es aufgegeben. Vor vielen Jahren ist einmal eine unangenehme Sache passiert. Ich konnte eigentlich nicht dafür verantwortlich gemacht werden, weil ich zu der Zeit verreist war, aber es wurde mir doch schließlich alles in die Schuhe geschoben, aber das hat nichts zu sagen, das hat nichts zu sagen.«
    Mit einer Handbewegung hatte er die ganze Sache abgetan. Solche Kleinigkeiten wie die Ausstoßung aus dem Rechtsanwaltsstand waren nicht wert, daß man darüber sprach.
    »Aber obwohl ich kein Rechtsanwalt bin, habe ich doch viele Klienten, Leute mit großen Titeln, Leute mit bedeutendem Vermögen. Manchmal haben wir auch ganz sonderbare und merkwürdige Aufträge auszuführen.«
    »Natürlich«, sagte Anthony zuvorkommend. »Jedes Geschäft, das mehr als zehn Prozent abwirft, ist sonderbar und merkwürdig.«
    Mr. Tanker zog die Stirne kraus.
    »Ich spreche augenblicklich nicht von Geldgeschäften, nein, nein. Obgleich wir sehr gut bezahlt werden und auch sehr gut zahlen.«
    Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und nahm ein Bündel Papiere heraus, das mit einer roten Schnur zusammengebunden war. Er öffnete die Schnüre nicht, sondern sah Anthony an.
    »Haben Sie jemals Liebesbriefe geschrieben?« fragte er plötzlich unerwartet.
    »Hunderte, es können auch Tausende gewesen sein.«
    Mr. Tanker nickte.
    »Würden Sie für ein gutes Gehalt, sagen wir einmal zwanzig Pfund für das einzelne Schreiben, Liebesbriefe an eine Dame schreiben, die Sie noch nicht gesehen haben? - Ich muß Ihnen das natürlich erklären«, fuhr er fort, als er Anthonys erstauntem Blick begegnete. »Meine Klientin ist eine reiche Witwe, die eine junge, wunderbar schöne, aber romantisch veranlagte Tochter hat. Unglücklicherweise hat sich das Mädchen in den Chauffeur Ihrer Hoheit - bitte vergessen Sie, was ich eben sagte, und denken Sie nur, daß es sich um eine ganz gewöhnliche Frau handelt. Meine Klientin hat natürlich den Chauffeur sofort entlassen. Das junge Mädchen trauert ihm nun nach - sie ist gerade nicht verliebt in ihn - sie ist eben verliebt, weil sie gerade in dem Alter ist - Sie verstehen, was ich meine?« Er machte eine Pause und sah seinen Besucher bedeutsam an.
    »Was soll ich denn nun tun?« fragte Anthony, der schon ganz für die Sache gewonnen war.
    »Sie sollen ihr schreiben, daß Sie sie im Park gesehen haben. Erzählen Sie ihr, daß ihr bloßer Anblick Sonnenschein ist, daß, na, und all so etwas. Sagen Sie ihr, vielmehr schreiben Sie ihr, daß Sie sich ihr selbst zu Füßen werfen wollen - aber das alles müssen Sie doch selber viel besser wissen. Wir wollen nur erreichen, daß das Mädchen den

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