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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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keine Beweisgründe.«
    »Wer ist denn eigentlich die Dame?« fragte Anthony, der wieder Herr über seine Erregung geworden war.
    »Es ist eine Dame aus guter Familie, die Sie eben liebt. Also machen Sie keine Dummheiten - Sie hören ja, daß die Dame Sie liebt. Sie ist sogar so sehr von Ihnen eingenommen, daß sie eine Woche lang in Ihrer Pension wohnte, bevor sie uns den Auftrag gab, daß wir uns Ihnen nähern sollten.«
    »Meine Pension ... gute Familie -«, wiederholte Anthony mit hohler Stimme.
    Mr. Tanker nickte.
    »Sie ist eine Miss Jibble - eine von den reichen Jibbles.«
    »Jibble ...!« Anthony sprach den Namen heiser aus. »Miss Plumpudding!« stöhnte er dann und sank in seinem Stuhl zusammen.
    »Ich sehe, Sie haben sich schon getroffen«, sagte Mr. Tanker zufrieden. »Sie haben sich schon getroffen. Wenn nur nicht schon mehr passiert ist. Sie ist ein recht angenehmes junges Mädchen.«
    Anthony ging die Treppe ganz langsam hinunter und stand dann bestürzt und verwirrt zwischen zwei großen Wagen auf der Straße. Plötzlich fiel ihm Pinkey ein, und er ging zu dessen Büro.
    Pinkey Stephens waren Besuche eigentlich zu keiner Zeit willkommen, und es dauerte lange, bevor er Anthony die Türe öffnete. Er nahm an, daß vielleicht ein Klient käme, der ihn sprechen wollte, und er richtete es gewöhnlich so ein, daß er seine Klienten nicht zu sehen bekam.
    »Hallo«, sagte er recht unliebenswürdig, »was wollen Sie denn hier?«
    »Pinkey, ich bin ruiniert, ich bin ein geschlagener Mann!« seufzte Anthony.
    Der Rechtsanwalt war betroffen.
    »Sie sind doch nicht etwa hierhergekommen, um juristischen Beistand von mir zu verlangen?« fragte er ängstlich. »Ich habe eigentlich meine Rechtsanwaltspraxis vollständig aufgegeben, seitdem das ›Megaphone‹ meinen letzten Roman ›Getrennte Seelen‹ angenommen hat. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Anthony schüttelte den Kopf.
    »Kennen Sie einen Mr. Tanker?« fragte er.
    Pinkey Stephens Züge erhellten sich plötzlich. Zufällig kannte er diesen Mann. Er gehörte zu den wenigen Bekannten außer den Literaten, die sich in der Bar »Zum grünen Drachen« trafen.
    »Tanker war früher Rechtsanwalt, aber er wurde aus dem Verband ausgestoßen, weil er in irgendeine dunkle Affäre verwickelt war. Es ist schon lange her. Jetzt hat er ein Heiratsbüro -«
    Anthony stöhnte schwer auf wie ein verwundeter Hirsch.
    »Nehmen wir einmal an, Sie haben eine Tochter, die Sie nicht an den Mann bringen können«, fuhr Pinkey fort, der nun mit einmal gesprächig wurde, »dann holen Sie sich den alten Tanker, der versorgt sie schon. Ich werde an einem der nächsten Tage einen neuen Roman anfangen ›Eine Frau durch das Heiratsbüro‹ .«
    »Wir wollen aber bitte im Augenblick nicht Ihre literarischen Pläne erörtern«, bat Anthony. »Also was geschieht dann, wenn man Tanker zu Rate zieht?«
    »Der findet eben einen Mann. Er ist in der Beziehung der schlaueste Teufel, den es überhaupt gibt. Er hat schon die unmöglichsten Partien zusammengebracht. Er hat Lola Sabino verheiratet - Sie wissen doch, die junge Dame mit den Schwanenfüßen - und ausgerechnet mit Lord Pinnut. Sie ist jetzt Lola Gräfin von Pinnut und hat ein großes Haus in Regent's Park. Sie spricht mit niemand, der nicht mindestens in Eton erzogen wurde. Dann hat er doch das junge Mädchen an den Mann gebracht, dessen Mutter einen Trödelladen mit alten Kleidern hatte. Er hat ihr Lesli Majest verschafft, den Löwen der vornehmen Gesellschaft, und dann ...«
    »Aber wie macht er denn das?« fragte Anthony ganz krank und blaß.
    Aber hierüber konnte ihm Pinkey keine Auskunft geben.
    »Das ist eben sein Geheimnis. Die meisten Leute glauben, daß er seine Verbindungen durch Erpressungen und Drohungen zustande bringt. Aber es gelingen ihm auch nicht alle Partien, einige werden noch im letzten Augenblick abgesagt, wenn man sich mit dem alten Tanker ins Einvernehmen setzen kann. Ich weiß zufällig sehr viel von ihm, weil einmal einer meiner Freunde auf ihn hereingefallen ist. Er war aber sehr reich, sein Vater hatte ein großes Messinggeschäft.«
    »Wie hat er denn den gefangen?«
    »So einfach und durchsichtig war die Sache, daß ich heute noch nicht verstehen kann, wie Bob auf diesen Leim gegangen ist«, sagte Pinkey zornig. »Dieser alte Kerl hat ihn doch angestiftet, einem unbekannten Mädchen Liebesbriefe zu schreiben - na, was ist denn mit Ihnen los?«
    »Nichts, nichts«, erwiderte Anthony hastig.

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