053 - Der Gast aus dem Totenreich
Gang entlang, der ihn zu den Treppenstufen brachte.
Sie kreischten und fluchten. Wie Furien stürmten sie hinter ihm her. Einige hatten kleinere Gegenstände gepackt und schleuderten sie ihm nach. Keiner traf. Dorian blickte über die Schulter zurück. Die Geschminkte schwang das Richtschwert über dem Kopf, aber sie mochte es nicht nach ihm werfen; wahrscheinlich aus Furcht, ihre Begleiterinnen zu verletzen.
Der Dämonenkiller hastete die Steinstufen hinauf. Er gelangte an die Tür, stürmte ins Erdgeschoss und warf die Tür hinter sich zu. Der Schlüssel steckte. Er drehte ihn herum. Dann holte er das hölzerne Kruzifix aus der Jacke, presste es schnell gegen das Holz der Tür und murmelte Beschwörungsformeln.
Vernichten konnte er die Hexenweiber damit nicht, aber wenigstens zurückhalten. Er vernahm ihr Heulen und Zetern. Einige bumsten mit den Fäusten gegen die Tür, aber zu einem richtigen Ausbruchsversuch kam es nicht.
Dann hörte Dorian ein schmatzendes Geräusch hinter sich. Er begriff, riss das Kruzifix an sich und warf sich auf die Seite.
Keinen Augenblick zu früh. Eine scheußliche Gestalt sprang heran. Die krallenbewehrten Hände stießen ins Leere. Mit enttäuschtem Grunzen drehte sich das Monster zu dem Dämonenkiller um.
Dorian stand auf. Er hatte einen Untoten vor sich. Einen abscheulichen nasskalten Kerl mit schnappenden Zähnen und Augen, die aus den Höhlen hervorgetreten waren. Das Scheusal wankte auf ihn zu und hob die Krallenfinger.
Dorian hob das Kruzifix.
Der Untote heulte schaurig. Böse schlug er nach dem Dämonenkiller, wagte sich aber angesichts des Kreuzes nicht richtig heran. Als er einen Ausfall unternahm, drückte Dorian ihm das Kreuz auf den einen Unterarm. Es zischte und stank. Der Untote sprang brüllend zurück.
Die Hexen hinter der verriegelten Tür hörten sein Wehklagen und begannen von neuem zu kreischen.
Dorian näherte sich dem Scheusal, um ihm endgültig den Garaus zu machen. Das Kruzifix war reinstes Gift für ihn. Noch eine Berührung, und er würde zu Staub zerfallen.
Der Untote stöhnte und wich bis an die Tür zurück. Dorian konnte es nicht mehr verhindern. Das Scheusal riss die Tür auf und ließ die dreizehn Weiber heraus.
Dorian Hunter warf den Untoten zu Boden. Sein Geheul war entsetzlich, aber Dorian kannte kein Erbarmen. Er hielt das Kruzifix hoch und wollte es auf den grässlichen Schädel niedersausen lassen.
Da flog die Tür gegen die Wand, und die Hexen stürmten heraus. Zischend, kreischend und fluchend trampelten sie über den Dämonenkiller hinweg. Er wurde von dem stinkenden Leib des Untoten fortgeschoben, rollte über den Boden.
Es hatte keinen Zweck – er musste fort. Keuchend rappelte er sich auf und steuerte auf die Haupttür der Villa zu. Die unheimlichen Weiber hatten sein Gesicht immer noch nicht gesehen. Dorian war darauf bedacht, es ihnen nicht zu zeigen, denn er wollte wieder in dieses Teufelshaus zurückkehren und wusste nicht, wen er dann antraf.
Er prallte fast gegen die Tür. Heftig drückte er die Klinke nach unten. Hinter ihm tobten die Weiber heran, gefolgt von dem Untoten. Wie durch ein Wunder war dieser seinem Schicksal entkommen. Desto größer war jetzt sein Hass. Er brüllte, fauchte und gebärdete sich wie wild.
Die Tür bewegte sich nicht. Kein Schlüssel steckte. Dorian saß in der Falle.
Er ließ die Klinke los und rannte zur Seite. Wieder konnten die dreizehn schwarzen Frauen nicht mehr von ihm sehen, als eine geduckte flüchtende Gestalt.
Dorian wandte sich einer Treppe zu, die er vorher gesehen hatte. Er nahm drei, vier Stufen auf einmal. Unten zischten und spuckten die Verfolger. Er hatte zwar das Kruzifix, aber gegen so viele Dämonen konnte er es kaum wirksam einsetzen. Wenn sie ihn erwischten, brachten sie ihn um. Sie waren zu stark.
Dorian lief an einer kunstvoll gearbeiteten Balustrade vorüber. Wahllos stieß er eine Tür auf, geriet aber nicht in ein Zimmer, sondern wieder in einen Gang. Der Gang war lang, schien endlos zu sein.
Verdrossen eilte Dorian weiter. In seinem Rücken hörte er das erboste Geschrei der Feinde. Es wurde immer lauter.
Sein Atem ging schnell. Er lief ins Unbekannte. Hörte dieser Gang denn nie auf? Nirgendwo ein Licht. War er verloren?
Dann tönte das Violinspiel durch diesen engen, vertrackten Gang. Dorian hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Die grellen Tonfolgen, das Kreischen der Hexen und das Grölen des Untoten wurden zu einem infernalischen Konzert.
Der
Weitere Kostenlose Bücher