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053 - Der Gast aus dem Totenreich

053 - Der Gast aus dem Totenreich

Titel: 053 - Der Gast aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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des unterirdischen Gewölbes umzuschauen. Vielleicht gab es weitere Anzeichen für das Vorhandensein schwarzer Magie.
    Er war dem Ausgang des unheimlichen Raumes nahe, als Schritte nahten. Stimmen murmelten Unverständliches. Mehrere Menschen oder andere Wesen näherten sich.
    Dorian handelte geistesgegenwärtig. Aus dem Raum heraus konnte er nicht, denn die Personen kamen unzweifelhaft über den Gang, den er soeben benutzt hatte, und hätten ihn sofort entdeckt. Bevor er sich zeigte, wollte er herauskriegen, mit wem er es zu tun hatte.
    Rasch zog er den vorderen Teil der eisernen Jungfrau auf. Es knarrte nicht: Die Angeln mussten gut geölt sein. Er kauerte sich hinein und zog den Schlag so weit wie möglich wieder zu. Die eisernen Dornen drangen durch den Stoff seiner Kleidung. Sie waren höllisch spitz. Dorian befand sich in keiner beneidenswerten Lage. Irgendetwas rutschte aus einer Jackentasche, aber er kümmerte sich nicht darum, denn jetzt waren die Stimmen und Schritte im Raum.
    Er hockte unbeweglich da. Durch einen schmalen Spalt konnte er beobachten, wer in den Gewölberaum kam. Frauen. Fünf, sechs, sieben – immer mehr schwarz verhüllte Frauen traten in die Satanskapelle. Dorian zählte dreizehn: eine ganze Prozession. Nacheinander gingen sie auf den Schwertblock zu, verneigten sich und drückten die Lippen gegen das matt blinkende Metall der Waffe.
    Dorian konnte einige Gesichter sehen. Bleiche Gesichter. Es waren keine jungen Frauen mehr. Die Jüngste mochte Mitte bis Ende Vierzig sein. Wenn eine von ihnen auf die Idee kam, die Tür der eisernen Jungfrau zuzudrücken, war es aus mit dem Dämonenkiller.
    Sie versammelten sich um den Block, in dem die altertümliche Waffe steckte. Ihre Mienen waren verschlossen. Niemand sprach. Eine, deren Formen sich besonders deutlich unter dem schwarzen Umhang abhoben, ging zu der teuflischen Malerei und strich mit den Händen darüber. Immer hastiger wurden ihre Gesten. Sie schien sich innerlich in etwas hineinzusteigern. Von dem Gemälde musste eine eigentümliche Kraft ausgehen.
    Dorian wagte kaum zu atmen.
    Die Frau vor der bemalten Wand fuhr plötzlich herum und breitete die Arme aus. Sie hatte ein weißes, um die Augen und den Mund stark geschminktes Gesicht. Vielleicht sah sie im Grunde nicht schlecht aus, aber die Augen wirkten jetzt wie schwarze Höhlen, und auch der Mund war dunkel angemalt.
    »Hört«, sagte sie mit matter Stimme, »hört den Maestro!«
    Die Klänge wehten unvermittelt durch den kalten, feuchten Raum – einschmeichelndes, leises Violinspiel. Dorian wusste, dass es eine Paganini-Komposition war, wusste, dass nur einer so interpretieren konnte: Marco Bertini.
    Dann stimmten die dreizehn Frauen einen eigentümlichen Singsang an, mit an- und abschwellenden Modulationen. Der Dämonenkiller konnte kaum etwas verstehen, aber seiner Meinung nach riefen sie kein ihm bekanntes Wesen der Finsternis an.
    »Ambbarrrarrracciccicocooooo, treccivetttesulcommoperrrandarrr!«
    Etwa so klangen die Laute, die sie formulierten. Dorian glaubte, bestimmte Ausdrücke eines italienischen Dialektes herauszuhören.
    Dann verstand er einen Namen, den sie summten: »Caterina – Caterina Schifano.«
    Die Frau mit dem stark geschminkten Gesicht trat vor und packte den Griff des Schwertes. Die Violine spielte lauter, schneller, vehementer.
    »Caterina!«, rief sie. »Du bist die Nächste, die Einlass in diese Hallen finden wird. Du bist die Nächste!«
    Jäh steigerte sich der Singsang. Auch die Geigenmusik, die von oben zu kommen schien, schraubte sich in die höchsten Lagen hinauf. Dann explodierte alles in einem einzigen, schrillen Ton. Die Geschminkte riss an dem Schwert und zog es aus dem Steinquader.
    »Caterina, bald bist du unser!«
    Sie holte mit dem gewaltigen Schwert aus und schlug die Schneide in den Felsblock. Funken sprühten hoch.
    Plötzlich gellte ein grässlicher Schrei durch den Keller. Die dreizehn Weiber rissen die Arme in die Höhe und spreizten die Finger.
    Dorians linkes Bein schmerzte. Er versuchte, das Körpergewicht auf das andere zu verlagern. Da geschah es. Die Tür der eisernen Jungfrau schwang auf. Dorian verlor die Balance und stolperte in den Raum hinein.
    Die Weiber fuhren herum. Die Geschminkte stieß einen gellenden Ruf aus, schrie irgendetwas, das er nicht verstand.
    Dorian blieb nur die Flucht. Er drehte sich um, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnten, und rannte zum Ausgang, wandte sich dann nach links und hetzte den düsteren

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