053 - Der steinerne Dämon
kam über die geschwollenen Lippen des alten Armande der letzte Seufzer.
Levine war im Badezimmer, das mit purpurroten Kacheln ausgelegt war. Eine goldverzierte Dusche brauste oder tröpfelte, je nach seinem Wunsch. Die Luft roch nach feinen Fichtennadeln. Levine liebte sein Badezimmer sehr. Er schwelgte darin mit einer Wollust, die die Zustimmung der dekadentesten Kaiser des Römischen Reiches gefunden hätte.
Genießerisch rieb er seine weiche rosa Haut mit einem Stück weicher rosa Seife ein und lächelte glücklich, während er seinen Nabel betrachtete und mit einem kleinen, roten Plastikboot spielte. Es segelte zwischen Seifenblasen sicher in den Hafen zwischen seinen Zehen. Er drehte es mit dem Fuß um und gab ihm mit dem rechten Knöchel einen Stoß. Das Boot schwankte auf den Miniaturwellen im Purpurbad.
Plötzlich drangen Geräusche aus dem Apartment zu ihm. Levine schaute sich um. Einbrecher? Wie unangenehm!
Langsam stieg er aus dem Bad und griff nach dem Handtuch, als die Tür nach innen flog und dabei die goldbeschlagenen Riegel aus den Haltern riß.
Eingewickelt in sein Badetuch fragte Levine wütend: „Wer, zum Teufel, sind Sie?“
„Das Bild!“ knurrte einer von ihnen.
Sein Mund bewegte sich hinter der Maske nur andeutungsweise. Eine starke Hand packte Levine an der Brust und zwang ihn zurück ins Wasser. Das kleine, rote Plastikboot versank, als er drauffiel. Er spritzte, keuchte und schrie vor Schmerz auf, da das Plastikmaterial in seinen Rücken schnitt.
Einer der maskierten Eindringlinge lachte.
Die Kacheln des Badezimmers nahmen das Aussehen von Grabsteinen an.
Die drei vermummten Gestalten sahen auf ihn herab. Alles was er von ihren Augen sehen konnte, war ein seltsames Glitzern hinter den Masken.
„Was für ein Bild?“ brachte er mühsam heraus.
„Das Bild der Statue. Das Bild in Armandes Galerie.“
Eine Sekunde lang flammte eine wilde Hoffnung in Levine auf. Vielleicht waren diese Leute nichts anderes als unbarmherzige Agenten eines fanatischen Sammlers. Vielleicht wollten sie nur auf diese merkwürdige und unübliche Weise Geschäfte machen.
„Woher kommt das Bild?“
„Ich habe nicht die Absicht, Ihnen das zu enthüllen.“
Levine wurde mutiger. Es ging um das Bild. Er lag auf dem Rücken im Wasser und versuchte, etwas von seiner Würde zurückzugewinnen. „Wenn Sie etwas zur Seite gehen, meine Herren, so daß ich mich anziehen kann, werde ich mich gern über das Geschäft mit Ihnen unterhalten.“
Ein versteckter Mund lachte hinter einer Kapuze. Einer der Maskierten zerbrach den Glasbecher, den Levine zum Zähneputzen benutzte. Die Glasscherben bewegten sich unbarmherzig auf sein Gesicht zu.
„Das Bild. Wo kommt es her?“
Levine blickte, vor Schreck erstarrt, auf die Scherben und sackte wie ein angestochener Ballon in sich zusammen; die kaum aufgeflammte Hoffnung erstarb. Die Furcht übermannte ihn völlig. Hilflos schaute er von einem zum anderen, leckte sich über die dicken, sinnlichen Lippen und schluckte.
„Das Mädchen – Sally Guest – Chelsea“, flüsterte er.
„Straße? Hausnummer?“ knurrte die Stimme.
Er gab ihnen die Adresse von Sallys Atelier, und im selben Augenblick konnte er die Schatten des Todes an der Wand sehen. Die Scherben des Bechers zerschnitten ihm das Gesicht, und dann kam das Wasser. Hände wie Stahl hinderten ihn daran, wieder in die Höhe zu kommen. Er öffnete den Mund, um zu schreien, zu schlucken, Luft zu holen; aber da war keine Luft, nur noch parfümiertes Wasser.
Als die vermummten Gestalten Levines Wohnung verließen, lag das zerbrochene Boot neben der Leiche des Kunstkritikers. Seine blicklosen Augen starrten zur Decke empor, als ob er selbst im Tod noch eine ästhetische Befriedigung suchen würde.
Lana wachte durch den warmen Kaffeeduft und das Geklapper von Löffeln in Kaffeetassen auf. Sally Guest kam mit einem Tablett herein.
„Mein Gott, können Sie schlafen!“ sagte sie. Sie sah die Statue an. „Ich hätte sie stehlen können, wenn ich gewollt hätte.“ Sie lachte. „Etwas wahnsinnig Aufregendes ist inzwischen passiert.“
Lana hatte eine böse Vorahnung, als ob Onkel Tymans Schatten besorgt hinter ihr aufgetaucht wäre.
„Was ist geschehen?“
Lana setzte sich auf und blinzelte.
„Hier, trinken Sie erst Ihren Kaffee!“ Sally schob ihr eine Tasse zu.
„Danke.“ Lana rührte um und trank.
„Nachdem Sie eingeschlafen waren, kam ich herein und warf einen Blick auf die Statue. Ich war
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