053 - Manitous Fluch
bereits von seiner Anwesenheit?
***
Der rote Zombie wußte Bescheid. Das Brummen eines Motors war gedämpft an sein Ohr gedrungen, und er hatte sofort ruckartig den Kopf gehoben.
Seit zweiundsechzig Jahren wartete er in dieser engen Höhle auf jemanden, der ihn befreite. Immer wieder hatte er versucht, selbst freizukommen, und er hatte auch einen Großteil des Geröllberges abgetragen, aber dann war er auf eine Gesteinsplatte gestoßen, die so verkeilt war, daß er sie keinen Millimeter vom Fleck bewegen konnte.
Zweiundsechzig Jahre… Für Menschen eine Ewigkeit, für Yazzingha eine Zeitspanne, die er kaum beachtete. Seit er zu den lebenden Toten gehörte, galt für ihn eine andere Zeitrechnung.
Er hatte sich in all den Jahren nicht verändert, sah noch immer so aus wie damals. Die gleiche Mordgier wie einst erfüllte ihn, und er wußte, daß er eines Tages wieder frei sein würde.
Nach wie vor trug er gefährliche Höllenkräfte in sich, die derjenige, der es ihm ermöglichte, die Höhle zu verlassen, als erster zu spüren bekommen würde.
Er würde töten! Das war der Dank des roten Zombies!
Langsam richtete sich der Untote auf. Er schlich an der Höhlenwand entlang und erreichte die Steinplatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und ein feindseliges Knurren entrang sich seiner Kehle.
Ab und zu kamen Menschen in die Höhle. Yazzingha hoffte immer wieder, daß einer auf die Idee kam, den verschütteten Gang freizulegen.
Bisher wurde er immer enttäuscht.
Aber vielleicht war es heute soweit. Der rote Zombie gab die Hoffnung nicht auf. Seine Zeit würde kommen…
***
Kent Fleming hatte ein Briefmarkengeschäft in der Victoria Street. Wie er mir versicherte, gäbe es für Markensammler keine bessere Fundgrube als seinen Laden. Er verkaufte auch Streichholzschachteln, Hoteletiketts und dergleichen mehr. Der brünette Mann, der leicht schielte und wahrscheinlich deshalb eine Brille trug, machte auf mich einen sehr geschäftstüchtigen Eindruck.
Als ich erwähnte, daß ich seine Adresse von Mrs. Verena McGuire bekommen hätte, hellten sich seine Züge auf. Er stieß sich nicht daran, daß ich Privatdetektiv war, hängte ein Schild vor die Tür und nahm mich mit in seine Wohnung, die an den Laden anschloß.
Man kann es mit dem Aufstellen von Nippessachen auch übertreiben, das stellte Kent Fleming unter Beweis. Im ganzen Wohnzimmer gab es keine leere Fläche.
Fleming bot mir einen Drink an. Ich lehnte dankend ab und sagte: »Sie haben ihrem Freund ihren Geländewagen geborgt.«
»Ja. Ich habe mir das Fahrzeug gekauft, weil ich ein passionierter Angler bin. Dort, wo kein anderes Auto hinkommt, fröne ich meinem Hobby. Es geht manchmal sehr hektisch zu im Geschäft. In der Einsamkeit tanke ich neue Kraft für die kommende Woche.«
»Sagte Ihnen Gordon McGuire, wofür er den Wagen braucht?« wollte ich wissen.
Kent Fleming schüttelte den Kopf. »Wir sind Freunde, Mr. Ballard.«
»Eben deshalb hätte es ja sein können, daß er Sie in sein Vorhaben einweihte.«
»Er sagte nichts.«
»Dann will ich Ihnen sagen, was er vorhat«, versetzte ich und wiederholte das, was ich bereits Mrs. McGuire erzählt hatte.
Das Erstaunen und die Ungläubigkeit des Briefmarkenhändlers hielten sich in Grenzen. Mich überraschte das. Glaubte er mir meine haarsträubende Geschichte etwa?
Als ich Fleming darauf ansprach, sagte er: »Mein Vater und Gordons Vater waren gute Freunde.«
»Das ist mir bekannt. Erzählte Ihnen Ihr Vater etwa, was 1922 passierte?«
»Nein, Mr. Ballard. Er hielt genauso dicht wie die anderen. Sie hatten es ja so vereinbart. Aber er vertraute das, was geschehen war, seinem Tagebuch an. Es fiel mir nach seinem Tod in die Hände, und so erfuhr ich von Yazzingha, den sie gejagt hatten. Natürlich plagten mich arge Zweifel, doch ich fragte mich auch, warum mein Vater so eine Geschichte in sein Tagebuch schreiben sollte, wenn sie nicht stimmte.«
»Warum gingen Sie nicht zu Abel McGuire und ließen sie sich bestätigen?« fragte ich.
Fleming schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich von ihm eine Bestätigung bekommen hätte. Schließlich hatte er zu schweigen versprochen.«
»Nun hat er dieses Schweigen doch gebrochen.«
»Ja, angesichts des Todes. Er fühlt sich wahrscheinlich verpflichtet, die Nachwelt zu warnen.«
»Haben Sie jemals versucht, gegen de roten Zombie etwas zu unternehmen?«
»Nein, Mr. Ballard.«
»Warum nicht?«
»Ich bin nicht so heldenhaft veranlagt,
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