053 - Manitous Fluch
Ende kriegt McGuire noch Ärger - und ich bin daran schuld. Wenn Sie sonst noch was wissen wollen, halten Sie sich an seine Frau. Da kommt sie gerade.«
Ich drehte mich um. Mr. Overall widmete sich wieder dem Buchsbaum, und ich sah ein Taxi, das hinter meinem Peugeot angehalten hatte.
Eine leicht übergewichtige Frau, gut gekleidet, stieg aus und trug eine Reisetasche aus Schweinsleder zur Haustür. Als sie mich in ihrem gepflegten Vorgarten stehen sah, blickte sie mich konsterniert an.
»Mrs. McGuire?«
»Ja, und wer sind Sie?« fragte sie schroff, doch plötzlich sah ich, wie sie erschrak. Hastig stieß sie hervor: »Ist etwas mit Vater…?«
Ich schüttelte den Kopf. »Mein Name ist Ballard, Tony Ballard. Ich bin Privatdetektiv. Darf ich mit hineinkommen?« Ich wies mich aus, damit es ihr leichter fiel, mir zu glauben.
Sie zögerte mit der Antwort, doch schließlich sagte sie ja. Während sie die Tür aufschloß, sagte sie, sie käme aus Ipswich, hätte dort geschäftlich zu tun gehabt. Sie war Einkäuferin eines Warenhauses.
Wir betraten das wohnlich eingerichtete Haus. Verena McGuire sagte mir, daß es ihrem Schwiegervater gesundheitlich sehr schlecht gehe.
»Jedesmal, wenn das Telefon läutet, erschrecke ich«, sagte sie, »denn ich denke, jemand vom Krankenhaus ruft an. Ich liebe den alten Herrn. Es tut mir leid, daß ich ihn heute nicht zusammen mit Gordon besuchen konnte.«
Sie sagte, sie wolle sich eine Tasse Löskaffe machen und fragte mich, ob ich einen mittrinken wolle. Ich nahm das Angebot an. In der Küche fand sie dann eine Nachricht ihres Mannes. Mit zwei Tassen Kaffee und dem Zettel kehrte sie in den Living-room zurück.
»Sind Sie wegen meines Mannes hier, Mr. Ballard?« fragte Verena McGuire.
Ich nickte, und die Frau gab mir den Zettel.
Ich las: Liebling, ich konnte leider nicht auf deine Heimkehr warten, denn ich habe etwas sehr wichtiges zu erledigen. Das Wichtigste überhaupt in meinem Leben. Ich weiß nicht, wie lange ich fortbleiben werde. Sobald meine Aufgabe erledigt ist, komme ich nach Hause. Ich umarme und küsse dich. Gordon.
Verena McGuire sah mich ratlos an. »Wissen Sie, was das zu bedeuten hat, Mr. Ballard? Hängt Ihr Besuch irgendwie mit dieser seltsamen Nachricht zusammen? Warum tut Gordon so geheimnisvoll? Warum schreibt er nicht klipp und klar, was er vorhat?«
»Sie würden es nicht glauben«, sagte ich ernst.
Damit stachelte ich ihre Neugier an. »Wenn Sie mehr wissen als ich, müssen Sie es mir sagen. Ich habe ein Recht, es zu erfahren.«
Obwohl ich damit rechnete, daß sie auch mir nicht abnahm, was lief, machte ich sie mit meinem derzeitigen Informationsstand bekannt.
Den Blick, den sie mir danach zuwarf, kannte ich. Ich begegnete ihm immer wieder. Der Ausdruck schwankte zwischen stärksten Zweifeln an meinem Verstand und tiefstem Unglauben.
Aber ich ließ nicht locker, ging auf ihre Reaktion voll ein und bat sie, sich um ihres Mannes willen über alle Zweifel hinwegzusetzen.
Ein lebender Toter, eingeschlossen in eine Höhle… Ich konnte verstehen, daß es für die Frau eine Zumutung war, daß ich verlangte, sie solle mir, einem Fremden, der nichts beweisen konnte, glauben.
Vielleicht hätte sie mich hinausgeworfen, wenn ich nicht behauptet hätte, das Leben ihres Mannes stünde auf dem Spiel. Irgendwie machte sie das unsicher. Die undurchsichtige, nichtssagende Nachricht schürte zudem ihre Sorge um Gordon.
Ich erfuhr, daß Abel McGuire seit zehn Jahren bei ihnen wohnte, und fragte, ob ich mich in seinem Zimmer umsehen dürfte. Die Frau hatte nichts dagegen.
Der Raum war groß. Es herrschte peinliche Ordnung. Verena McGuire brauchte hier drinnen nie einen Handgriff zu tun, erklärte sie. Abel McGuire hielt das Zimmer bis zu dem Tag, an dem er ins Krankenhaus mußte, in Schuß.
Ich sah mir den Bücherschrank an, öffnete die Einbauschränke, zog die Laden einer Kommode auf… Nichts. Vor dem Fenster stand ein Chippendale-Schreibtisch. Ich sah mir an, was sich in seinen Laden befand, doch auch hier konnte ich nichts finden, was mir weitergeholfen hätte.
»Wonach suchen Sie, Mr. Ballard?« fragte die Frau.
»Nach alten Aufzeichnungen, die Aufschluß darüber geben, in welcher Höhle Ihr Schwiegervater und seine Freunde damals ihre Heldentat vollbrachten«, sagte ich.
»So etwas wie ein Tagebuch führte Vater nicht.«
»Schade.«
Wir verließen das Zimmer. Verena McGuire schloß sorgfältig die Tür.
»Alte Leute sprechen gern von früher«, sagte
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