0530 - Die Sternenflut
nördliche Himmel war rauchverhangen. Das war die eigentliche Überraschung, denn bisher hatten sie noch nie eine Wolke über Nurmo II gesehen. Die Luft war so trocken, daß es nicht zur Wolkenbildung kommen konnte.
„Entweder haben die Kartas es geschafft, eines oder mehrere der Raumschiffe zur Explosion zu bringen", sagte Atlan, „oder sie haben Vulkane aufbrechen lassen."
Die anderen verzichteten auf eine Antwort, denn eine andere Möglichkeit schien es nicht zu geben.
Als sie sich dem Nordpol bis auf fünfzig Kilometer genähert hatten, wurden die Rauchwolken noch dichter. Dennoch konnten sie die Spitzen der fremden Raumschiffe bereits erkennen.
„Vulkane", stellte Gucky fest. „Die Kartas haben den Boden von Nurmo II aufgerissen."
„Ich bezweifle, daß sie damit wirklich etwas erreichen", sagte Atlan.
Die Gruppe flog jetzt mit hoher Geschwindigkeit über einen felsigen Geländestreifen. Überall ragten schroffe Gesteinsspitzen aus dem Boden. Dadurch wurde das Land unübersichtlicher.
„Achtung", schrie Gucky plötzlich. Er spürte die geistigen Ausstrahlungen mehrerer Kartas wie einen körperlichen Schlag.
Eine Faust schien ihn in den Magen getroffen zu haben. Auch Fellmer Lloyd reagierte mit einem Schrei auf die Impulse. Er wurde ebenso überrascht wie der Ilt.
In einer Entfernung von etwa vier Kilometern bildete sich ein Riß, der sich schnell verbreiterte, bis er von Horizont zu Horizont reichte. Rotglühende Lavamassen spritzten daraus empor. Unter unbeschreiblicher Lärmentwicklung schoß die flüssige Glut mehrere tausend Meter in die Höhe.
Irmina Kotschistowa und die fünf Männer schalteten die Schutzschirme ein und flogen weiter, verringerten die Geschwindigkeit jedoch etwas.
Atlan suchte vergeblich nach einem Weg, der an dem Inferno vorbeiführte. Der Vulkan bildete eine undurchdringliche Feuerwand vor ihnen.
„Wir müssen weg hier", rief Gucky. „Ich werde springen."
Er packte Atlan am Arm und deutete nach Süden. Der Arkonide erschrak. Plötzlich erkannte er den Plan der Kartas. In der Wüste braute sich ein Sturm zusammen. In unvorstellbarer Geschwindigkeit jagten die aufgewühlten Luftmassen heran. Sie schleppten Sand und Staub mit sich. Unter dem Druck würde das glutflüssige Gestein nach Norden auf die Raumschiffe der Schwarm-Installateure getrieben werden. Wenn Gucky sie nicht so aus dem Gebiet zwischen Sturm und Vulkan befreite, dann würden sie mitten in die Lava geschleudert werden.
Der Ilt entmaterialisierte zusammen mit Atlan. Sekunden später kehrte er zurück, griff nach Irmina Kotschistowa und verschwand mit ihr. Sie rematerialisierten neben Atlan.
„Wir fliegen weiter"', sagte der Lordadmiral zu ihr. „Gucky kümmert sich um die anderen."
Die Biochemikerin hob zustimmend den Arm. Als sie sich wenig später noch einmal umdrehte, sah sie, daß ihnen Alaska Saedelaere und Toronar Kasom bereits folgten. Gucky und Fellmer Lloyd tauchten gerade auf dieser Seite der Vulkanspalte auf.
Atlan erhöhte die Geschwindigkeit. Rauch, Sand und Schmutz gaben ihnen eine ausgezeichnete Deckung. Zeitweilig wurde die Sicht so schlecht, daß die Raumschiffe nicht mehr zu sehen waren.
Ein ohrenbetäubender Krach unterbrach ihren Vormarsch. Der Lärm war so groß, daß er ihnen die Trommelfelle zu zerreißen drohte, obwohl sie die Außenmikrophone der Helmempfänger auf Mindestleistung herabgedreht hatten. Gleichzeitig packte der Sturm zu und warf sie gegen eine Sanddüne, die überraschend vor ihnen aufwuchs. Sie prallten hart auf, wurden jedoch durch die Einrichtung ihrer Kampfanzüge hinreichend geschützt. Irmina Kotschistowa trug lediglich einige Prellungen davon.
Als Atlan sich nach Süden zurückdrehte, sah er die Dünen.
Sie hatten sich zu einer Höhe von mehreren tausend Metern aufgetürmt und wälzten sich mit beängstigender Geschwindigkeit heran. Die Kartas schienen die gesamten nördlichen Wüstengebiete entleert zu haben, um die Raumschiffe mit den Sandmassen zu erdrücken.
Angesichts dieser Bedrohung konnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die Schwarminstallateure reagierten. Sie mußten etwas tun, wenn sie verhindern wollten, daß ihre Schiffe verschüttet wurden.
Der Arkonide griff nach der Hand von Irmina Kotschistowa.
Toronar Kasom, an dem Fellmer Lloyd festhielt, nahm die andere Hand der Biochemikerin.
Alaska Saedelaere und Gucky schlossen sich der Kette an.
So gesichert, kämpften sie sich weiter nach Norden vor. Immer wieder blickten sie
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