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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bis zur Friedhofsgrenze, wo ein Zaun hochwuchs. Bei den kahlen Büschen war er gut zu erkennen. Ein einfacher Maschendrahtzaun. Und an ihm hing einer der Finsteren fest. Er konnte nicht weiter klettern, weil Suko ihn am rechten Bein festhielt.
    Der Knabe wollte nicht aufgeben. Er hatte seine Finger durch die Lücken des Maschendrahts gesteckt und bewegte sich hektisch.
    Suko machte kurzen Prozeß. Er verdrehte dem Kerl den Fuß, der schrie auf und ließ los.
    Rücklings kippte er dem Inspektor entgegen, der ihn auffing und ziemlich sacht hinstellte.
    Sofort wirbelte der junge Mann herum. Er war der Lederjackenträger. Er trug sein Haar igelkurz geschnitten. Dadurch bekam sein Kopf eine eckige Form. Auch auf seinem Gesicht lagen graue Schminkschatten, und kaum konnte er sich wieder bewegen, als er Suko angriff. Er wollte ihm beide Fäuste ins Gesicht schlagen.
    Da kam er bei Suko gerade richtig. Es war kaum zu verfolgen, wie schnell sich mein Freund bewegte. Die Fäuste des anderen erwischten ihn nicht. Dafür traf Suko richtig.
    Eine gewaltige Ohrfeige ließ den Typ nach rechts kreiseln, die nächste holte ihn wieder in die alte Richtung, dann hebelte Suko dessen Arm herum und nahm den Knaben in den Polizeigriff.
    Der junge Mann sackte zusammen. Er trat, er schrie, und Suko verstärkte den Griff weiter.
    Da wurde der Kerl ruhig. Das heißt, er wehrte sich nicht, obwohl er weiterhin keuchte und sich sogar Schaum vor seinem Mund bildete. Suko hatte mich gesehen und nickte mir zu.
    »Den habe ich.«
    »Gratuliere.«
    »Du sagst das so komisch. Wie ist es dir ergangen?«
    »Pech auf der ganzen Linie. Für die Entführer stand ein Lkw bereit. Damit haben sie den Sarg abtransportiert.«
    »Na ja, wir haben ihn ja.«
    »Los, bring ihn zu Mitic. Ich hoffe, daß er noch vor der Leichenhalle zu finden ist.«
    Der Bursche wollte nicht gehen, stemmte seine Hacken in den Boden und drückte auch den Rücken durch. Suko stieß ihn vor, ohne ihn loszulassen. Da erst taumelte der Knabe weiter.
    Wir hatten Glück. Mitic war noch anwesend. Seine Frau sahen wir nicht mehr. Er selbst nahm die letzten Beileidsbekundungen entgegen, wandte sich aber dann ab, als er uns kommen sah.
    »Sie… Sie haben einen gefaßt?«
    »Ja«, sagte ich nickend. »Mein Freund und Kollege war besser als ich.«
    »Das ist gut.«
    Suko blieb stehen, und Mitic kam auf uns zu. An seinem Schritt und seiner gesamten Haltung erkannte ich, wie sehr er unter Dampf stand. Er schrie den jungen Mann an, der ihm als Antwort vor die Füße spuckte.
    Mitic drehte durch. Er packte dem Kerl in die Haare und versuchte, ihn daran hochzureißen.
    Ich griff ein. »Nicht, Mitic!« Mit einem Stoß beförderte ich ihn zurück. »Denken Sie daran, daß Sie Polizist sind, kein Folterknecht. Zu solchen Methoden brauchen wir nicht zu greifen.«
    Er stand starr und wischte durch sein Gesicht, wo Schweiß und Tränen Spuren hinterlassen hatten.
    »Sie haben recht!« keuchte er. »Ich… ich muß mich entschuldigen.« Er rang nach Atem. »Aber in diesem Fall war ich einfach zu sehr Vater, verstehen Sie?«
    »Natürlich.«
    »Was würden Sie mit ihm machen?«
    Von Suko bekam er die Antwort. Der Inspektor sprach genau in meinem Sinne. »Wie wäre es denn, wenn Sie ihn verhören?«
    Mitic nickte. »Ja, das ist gut. Das ist sogar sehr gut.« Er starrte den jungen Mann an. »Wir unterhalten uns noch!«
    »Fuck your…« war die Antwort.
    »Sei ruhig!« zischte Suko.
    Jedenfalls wußten wir, daß unser »Gefangener« auch unsere Sprache verstand. Das ersparte uns lange Übersetzungen. Es war auch ein Zeichen, daß er aus einer gehobeneren Bildungsschicht stammte, wobei ich wieder an die Uni dachte.
    »Ich habe keine Handschellen bei mir«, sagte Mitic. »Der wird uns…«
    »Aber ich.« Lächelnd hakte ich die Acht von meinem Gürtel los.
    »So etwas gehört immer dazu.«
    »Okay, gehen wir…«
    ***
    Der junge Mann hieß Bruno Jabukovac, stammte nicht aus Zagreb, sondern aus der Stadt Bihac, die weiter südlich lag, nicht weit von den bekannten Plittwitzer Seen entfernt, wo vor Jahren mal Western gedreht worden waren. In Zagreb lebte er nur, weil er hier studierte.
    Mehr sagte er nicht. Er saß schweigend vor uns auf der harten Stuhlfläche, und sein Blick glitt an uns vorbei, wo sich ein vergittertes Fensterrechteck in der Wand befand.
    Mit unserem Büro in London konnten wir schon keinen Staat machen, doch die Bude, in der wir jetzt saßen, glich – mit den glatten, graugrün gestrichenen

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