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0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich…
    Diesmal sahen wir keine Beine. Trotzdem ließ unsere Spannung nicht nach. Auch die Berettas hielten wir schußbereit. Wir standen auf der Lauer und atmeten beide auf.
    Soviel wir mitbekamen, war der Flur leer. Suko sprang als erster aus der Kabine. Ich folgte ihm, jumpte über die Kante und schaute in die andere Richtung des düsteren Ganges, in dem nur zwei Kugelleuchten Licht abgaben, das auf dem polierten Boden einen matten Glanz hinterließ.
    »Leer wie die Geldbörse eines Yard-Beamten kurz vor dem Ersten«, sagte Suko. Er drehte sich wieder. »Fahren wir hinunter?«
    Ich war dagegen. »Diesmal nehmen wir die Treppe.«
    »Aber leise.«
    »Das versteht sich.«
    Jemand, der es radikal auf uns abgesehen hatte, ließ es sicherlich nicht beim, ersten Versuch bewenden. Zwar würden die beiden die Nase voll haben, aber zu dieser Gruppe gehörten schließlich mehr Personen, die hier lauern konnten. Ich war zu der Überzeugung gelangt, daß man uns eine Falle gestellt hatte.
    Bis zur Treppe hatten wir nur einige Meter zu gehen. Der Gang kam uns vor wie ein halbdunkler Tunnel. Rechts und links sahen wir die Türen. Manchmal beschildert mit Namen, die uns nichts sagten.
    Das monotone Geräusch des Paternosters blieb hinter uns zurück.
    Dafür vernahmen wir etwas anderes.
    Musik!
    Wir blieben wie abgesprochen stehen, denn das war uns beiden komisch vorgekommen.
    »Soll das unser Grabgesang sein?« fragte Suko.
    »Hört sich fast so an.«
    Tatsächlich waren es Klänge, die zur Untermalung eines Gruselfilms gepaßt hätte. So düster, so unheimlich, gleichzeitig auch drohend. Eine regelrechte Totenmusik, schwermütig und auch mit Orgelklängen unterlegt.
    »Es scheint so, als würden sie uns erwarten«, meinte Suko.
    »Dann wollen wir sie auch nicht enttäuschen.«
    Auch als wir die breite Treppe erreicht hatten, spielte die Musik.
    Die Klänge wehten über die Stufen zu uns hoch. Sie füllten den Flur aus, hinterließen auf unserem Rücken einen Schauer und paßten auch zu dem düsteren Tageslicht, das durch die breiten Glasbauscheiben eines Lichthofs floß.
    Auf der Treppe stand niemand. Wir schauten frei die breiten Stufen hinunter bis zum leeren Absatz.
    Die unheimliche Totenmusik breitete im Treppenhaus ihre gesamte Fülle aus. Uns floß sie als düsterer Orkan entgegen.
    Wir schauten uns an und hoben die Schultern. Es war nichts zu machen, kein Gegner ließ sich blicken, nur die Musik hörten wir.
    »Dann sehen wir uns den Spieler mal an, der das Band laufen läßt«, schlug Suko vor.
    Mittlerweile hatten wir uns an die Klänge gewöhnt. Sie störten nicht weiter.
    Eine Etage tiefer schauten wir in einen breiten Gang und sahen, daß eine Tür offenstand.
    Im gleichen Augenblick verstummte die Musik. Jetzt hüllte uns die Stille ein, die wir gewohnt waren. Eine Ruhe vor dem Sturm, fast noch schlimmer als die Musik.
    Wir atmeten einige Male tief durch, suchten auch nach den beiden niedergeschlagenen Typen, ohne sie entdecken zu können. Auch andere Darker lauerten nicht auf uns.
    Dennoch war ich davon überzeugt, daß wir erwartet wurden.
    Weshalb stand sonst die Tür offen, wo alle anderen geschlossen waren?
    »Dann wollen wir mal.«
    Ich setzte mich als erster in Bewegung; die Beretta hatte ich nicht weggesteckt. Allerdings wies die Mündung nicht in den Gang hinein. Sie glotzte zu Boden.
    Ich umrundete die Tür. Sie bestand aus dickem Holz, in zwei Lagen aufeinandergepreßt.
    Vor mir lag ein leeres Zimmer. Es war ziemlich geräumig. Die Inneneinrichtung wies auf ein Büro hin. Ein Schreibtisch, mehrere Aktenschränke, eine Schreibmaschine, Besucherstühle und links von uns eine weitere offenstehende Tür.
    Suko stand dicht hinter mir und flüsterte mir ins Ohr, daß wir hier diesen Dekan Dibbuk finden konnten. »Ich habe es auf einem kleinen Schild gelesen.«
    »Hallo!« Ich rief das Wort auf die offene Tür zu und war überrascht, daß wir Antwort bekamen.
    »Ja, kommen Sie herein. Ich habe Sie bereits erwartet!« Der Mann sprach ein glattes Englisch. Seine Stimme tönte uns voll und fast melodisch entgegen.
    »Dem hat man Bescheid gegeben«, wisperte Suko.
    »Klar doch.«
    Ein wenig unbehaglich war mir schon zumute, als ich auf die zweite Tür zuschritt. Dahinter empfing mich ein Zwielicht und füllte das gesamte Arbeitszimmer des Dekans aus.
    Der Raum war größer, als ich mir vorgestellt hatte. Regale vom Boden bis zur Decke, vollgestopft mit Büchern. In der Zimmermitte, wo Platz genug war, stand ein

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