0534 - Der Unsichtbare
überall auftaucht, aber keiner ihn findet, um ihn sicherzustellen! Irgendwo muß doch auch der parken…«
Robin war sicher, daß sie sich dabei schließlich trotz getrennter Vorgehensweisen wieder treffen würden, und daß er es sein würde, der die Lösung fand. Er fuhr mit dem Dienstwagen zur Tankstelle hinaus. Die uniformierten Kollegen, die die Anzeige aufgenommen hatten, waren schon wieder verschwunden.
Robin ließ sich den Fahrer des grauen Volvo beschreiben. Anschließend schaute er sich die Videoaufzeichnung an, die den Fahrer einmal in wunderschöner Porträtaufnahme erwischte, weil er zufällig in die Kamera sah. Danach deutete nichts darauf hin, daß er dadurch vielleicht unruhiger geworden wäre. Gelassen beendete er den Tankvorgang, stieg ein und fuhr davon.
Robin ging auf Standbild und versuchte mehr zu erkennen. »Gibt es eine Möglichkeit, davon eine Art Einzelbild zu fertigen oder gar einen Ausdruck?«
»Hören Sie, Inspektor… so weit sind wir mit der Computertechnik hier noch lange nicht! Was glauben Sie, was so eine Anlage zur Videobandbearbeitung kostet? Aber Sie können die Cassette mitnehmen und es selbst ausprobieren!«
Was Robin dann auch tat.
Der Frage, wieso sich plötzlich die Mordkommission für einen Tankstellenbetrug interessierte, beantwortete er nicht, sondern fuhr zurück zur Präfektur und drückte das Videoband einem der Technik-Spezialisten von der Spätschicht in die Hände. »Davon brauche ich einen Computerausdruck, und zwar vergrößerungsfähig oder auch schon gleich vergrößert.«
Zehn Minuten später hielt er das Bild in der Hand. Der Bearbeiter hatte das Standbild vom Videoband abgetastet und dann im Computer bearbeitet. Per Laserdrucker war der Bildausschnitt, der den Betrüger zeigte, zu einem großen »Starporträtfoto« gemacht worden, wie der Techniker es nannte.
Robin bedankte sich und verschwand mit Bild und Videoband in seinem Büro.
Er wußte jetzt, was er schon bei der ersten Schilderung des Täters geahnt hatte: Das Gesicht des Betrügers war eine der gestohlenen Masken, die den ganzen Kopf umschlossen. Ein wenig war diese Maske allerdings auch bearbeitet und optisch »aufgefrischt« worden. Beim Kunstlicht unter der Tankstellenüberdachung war kaum zu erkennen, daß es sich um eine Maske handelte. Wer achtete schon auf so etwas? Weder das Tankstellenpersonal im Glaskasten, noch andere Kunden, und wenn, dann wunderten die sich höchstens über den Verrückten, dem es Spaß machen mußte, sich bei sommerlichen Temperaturen so ein schweißtreibendes Ding über den Kopf zu ziehen.
Bedauerlicherweise half dieses Bild Robin nicht sehr viel weiter. Danach eine Fahndung auslösen zu lassen, war illusorisch – der Täter konnte die Maske jederzeit weiter verändern, oder einfach eine der anderen verwenden. Doch es war die Bestätigung für zumindest eine der robin'schen Theorien.
Wenn das hier stimmte – dann lag Robin vermutlich auch mit seinen anderen Vermutungen richtig!
»Langsam rundet sich das Bild«, murmelte er.
Und entdeckte plötzlich etwas, das ihn überraschte…
***
Nicole hatte Patricias Wunsch nach einer Waffe erst einmal abgelehnt. »Das ist keine Lösung, vor allem, solange wir nicht wissen, ob dieser Fremde wirklich gefährlich ist oder nicht. Vielleicht will er uns nur beobachten, ist so eine Art Verhaltensforscher…? Willst du dann an ihm zur Mörderin werden? Und selbst wenn er ein Bösewicht sein sollte, ist es besser, wenn du es Zamorra und mir überläßt, sich um ihn zu kümmern. Außerdem: er ist unsichtbar! Wie willst du ihn treffen? Du siehst ihn nur bei direktem Körperkontakt für den Bruchteil einer Sekunde als Schemen. Aber im nächsten Moment kann er schon wieder ganz woanders sein. Er bewegt sich dermaßen schnell und unauffällig, daß er dabei vermutlich nicht einmal einen stärkeren Lufthauch auslöst. Du würdest dir eher selbst ins Bein schießen, als ihn zu treffen…«
Die Schottin wirkte nicht so, als würde sie sich mit dieser Antwort zufriedengeben. Aber nachdem Nicole sah, daß sie wieder wohlauf war, zog sie sich zurück, um nach Zamorra zu suchen. Ihr ursprüngliches Vorhaben, Patricia den Auszug aus dem Château auszureden, stellte sie zurück. Im Moment war die junge Mutter einem solchen Gespräch wohl kaum zugänglich.
In seinem Arbeitszimmer konnte Nicole Zamorra nicht finden. Es sah auch so aus, als hätte er es ziemlich überraschend verlassen. Gerade, als sie überlegte, wo er sich vielleicht
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