0534 - Der Unsichtbare
vielleicht die beste aller Lösungen war, aber sein Verstand sagte ihm, daß diese Erscheinung mit dem Benutzen des Dhyarra-Kristalls zu tun hatte und in Kürze wieder vergehen würde. Mit einem entschlossenen Ruck zog er sich hoch, arbeitete sich auf das Brett zurück und tauchte in die Dachluke. Erst, als er das geschafft hatte, atmete er erleichtert auf. Auch wenn er nicht unter ausgeprägten Schwindelgefühlen und Höhenangst litt, fühlte er sich auf so unsicheren Flächen nicht besonders wohl.
Selbstmord!
Voller Unglauben stöhnte er auf, als er sich daran erinnerte, was er hatte tun wollen. Das gab's doch nicht! Er war doch nicht der Typ für Suizid! Dafür lebte er schließlich viel zu gern, vor allem, nachdem die Quelle des Lebens ihm und seiner unendlich geliebten Lebensgefährtin relative Unsterblichkeit, also zumindest ein sehr, sehr langes Leben, gewährt hatte!
Er hatte also unter einem fremden Einfluß gestanden!
Das war fast unmöglich. Zamorra gehörte zu den Menschen, die nicht hypnotisiert werden konnten, wenn sie sich der Hypnose nicht ganz bewußt von sich aus öffneten. Hinzu kam die Para-Sperre, die verhinderte, daß andere seine Gedanken lesen konnten. Er war also optimal abgesichert.
Trotzdem unter einen fremden Einfluß zu geraten, der ihm noch dazu zum Selbstmord bringen wollte, war praktisch unmöglich.
Und doch hatte diese Aktion stattgefunden!
Zamorra schloß die Dachluke und kehrte wieder in den normal bewohnbaren Bereich des Châteaus zurück. Er überlegte. Hatte der fremde Einfluß nicht im gleichen Moment sein Ende gefunden, als er abrutschte und mit beiden Händen zugriff, um sich an der Laufplatte festzuhaltren? Hatte er dabei nicht Dhyarra-Kristall und Blaster verloren? Die Strahlwaffe, die er erst unter dem selbstmörderischen Einfluß aus dem Safe geholt hatte? Nachdenklich betrachtete er die Abschürfung an seiner Handkante, die er der 3-Sekunden-Tresortür zu verdanken hatte.
Und hatte der seltsame Einfluß nicht begonnen, als er den Dhyarra-Kristall einsetzte, um den Unsichtbaren zu finden?
Jetzt, da er den Kristall losgelassen hatte und der direkte Kontakt nicht mehr bestand, war es vorbei…
Und die Kopfschmerzen ließen auch schneller nach als beim letzten mal. Er konnte schon wieder einigermaßen klar denken! Dieses klare Denken sagte ihm allerdings auch, daß der Dhyarra die Schuld an seinem mißlungenen Suizidversuch trug.
Nicht der Dhyarra an sich. Sondern die Situation, in der er eingesetzt worden war. So etwas war Zamorra noch nie zuvor passiert, nicht mit diesem Kristall und mit keinem anderen, aber auch nicht mit irgendeinem anderen magischen Instrument!
Er war beeinflußt worden… über den Dhyarra-Kristall?
Doch wie konnte jemand Macht über einen Dhyarra haben, ohne ihn selbst zu berühren? Das war nach allem, was Zamorra über die Sternensteine wußte, unmöglich. Sie ließen sich nicht aus einer noch so geringen Entfernung manipulieren, sondern brauchten den unmittelbaren Hautkontakt, aber wenn jemand anderer den Kristall berührt hätte, hätte Zamorra das doch merken müssen!
Er stand vor einem Rätsel.
Und er ahnte nicht, daß dieses Rätsel einmal vor tausend Jahren das Schicksal eines mächtigen Volkes entschieden hatte, und daß eine ähnliche Entscheidung jetzt abermals bevorstand.
Jene, die damals fast gesiegt hatten, waren erneut auf den Plan getreten, um zu vollenden, was ihnen einstmals nicht gelungen war.
Und sie unterschieden nicht zwischen Schuldigen und Unschuldigen…
***
Robin hatte seine Kollegen vom Diebstahldezernat heiß gemacht, ihn zu informieren, wenn wieder eine Trankstelle einen Diebstahl meldete. Kurz bevor er Feierabend machen wollte, kam die telefonische Mitteilung.
Robin grinste Brunot an, der schon seine Jacke und die Schiebermütze vom Kleiderständer nahm, weil er so schnell wie möglich heim wollte. »Volltreffer«, bemerkte er. »Grauer Volvo 760, das Kennzeichen stimmt mit dem zuletzt gestohlen gemeldeten überein, und diesmal gibt es sogar ein Bild von dem Tankbetrüger, weil die Tankstelle mit einer Videoanlage überwacht wird! Ich fahre mal hin und schaue mir die Aufzeichnung an…«
»Ich habe Feierabend!« erinnerte Brunot und kam damit der Anfrage Robins zuvor, ob er nicht ein Überstündchen dranhängen möchte. »Dieser Volvo ist Ihr Privathobby, Chef. Ich stürze mich dann morgen wieder auf unsere unerledigten Mordfälle. Mir ein Rätsel, wieso dieser verdammte gestohlene Volvo immer wieder
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