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0534 - Die Hexen des Spuks

0534 - Die Hexen des Spuks

Titel: 0534 - Die Hexen des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlechtgeht, mußt du ein Kreuzzeichen schlagen, dann wird alles gut, mein Junge!
    Dann wird alles gut!
    Die Worte der Mutter klangen noch jetzt in seinen Ohren nach, und er sah auch ihr freundliches und besorgtes Gesicht wieder vor sich. Er hatte ihr immer geglaubt. Die Belehrungen waren damals sehr wichtig gewesen, sie waren es heute ebenfalls.
    Seine rechte Hand hatte er frei, er brauchte sie nur vom Lenkrad zu lösen und das Kreuzzeichen schlagen.
    »Na komm schon«, flüsterte die Frau. »Komm zu mir. Bei mir bist du besser aufgehoben.«
    Sie zog ihn zu sich heran, das heißt, sie wollte es, aber Hein hielt sich noch fest.
    Das ärgerte die Frau. »Du willst nicht?« Ihre Stimme klang diesmal wütend und lauernd, nicht mehr verhältnismäßig sanft.
    »Ja«, sagte er, »ja…« Hein löste seine Hand von dem griffigen Lenkrad – und schlug noch im gleichen Moment das Kreuzzeichen.
    Sein Arm befand sich noch in Bewegung, als er bereits den Schrei der Untoten vernahm. Es war ein quietschender Laut, der in einem wütenden Krächzen endete. Sie ließ sein Gelenk so hastig los, als hätte sie sich verbrannt, taumelte zwei, drei Schritte zurück, ballte die rechte Hand zur Faust und drohte ihm.
    Für Hein Feddersen zählte nur, daß er freigekommen war. Alles andere war nicht mehr wichtig. Er konnte sich bewegen, er würde fahren können und dieses schreckliche Weib zurücklassen.
    Seine Hand tastete nach dem Zündschlüssel, um ihn herumzudrehen, doch eine andere war schneller.
    Sie tauchte an der rechten Seite auf. Die Finger wirkten lang und schlank, trotzdem glichen sie Stümpfen, als hätte man sie einfach verkürzt.
    »Nein, nicht!« hörte er eine weitere Frauenstimme, bevor die Finger mit einem Ruck den Schlüssel aus dem Zündschloß zogen…
    ***
    Eine zweite, dachte Hein Feddersen, da ist eine zweite. Und eine dritte würde bestimmt auch in der Nähe lauern.
    Er kam nicht dazu, diesen schrecklichen Gedanken weiterzuführen, denn die zweite Frau zeigte keine Geduld. Sie packte ihn an der Schulter. Die kurzen Fingerstümpfe wirkten wie der Druck von Stöcken, dann riß sie ihn einfach um.
    Hein Feddersen kippte zur Seite und aus dem Trecker. Er hatte sich noch festhalten wollen, das schaffte er nicht mehr, weil er ins Leere griff, und der graue Boden raste auf ihn zu.
    Bevor er jedoch hart aufschlug, winkelte die zweite Frau ihr Bein an. Er schlug auf den Oberschenkel. Sein Fall wurde gebremst, er spürte ihre Totenarme, die ihn umfaßt hielten. Er vernahm auch das häßliche Lachen.
    Dann hielt sie ihn fest.
    Er lag in ihren Armen, als wäre er ein Geliebter dieser schrecklichen Person.
    »Nein, bitte, ich…«
    Eine kalte Klaue preßte sie auf seinen Mund. Sie erstickte die nächsten Worte.
    Hein konnte über die Schulter der Gestalt hinwegblicken und sah die beiden anderen, die seinen Trecker umrundet hatten und auf ihn zukamen. In den Gesichtern stand ein häßliches Grinsen, ihre breiten Lippen waren verzogen, und sie sprachen gemeinsam die nächsten Worte, die ihm fast das Herz zum Stillstand brachten.
    »So wie es mit uns geschehen ist, wird es auch mit dir sein, mein Freund. Wir werden dich begraben, bei lebendigem Leibe begraben…«
    ***
    Es war eine Hetze gewesen.
    Frankfurt – Hamburg im Jet, dann die Fahrt im Leihwagen nach Norden.
    »Ob wir schneller sind als der Porsche?« fragte Will, der diesmal am Lenkrad des ebenfalls geliehenen BMW’s saß.
    »Fliegen kann er auch nicht. Wie ich weiß, sind die deutschen Autobahnen nicht gerade frei.«
    »Das ist unsere Hoffnung.«
    Die Sonne meinte es gut mit dem westlichen Europa. Auch über Holstein spannte sich ein herrlich blauer Frühlingshimmel, der mir fast unendlich erschien und kaum von einer Wolke bedeckt war.
    Wir hatten die E 3 genommen, die grenzüberschreitend nach Dänemark führte.
    Das Land war flach wie ein Brett, jedoch nicht ohne Reiz. Schmucke Ortschaften wechselten ab mit waldreichen Gebieten, Mooren, kleinen Seen und Flüssen.
    Vogelschwärme tummelten sich in der klaren Luft. Wenn ich mir dieses Bild so betrachtete, konnte ich kaum daran glauben, daß es auch so etwas wie Umweltverschmutzung gab.
    Auf der Bahn kamen wir gut voran. Neumünster lag hinter uns, wir rollten bereits in Richtung Rendsburg. So weit brauchten wir jedoch nicht. Nördlich des Brahmsees mußten wir abfahren.
    »Na?« fragte ich Will, »wie gefällt dir der Wagen?«
    »Nicht schlecht.«
    »Aber…«
    Will schmunzelte. »Ich habe mir vorgenommen, zunächst

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