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0534 - Die Hexen des Spuks

0534 - Die Hexen des Spuks

Titel: 0534 - Die Hexen des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah er wieder klarer und auch den dunklen Saum vor sich. Fast schwarz, dennoch nur ein dunkles Grün, wie bei einem langgestreckten Waldrand.
    Wenn der es mal gewesen wäre, aber auch auf dem Friedhof standen hohe Bäume.
    Dahin schleiften sie ihn.
    Du wirst bei lebendigem Leib begraben, hatten sie ihm versprochen. Immer wieder stieß ihm dieser eine Satz auf, und sie wollten diesen Vorsatz tatsächlich umsetzen.
    Da schrie er.
    Es war mehr ein Keuchen, denn er bekam das Wort nein kaum heraus. Ein Schatten erschien vor seinen Lippen, dann klatschte die Hand vor seinen Mund, er schmeckte plötzlich Blut, senkte den Kopf und taumelte weiter. »Dir wird keiner helfen«, hörte er die haßerfüllte Stimme der ersten Frau. »Das schwöre ich dir, du verfluchter Hundesohn!«
    »Warum?« keuchte er unter Tränen. »Warum gerade ich? Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, ich habe mit euch nichts zu tun gehabt. Als ihr gestorben seid, da habe ich noch gar nicht gelebt, versteht ihr? Ich bin unschuldig, verdammt!«
    »Das sagen alle.«
    »Aber ich bin es wirklich!« brüllte er über den Friedhof. »Ich bin es wirklich!«
    »Weiter!« kreischten sie. »Weiter!« Abermals bekam er einen harten Schlag in den Rücken.
    Wie alle älteren Friedhöfe, war auch dieser von einer Mauer umgeben. Die Steine waren kaum zu erkennen, weil sie unter einer dicken Schicht aus Moos und Pflanzen verschwanden. Die Mauer war verschieden hoch, sie verlor an Höhe, je mehr sie in die Nähe des offiziellen Eingangs kam.
    Hein Feddersen war noch immer so fertig, daß er die Abgrenzung nicht klar erkennen konnte. Sie tanzte und schwang vor seinen Augen hin und her.
    Mittlerweile schleiften seine Füße durch das hohe Gras. Es wuchs auch an der Mauer hoch, gegen die er gestoßen wurde.
    Jemand griff ihn mit fünf Fingern in den Nacken und hielt seinen Kopf so fest.
    »Wenn du dich rührst, werde ich dein Gesicht gegen die Mauer schlagen!«
    »Nein, bitte…«
    »Tu also nichts!«
    »Gut, ich werde machen, was ihr wollt.«
    »Wir gehen jetzt gemeinsam in die kleine Leichenhalle. Dort steht der Sarg für dich!«
    Hein hatte mittlerweile soviel Schreckliches erlebt, daß ihn selbst diese Worte nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen konnten und er nur noch nickte.
    Sie zogen ihn herum. Sehr hart und schnell, so daß ihn wieder schwindelte.
    An der Mauer entlang schleiften sie ihn zum Eingang des kleinen Friedhofs. Ein altes Eisentor, mit grüner Patina überzogen, wurde durch einen Fußtritt nach innen gestemmt.
    Der Landwirt bewegte seine Beine wie in Trance. Ersah nicht, wo er ging, nahm die Gräber nicht wahr, sah auch nicht die Steine, die Büsche, das hohe Gras und die Kronen der Bäume, die über ihm hellgrünes, junges Laub zeigten.
    Der Blütengeruch wehte in seine Nase und kam ihm persönlich vor wie Modergestank.
    Obwohl sich Hein Feddersen noch in der normalen Welt befand, hatte er das Gefühl, in eine fremde, unheimliche gestoßen worden zu sein, wo der Tod regierte.
    Erst als er die Kühle auf seiner Haut spürte, stellte er fest, daß sie sich nicht mehr im Freien befanden und die Leichenhalle betreten hatten, die ebenfalls ein typisches Flair aufwies.
    Da vermischten sich der Geruch von Desinfektionsmittel und der von Bohnerwachs mit dem Duft von Lorbeeren und Fichten.
    Dicht neben einem alten Eisenkreuz stießen sie ihn gegen die Wand. Mit der Schulter berührte er das Kreuz und riß es zu Boden.
    Eine der Frauen kickte es mit ihren nackten Füßen weg. Erst jetzt kam Hein zu Bewußtsein, daß diese Personen keine Schuhe trugen.
    Barfuß hatten sie sich durch das Gelände bewegt. Wo andere längst blutige Füße bekommen hätten, tat sich bei ihnen nichts.
    Sie standen vor ihm.
    Drei aus dem Grab zurückgekehrte Frauen, bedeckt mit einer zerfetzten Kleidung, die über der teigigen Haut lag. Ihre Augen hatten einen grauen Ton bekommen, Hein wußte auch, daß sie pechschwarz werden konnten. In ihren Haltungen glichen sie Raubtieren, die sich gleich abstoßen wollten, um ihr Opfer zu zerreißen.
    »Jetzt sind wir hier!« flüsterte Clara Glesius, »aber du kennst dich ja aus. Wir brauchen dich nicht mehr in die Leichenhalle zu zerren.«
    Er nickte.
    »Wenn du einmal dort bist, wirst du durchgehen und den Nebenraum betreten, wo der Sarg auf dich wartet.«
    »Ja…«
    »Dann geh endlich!«
    Er konnte nichts gegen sie unternehmen. Diese Bestien waren immer stärker als er.
    Also setzte er sich zitternd in Bewegung. Seine Sohlen schleiften über

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