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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Stuhl ist stabil gebaut.«
    »Ich war eben vorsichtig. Aber lassen Sie das förmliche Mister. Sagen Sie John.«
    »Natürlich.« Auch sie nahm Platz. Dabei bewegte sie sich wie eine Tänzerin. Ich konnte mir gut vorstellen, daß Evangeline zu den Menschen gehörte, die eine Naturbegabung besaßen, die ihnen diese Geschmeidigkeit erlaubte.
    Sie richtete ihren Blick auf mich. Ich mußte einfach in die Augen sehen. Man konnte nicht von einem Ausdruck sprechen. Sie waren fordernd, lockend, geheimnisvoll, lauernd und abwartend zugleich.
    Dieser Blick brannte unter der Haut.
    »Möchten Sie etwas trinken, John?«
    »Im Moment nicht, danke.«
    »Womit kann ich Ihnen dann helfen?« Sie lächelte und schlug die Beine übereinander. Allein diese Bewegung beinhaltete eine gewisse Lockung, auch deshalb, weil sie den abwärts der Taille weit geschwungenen Rock in die Höhe zupfte und viel von ihren sonnengebräunten Beinen sehen ließ.
    »Eigentlich geht es nicht um mich oder um Sie«, sagte ich.
    »Nein…?«
    »Ich suche einen Freund.«
    Evangeline lachte. »Das ist gut, wirklich. Ausgerechnet bei mir, wo wir uns doch gar nicht kennen.«
    »Stimmt, aber Sie kennen diesen Freund von mir.«
    »Wer soll das sein?«
    »Er heißt Bill Conolly.«
    Sie schaute gegen ihre Hände. Sekundenlang geschah nichts.
    Evangeline tat, als müßte sie überlegen. »Meinen Sie wirklich, daß ich ihn kennen müßte?«
    »Davon bin ich überzeugt!«
    »Was macht Sie denn so sicher?«
    »Seine Aussagen. Er ist schließlich nicht ohne Grund von London in die Staaten gekommen, und dieser Grund waren Sie, Evangeline. Haben Sie gehört?«
    »Ja, natürlich.« Sie warf ihre halblangen Haare zurück, die so aussahen, als hätten sie nie die Schere eines Friseurs gesehen. »Soll ich jetzt gschmeichelt sein?«
    »Das bleibt Ihnen überlassen, Evangeline. Hat Bill Conolly nichts von mir erzählt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Damit hatte sie zugegeben, daß sie Bill kannte. »Also, wann war er bei Ihnen?«
    »Ich habe mit ihm geredet.«
    »Worüber?«
    »Über alles Mögliche.« Sie lachte leise. »Ich glaube, daß er sich in mich verliebt hat. Ja, er war ganz hingerissen. Er starrte mich ständig an, machte mir Komplimente. Es war schon fast peinlich.«
    »Hat er nichts über den eigentlichen Grund erzählt, weshalb er diese Reise unternahm?«
    Evangeline schaute mich so naiv an, daß ich ihr schon keinen Glauben schenkte. »Nein«, erwiderte sie. »Ich kann mich wenigstens nicht daran erinnern. Was soll denn der eigentliche Grund seiner Reise gewesen sein, John?«
    »Ihr Schicksal.«
    »Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht.«
    »Evangeline«, sagte ich leise und beugte mich vor, »Sie sind ein bezauberndes Mädchen, das ist eine Tatsache. Bestimmt bin ich nicht der einzige, der Ihnen das sagt. Mein Freund Bill Conolly hat sich ebenfalls fasziniert gezeigt, aber es ging ihm nicht allein um Ihr Aussehen, er hat im Prinzip andere Gründe gehabt, weshalb er Sie besuchte. Soviel mir bekannt ist, umgibt Sie ein Geheimnis.«
    Sie breitete die Arme aus. »So – ein Geheimnis. Sehen Sie eines?«
    »Nein, das ist unsichtbar. Doch Bill wußte, weshalb er kam. Er ist Reporter und arbeitet an Berichten, die…«
    »Sind Sie es auch?«
    »Ja, ein Kollege und Freund. Bill ist nur vorgeflogen, um das Terrain zu sondieren.«
    »Ja und?« Sie schaute auf ihre langen Finger und die mit unterschiedlichen Farben lackierten Nägel.
    »Es geht um Sie, Evangeline. Sie gehören zu den Personen, die von einem Geheimnis umgeben sind.«
    Ihr Lächeln wehte mir als Spott entgegen. »Sehe ich wirklich so geheimnisvoll aus?«
    »Das auch. Nur spreche ich von einem anderen Geheimnis. Wissen Sie eigentlich, daß es Menschen gibt, die schon einmal gelebt haben? Ist Ihnen das bekannt?«
    Bisher hatte sich die schöne Kreolin ziemlich lässig mir gegenüber gezeigt. Sie war auch sicher gewesen, nun aber änderte sich dieser Zustand. Sie setzte sich starr hin, der Blick war lauernd. Mit leiser Stimme fragte sie: »Was hat das denn mit mir zu tun?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Sie waren eine Person auf seiner Recherchenliste, vielmehr auf unserer. Wir arbeiten für eine große Illustrierte und haben den Auftrag bekommen, uns um Personen zu kümmern, die ein besonderes Schicksal besitzen…«
    Ihr Lachen unterbrach mich. »Da sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen? Auf ein Mädchen aus den Bajous?«
    »Ja.«
    »Das kann ich nicht glauben. Das ist einfach Unsinn. Was sollte ich mit

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