Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
was Lossardo nicht gefiel. »He, willst du ihn nicht tot sehen?«
    Evangelines Blick war glanzlos. »Ich… ich weiß es nicht. Ich muß darüber nachdenken.«
    Lossardo stand auf. »Das sollst du auch, Mädchen. Denke darüber nach, aber es wird nur eine Entscheidung für dich geben. Du kannst sie mir mitteilen, wenn ich zurückkehre, und dann nicht allein. Ich bringe außer Sandra noch Bill Conolly mit. Du wirst in die Fußstapfen deiner Mutter treten, weil du nicht anders kannst. Denke daran, daß ich dich nicht grundlos aufgezogen habe.«
    Er ging und wandte ihr dabei den breiten Rücken zu, auf den sie starrte. Der Panther hielt sich so dicht an seiner Seite, daß er den Mann berührte. Ohne angeleint zu sein, schritt er neben Lossardo her, dessen Schritte auf dem Platz draußen verklangen.
    Allein blieb Evangeline Cortland zurück. Allein mit den Gedanken und den widersprüchlichsten Gefühlen. Sie saß da, starrte auf den Tisch, ohne ihn eigentlich zu sehen. Die Platte verschwamm vor ihren Augen. Eigentlich war sie grau, doch nun zeigte sie plötzlich Farben, die sehr bunt waren und ineinanderliefen.
    Sie schluckte, der Hals war trocken, in ihrem Innern brauste es auf, so daß sie den Eindruck bekam, es würde eine zweite Seele unsichtbar durch den Körper kreisen.
    Was war das nur?
    Die Farben blieben, vermengten sich und ließen das Gesicht einer Frau erkennen. Dunkel, düster und hexenhaft. Der breite Mund war verzogen und stellte ein häßliches Grinsen dar. Evangeline hatte ihre Mutter nie gesehen, sie wußte nur aus Beschreibungen, wie diese ausgesehen hatte.
    Und sie erinnerte sich an das Relief im Grabstein. Die dort eingemeißelten Züge glichen denen, die sie auf der Tischplatte sah.
    Also stellte der Abdruck das Gesicht ihrer Mutter dar! Einer Toten, die sich aus dem Jenseits meldete.
    Die Lippen bewegten sich, als wollte der Mund bestimmte Wörter formen.
    Evangeline starrte ihn an. Sie versuchte, herauszulesen, was die Mutter von ihr wollte, sie schaffte es nicht.
    Dann verschwand das Gesicht. Es löste sich auf, als hätte jemand mit einem Lappen darüber hinweggeputzt.
    Die Kreolin stöhnte auf und drückte sich zurück. Schweiß lag auf ihrem Gesicht und machte es glänzend wie eine Speckschwarte. Sie konnte kaum atmen, so stark war der Druck geworden, und sie schüttelte nur den Kopf, während sie den Namen des Reporters flüsterte.
    »Bill Conolly«, sagte sie und wiederholte den Namen. »Weshalb hast du das getan? Weshalb hast du gemordet? Du hattest keinen Grund, diesen Menschen umzubringen. Er hat dir nichts getan, überhaupt nichts, aber du hast ihn getötet. Einfach so, einfach so…«
    Daß es auch anders gewesen sein könnte, daran dachte sie in diesen Augenblicken nicht. Zu sehr stand Evangeline Cortland unter dem Bann des Lossardo.
    »Warum?« hauchte sie wieder. »Warum das alles?«
    Eine Antwort bekam sie nicht, doch sie spürte, wie sich in ihrem Innern etwas veränderte.
    Beim ersten Zusammentreffen hatte es bei ihr wie der Blitz eingeschlagen.
    Dieser Fremde hatte für sie einiges bedeutet, wie Lossardo, der für das Mädchen inzwischen zu einem regelrechten Alptraum geworden war.
    Sie hatte auch die Hoffnung gehabt, daß Bill sie aus dieser Welt hätte retten können.
    Dieses Gefühl war nun zerstört worden. Der Fremde war ein Mörder, der Mörder ihres Vaters.
    Allmählich wechselte bei Evangeline die Gefühlslandschaft. Etwas anderes stieg in ihr hoch – Haß!
    Sie stand auf. »Wenn du das tatsächlich getan hast«, flüsterte sie, und es klang wie ein Versprechen, »werde ich mich schrecklich an dir rächen. Dann schrecke ich vor nichts zurück, vor gar nichts!« schrie sie. Anschließend sank sie weinend auf den Stuhl zurück.
    Sie blieb so sitzen, bis sie von einem Geräusch aufgeschreckt wurde. Ein Wagen rollte bereits auf den Platz vor den Häusern, und seine Reifen wirbelten eine breite Staubfahne hoch.
    Sie stand auf, rieb sich die Augen, schaute nach draußen und sah, daß ein fremder, blonder Mann das Auto verließ.
    Auch ihn hatte sie noch nie gesehen, aber sie wußte sofort, daß er sie sprechen wollte.
    Evangeline Cortland trat hinaus auf die Veranda…
    ***
    Die Verlängerung der Mündung wies haargenau auf einen Fleck zwischen Perez’ Augen.
    Der Mestize rührte sich nicht. Nur in seinen Pupillen sah Bill die Überraschung, denn Perez hatte mit einer solchen Aktion nicht gerechnet. Auch nicht der Weiße, der dennoch leise lachte. »Glaubst du denn, daß du

Weitere Kostenlose Bücher