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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das überraschte Gesicht dicht vor sich. Bill wuchtete sein Knie hoch, hörte den Mann stöhnen, sah ihn zusammensacken. Gedankenschnell hatte der Reporter ihn schon gegen die Wand gepreßt und nach der Schrotflinte gegriffen.
    Zum Glück für ihn hatte der Finger des Mannes noch nicht den Abzug umklammert. Bill konnte ihm die Waffe entreißen und stieß den Kolben nach vorn. Der Treffer raubte dem anderen die Luft.
    Sein Gesicht verzerrte sich, als er in die Knie sackte, Bill schnell zurücksprang und den Kerl nach vorn über einen Tisch fallen sah.
    Die anderen Gäste sprangen auf, und plötzlich erschien auch wieder der Pockennarbige.
    »Jagt ihn!« brüllte er durch das Lokal und übertönte mit seiner Stimme noch die Musik. »Jagt ihn bis in die Hölle!«
    Die Meute sprang hoch, während Bill durch den Eingang flitzte.
    Er wußte, daß es für ihn verdammt eng wurde…
    ***
    Evangeline Cortland stand im Schatten der Veranda. Ich in der Sonne, die gegen meinen Rücken strahlte und mich so nicht blenden konnte. Deshalb konnte ich das Mädchen so gut erkennen und mir sein Aussehen einprägen. Zwischen uns schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Wir befanden uns in einem Vakuum. Die Hitze, die grüne Wand des Dschungels, der Staub, das Gackern der Hühner, das Grunzen der Schweine aus einem nahen Stall, selbst das Hecheln der vorbeistreunenden Hunde, all das störte mich, denn der Anblick dieses Mädchens nahm mich gefangen, und ich konnte Bill Conolly verstehen, daß er von diesem Aussehen fasziniert gewesen war.
    Nicht, daß mich Evangeline sexuell erregt hätte, bei ihr war es noch etwas anderes. Sie strahlte eine Faszination aus, die mit ihrer Körperlichkeit nichts zu tun hatte.
    Da war etwas Geheimnisvolles, etwas, das normale Menschen nicht besaßen.
    Eine Aura – unsichtbar, dennoch strahlend, so daß sich bei mir eine zweite Haut bildete. Ich fürchtete mich nicht vor ihr, ich hatte nur das Gefühl, als würde sie locken wollen und mich hineinziehen in die geheimnisvolle Tiefe ihrer Augen.
    Sie war wirklich jung, nicht älter als Zwanzig. Sie war eine Verlockung. Manche Leute hätten sie als lebende Todsünde bezeichnet.
    Sie trug ein sehr eng anliegendes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, dessen blutrote Farbe ihr auf die Haut gestrichen zu sein schien. Die reifen Formen einer Frau malten sich unter dem Stoff ab.
    Das Haar glänzte wie schwarzer Lack. Die Haut zeigte einen kaffeebraunen Farbton, die Lippen waren blaß geschminkt und durch eine Überzeichnung an den Rändern noch breiter gemacht worden.
    Eine kleine Nase, sehr schön geschwungene Augenbrauen, die hohe Stirn, das abwartende Lächeln auf ihren Lippen und die biegsame Figur, das alles mußte einen Menschen locken.
    Auch mich…
    Trotzdem war ich vorsichtig geblieben. Ich hatte die Warnung gespürt, diese andere Aura, deshalb hielt ich mich zunächst einmal zurück. Dafür bewegte sich das Mädchen.
    »Sie wollten zu mir?«
    Ich nickte und kam mir vor, als wäre ich aus einem tiefen Traum erwacht.
    »So ist es. Falls Sie Evangeline Cortland sind?«
    »Die bin ich.«
    »Kann ich Sie sprechen?«
    Sie legte eine Hand um den Pfosten der Veranda. Es sah aus, als wäre das Holz von einer Schlange umfaßt worden. »Ich kenne Sie ja nicht einmal, Mister.«
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Sie sind fremd in Baton Rouge?«
    »Das stimmt.«
    »Da kommen Sie zu mir?«
    »Ja«, ich ging einen Schritt vor. »Wollen Sie mich wirklich in der Sonne braten lassen?«
    »Nein, für einen Weißen sind die Strahlen Gift. Bitte, wenn Sie wollen, dann…«
    Ich ging bereits auf die zweistufige Holztreppe zu, die zur Veranda hochführte. Evangeline hatte zwar nicht zugestimmt, sie lehnte auch nicht ab, sondern trat zur Seite, um mich vorbeizulassen. Die Tür hatte sie geöffnet. Ein dünnes Drahtnetz zwischen den Rahmen hielt die Moskitos ab. Ich ließ Evangeline vorangehen. Sie führte mich in einen kleinen Raum, wo es im Gegensatz zu draußen überraschend kühl war.
    »Na?« fragte sie, »gefällt es Ihnen?«
    Ich lauschte dem Klang ihrer Stimme nach. Er hatte sich verändert, war sogar rauher geworden.
    »Ja, es ist recht nett.«
    »Warum setzen Sie sich nicht?« Sie deutete auf einen geflochtenen Korbstuhl. Über mir sah ich die Flügel eines großen Ventilators. Sie standen still.
    Ich nahm Platz, von Evangeline beobachtet, die leise lachte, als sie das Knarren des Materials vernahm, als es von meinem Gewicht belastet wurde.
    »Keine Sorge, Mr. Sinclair,

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