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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihrem Bericht zu tun haben?«
    »Ganz einfach. Wir gingen davon aus, daß Sie schon einmal als eine andere Person gelebt haben. Mein Freund Bill wollte diese Menschen interviewen. Er wollte, daß sie sich erinnern, Evangeline. Sie sollen sich an Ihr früheres Leben erinnern. Können Sie das? Ist es möglich?«
    Sie sprang auf. »Nein!« Abrupt drehte sie mir den Rücken zu.
    Auch dort zeigte das Kleid einen tiefen Ausschnitt. Die Schulterblätter stachen hervor. Auf der Haut lag ein Schauer.
    Sie blieb stehen, den Kopf zurückgedrückt, die schwarzen Haare berührten den Nacken. Sie sagte nichts, ich hörte allein ihren schweren Atem. Erst jetzt wurde mir bewußt, wie sehr die Luft zwischen den Wänden stand. Es war wärmer geworden, auch der Geruch hatte sich intensiviert. Parfüm, Gewürze, brakiges Wasser, das alles schien sich zu vereinen.
    Das leise Knacken ließ mich zusammenzucken. Im nächsten Augenblick erwischte mich ein Luftstrom. Ich schaute hoch und erkannte, daß sich die Flügel des Ventilators drehten. Sie wirkten träge, langsam, etwas müde, aber sie wurden mit fortschreitender Zeit schneller. Niemand hatte ihn angestellt, jedenfalls hatte ich keine Person gesehen. Möglicherweise reagierte er auf eine Automatik, obwohl ich mir diese technischen Spielereien in einem Haus wie diesem kaum vorstellen konnte.
    Ich stand auf und ging auf Evangeline Cortland zu. Dicht hinter ihr blieb ich stehen, atmete ihren Körpergeruch ein und legte beide Hände auf ihre Schultern. Das mußte ich einfach tun, ich stand wie unter einem inneren Zwang.
    Der Propeller schräg über mir verteilte die Luft und wehte sie mir gegen das Haar und den Nacken. »Evangeline«, sagte ich leise.
    »Was ist mit Bill Conolly? Sie sollten reden. Es ist besser für uns alle. Sagen Sie, was geschehen ist.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Doch, Sie wissen es. Was ist mit meinem Freund Bill Conolly? Er war bei Ihnen, doch jetzt ist er verschwunden, denn er hat sich bei mir nicht mehr gemeldet.«
    »Ich bin nicht sein Hüter.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Aber Sie könnten durchaus wissen, wo er hingegangen ist.«
    »Nein, ich weiß nichts.« Sie verkrampfte sich noch mehr.
    »Außerdem möchte ich, daß Sie gehen.«
    »Gleich. Erst will ich wissen, was mit meinem Freund geschehen ist. Sein Verschwinden ist nicht normal.«
    Evangeline atmete tief ein. »Manchmal sollen wir Menschen Rücksicht auf Kräfte nehmen, die woanders lauern. Wir können sie nicht zähmen. Sie sind vorhanden, und wir haben uns damit abzufinden. Das müssen Sie mir glauben. Keiner kann sich gegen sein Schicksal stemmen. Sie nicht, ich nicht, Bill auch nicht.«
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gut.« Ich nahm meine Hände von ihren Schultern. »Dann sagen Sie mir wenigstens, wo ich ihn finden kann. Ich meine, wo ist er abgestiegen, wenn er nicht gerade bei Ihnen gewohnt hat?«
    »In einem Hotel.«
    »Das hätte ich mir denken können. Ich möchte gern den Namen erfahren.«
    »Ich kenne ihn nicht, aber ich gebe Ihnen einen Rat, John. Verlassen Sie die Stadt und vergessen Sie Ihren Freund. Behalten Sie ihn so in Erinnerung, wie Sie ihn kennen.«
    »Moment mal, das hört sich an, als sei er tot!« Meine Stimme hatte einen scharfen Klang bekommen.
    »Tot?« wiederholte sie und streckte den linken Arm in die Höhe, dem Propeller entgegen. »Es gibt Menschen, die leben zwar, sind aber so gut wie tot, weil sie sich in Dinge eingemischt haben, die einfach zu hoch für sie sind.«
    »Das gilt auch für Bill?«
    »Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?«
    Das hatte sie, aber sie hatte es auch geschafft, mich sauer werden zu lassen. Bisher hatte ich viel Rücksicht auf sie genommen, das änderte sich schlagartig.
    Bevor sie sich versah, hatte ich sie herumgewirbelt, so daß sie mich anschauen mußte. Unsere Gesichter befanden sich nur eine Handbreit entfernt. Ihres hatte einen anderen Ausdruck bekommen.
    Es war starr, aber gleichzeitig verzerrt. Evangeline hatte den Mund halb geöffnet, sie atmete scharf und ätzend.
    »Was ist mit Bill? Was ist mit Ihnen?«
    »Gehhh…!«
    Ich schrak zusammen, als sie das Wort sprach. Es war mir unter die Haut gegangen, denn sie hatte mit einer Stimme gesprochen, die nicht die ihre gewesen war.
    Ein Mann, eine Frau? Steckte ein anderes Wesen in ihr, das ihr diese Stimme geliehen hatte?
    »Evangeline…«
    »Geh weg!« Wieder sprach aus ihr die andere Stimme. Dann streckte sie den rechten Arm aus und preßte ihre Handfläche

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