0536 - Das Haus der Seelenfresser

warf einen Blick auf Merlins Stern, aber das tiefschwarze siebte Amulett reagierte überhaupt nicht. Ein Beweis dafür, daß es erloschen war? Denn sonst hätte es Shironas Anwesenheit doch sicher nicht einfach so toleriert…
    Shirona bemerkte seinen Blick, sah die kohlschwarze Scheibe. Sie stutzte. »Ah… was ist damit passiert?«
    Zamorra trat zwischen sie und das Amulett, das auf Tendykes Schreibtisch lag. »Erst beantwortest du meine Fragen«, verlangte er. »Wie kommst du hierher? Was weißt du über den Angriff der Seelenfresser?«
    Sie lachte spöttisch auf. »Du begreifst immer noch nichts, wie? Ah, das ist gut, Zamorra, das gefällt mir. Warum sollte ich es dir verraten? Such doch selbst nach der Antwort, Meister des Übersinnlichen. Oder bist du vielleicht doch nur ein Lehrling?«
    Mit einer schnellen Bewegung schob sie Zamorra beiseite.
    Er war von ihrer unglaublichen Kraft überrascht. Kein normaler Mensch hätte es geschafft, ihn so einfach zurückzudrängen. Doch sie tat es geradezu spielerisch leicht, beiläufig. So, als würde sie ein lästiges Insekt beiseitewischen!
    Sie griff nach dem Amulett!
    »Finger weg!« schrie Zamorra auf.
    »Zurück!« befahl Nicole. Ihr Zuruf galt beiden - sowohl Shirona als auch Zamorra, den sie aus der Schußlinie haben wollte. Der an der Magnetplatte ihres Gürtels haftende Blaster flog ihr förmlich in die Hand, als sie ihn hochriß und auf Shirona richtete.
    Die ließ sich von der Warnung nicht beeindrucken. Ihre Hand berührte Merlins Stern !
    Nicole schoß.
    Der paralysierende Blitz fauchte aus der Waffe, tanzte und erfaßte Shirona. Aber sie reagierte überhaupt nicht darauf. Im nächsten Moment schaltete Nicole mit einem Daumendruck die Strahlwaffe von ›Betäubung‹ auf ›Laser‹ um.
    Wenn Shirona es so haben wollte… bitte sehr!
    »Zurück, oder ich töte dich!« schrie Nicole warnend.
    Zamorra wollte dazwischengehen. Ehe Nicole schoß, wollte er es anders versuchen und Shirona vom Tisch zurückreißen, um ihr dabei gleichzeitig das schwarze Amulett zu entreißen.
    Aber sie schleuderte ihn durch die Luft zur Seite, kaum daß er sie berührte. Dazu hatte sie kaum einmal den Arm bewegt.
    Da löste Nicole den Laser aus.
    Der grellrote Nadelstrahl fauchte aus dem Projektionsdorn in der Mündung des von Kühlrippen umwundenen Laufes und erfaßte Shironas Arm, um ihn abzutrennen.
    Das magische Wesen lachte nur!
    Der Nadelstrahl verletzte sie nicht!
    Seine hochfrequente Energie wurde einfach absorbiert! Er trennte nicht die Hand mit dem Amulett vom Körper ab, sondern Shirona zog die Hand spöttisch lachend zurück - und war im nächsten Moment verschwunden.
    Zusammen mit Merlins Stern !
    Nicole stürmte vorwärts, griff ins Leere.
    Shirona war fort!
    Die Strahlwaffe auf ›Betäubung‹ zurückzuschalten, war eine tausendmal geübte Reflexbewegung. Dann haftete der Schockblaster wieder an der Magnetplatte. Nicole fuhr zu Zamorra herum. »Alles in Ordnung, Chéri ?«
    Er nickte. »Bei mir schon. Bloß sollte mir bei Gelegenheit jemand verraten, warum diese Shirona mein Amulett klaut… und warum sie selbst eins trägt! Das begreife ich nicht!«
    »Wir werden es herausfinden«, hoffte Nicole.
    »Ich dachte bisher immer«, sagte Zamorra fatalistisch, »du könntest Realitäten richtig einschätzen. Glaubst du wirklich daran?«
    »Du nicht?«
    Zamorra verzichtete auf eine Antwort.
    ***
    Tendyke und die Peters-Zwillinge hatten Zamorra und Nicole in Tendykes Arbeitszimmer alleingelassen. Monica verschwand, um sich frischzumachen, und Tendyke hatte die Hubschrauberleute verabschiedet. In Miami hatte man ihm am Telefon versichert, daß Sheriff Bancroft am kommenden Morgen gleich als erstes nach Tendyke’s Home kommen würde. Man wolle ihn jetzt nicht mehr aus seinem wohlverdienten Schlaf reißen, wenn es nicht lebenswichtig sei, werde ihm aber eine Notiz hinterlassen.
    Tendyke bediente sich an der Hausbar und schenkte auch Uschi ein. Ein drittes Glas füllte er für Monica, die wohl in Kürze wieder hier auftauchen würde. Uschi nippte bereits bedächtig an dem Whisky.
    »Jetzt weiß ich es wieder«, sagte sie plötzlich.
    »Was?«
    »Das Haus, das Roland geerbt hat.«
    »Von wem ist die Rede?« fragte Zamorra, der in diesem Moment, gefolgt von Nicole, das Wohnzimmer betrat. »Entschuldigt die Einmischung… geht es uns nichts an?«
    »Wer weiß«, brummte der Abenteurer. »Als… als hier die Hölle los war, während ihr eure eigene Hölle hattet, habe ich in diesem