0536 - Das Haus der Seelenfresser
gewesen, noch ein wenig Primitiv-Magie anwenden zu können, die sich speziell gegen die Nebelgeister richtete. Aber der Koffer war ja in Baton Rouge gestohlen worden.
Auch Zamorras Versuche, Merlins Stern zu sich zu rufen, blieben erfolglos.
Das Amulett schien tatsächlich… tot .
So versuchten sie alle, ein wenig Ruhe zu finden, trotz der Unsicherheit der Bedrohung, die über ihnen hing. Zamorra ahnte, daß sich die Aktionen der Seelenfresser nicht allein gegen ihn und seine Gefährten richteten, weil sie möglicherweise schon in ein ›magisches Wespennest‹ gestoßen hatten. Wo überall mochten die Nebelgeister sonst noch aufgetaucht sein, um Menschen zu überfallen und ihnen die Seelen aus dem Körper zu reißen?
Er mußte sich dieser Gefahr so schnell wie möglich annehmen und sie beseitigen. Jede verlorene Stunde konnte weitere Menschenleben kosten. Aber überstürztes Vorgehen konnte eher schaden als nützen.
Während er versuchte, einzuschlafen, fragte er sich erneut, wie Shirona an eines der Amulette gekommen war. Hatte sie es einem der anderen Amulett-Träger abgenommen? Wenn ja, wem?
Sicher nicht Asmodis. Dazu war sie, wie Zamorra sie einschätzte, viel zu vorsichtig.
Und noch zwei Fragen bewegten ihn.
Merlins Stern hatte sich immer bemüht, nicht in ihre Nähe zu gelangen. Zamorras Amulett und Shirona waren so etwas wie erklärte Feinde. Für jenes andere Amulett schien das aber nicht zuzutreffen!
Was war der Grund? Lag er in Merlins Stern selbst begründet?
Die zweite Frage: Das geheimnisvolle Wesen hatte schon früher erhebliche Macht besessen und ausgeübt. Wie stark würde es jetzt erst sein, nachdem es auch noch über ein starkes magisches Instrument wie einen der sieben Sterne von Myrrian-ey-Llyrana. verfügen konnte…?
***
Das Wesen, das sich das Aussehen einer schönen Menschenfrau gegeben hatte und sich Shirona nennen ließ, hielt das schwarz verfärbte Amulett in den Händen. Alles deutete darauf hin, daß es erloschen war. Dennoch hatte Shirona das Gefühl, daß sich unter ihren Fingerspitzen immer noch leiser Widerstand regte. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, mit ihrem Angriffsschlag Merlins Stern völlig ausgelöscht zu haben. So stark glaubte sie sich nicht, trotz der Unterstützung durch die Nebelgeister.
»Du verstellst dich«, flüsterte sie. »Du versuchst mich zu täuschen. Aber das wird dir nicht helfen. Du bist mir im Weg. Du warst immer zu mächtig. Und jetzt…«
Jetzt hielt sie es in ihren Händen.
Sie spannte die Muskeln, verlieh ihnen jene stählerne Härte, die andere immer wieder überraschte, wenn sie sie einsetzte. Sie wollte es sich einfach machen, konzentrierte sich auf ihr Vorhaben.
Dann - eine kurze, gewaltige Anstrengung! Ein schneller Ruck.
Mit einem hellen metallischen Klang, der fast einem Schrei glich, zerbrach das siebte Amulett zwischen Shironas Händen!
***
Mit einem jähen Ruck fuhr Zamorra aus seinem Schlaf hoch. Etwas war geschehen.
Er hatte das Gefühl, jemand würde einen glühenden Dolch durch seine Schädeldecke treiben.
Er hielt es in der Enge des Zimmers nicht mehr aus, stürmte zur Tür hinaus und hastete über den Korridor und durch das leere, dunkle Wohnzimmer zur spaltweit offenstehenden Terrassentür. Er trat in die Nacht hinaus. Leichter Wind kühlte seine glühende Haut.
Aus dem stechenden Schmerz war ein dumpfes Bohren geworden. Zamorra sog die Nachtluft in seine Lungen, massierte seine Kopfhaut. Doch es half nichts. Da warf er sich in den Pool, tauchte unter, und plötzlich glaubte er etwas silbern schimmerndes zu sehen. Als er instinktiv danach greifen wollte, löste es sich jedoch in verwehende Nebelschleier auf.
Er stieß wieder durch die Wasseroberfläche hoch. Abermals atmete er tief durch, hielt sich mit leichten Bewegungen über Wasser.
Über ihm funkelten die Sterne. Weit im Osten zeichnete sich ein heller Streifen am Horizont ab. Die Morgensonne kam früh. Aber noch regierte die Nacht.
Ein Stern flackerte besonders hell.
War das wirklich ein Stern?
Er sank rasch tiefer, und plötzlich, gerade noch eine Handbreite von der Horizontlinie entfernt, zersprühte er in einem wilden Feuerwerk.
Im gleichen Moment gab es die bohrenden Kopfschmerzen nicht mehr.
Doch Zamorra fühlte sich wie gerädert, als er zum Beckenrand schwamm und sich hochzog.
Nicole tauchte neben ihm auf und hockte sich zu ihm, so nackt wie er selbst. »He, Chéri«, sprach sie ihn an. »Alles in Ordnung?«
Er sah sie an. »Hast du das
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