0536 - Götzendämmerung
gelandet.
Auch dort, wie schon auf Aggres, hatten sich zweitausend Wabenblöcke eines jeden Wabenraumschiffes vom Triebwerksteil gelöst. Doch dann hatte es eine Abweichung gegeben: Die Wabenblöcke hatten sich zusätzlich in die tausend Wabenröhren aufgelöst, jede Wabenröhre war selbständig gelandet.
Damals hatte diese Abweichung einige Rätsel aufgegeben, doch jetzt besaß man eine einfache Erklärung. So wie die verschiedenen Völker zwischen der Hypertransition und dem Linearflug wählten und die einzelnen Schiffstypen unterschiedlich einsetzten, so gestalteten sie auch die Aufgliederung der Wabenraumschiffe in ihre Fragmente individuell.
Diesmal wurde wieder die zuerst demonstrierte Methode angewendet. Die zweitausend Wabenblöcke setzten sich von den Triebwerksteilen ab, ohne sich jedoch in die einzelnen Wabenzylinder aufzulösen.
Als der Wabenblock, in dem sich die Blazon-Zwillinge befanden, auf dem Boden der erdähnlichen Welt aufsetzte, war nicht die geringste Erschütterung zu spüren.
„Wir scheinen in einer heißen Region niedergegangen zu sein", stellte Alpha mit einem Blick auf den Bildschirm fest.
Sie waren auf einem bewaldeten Hügel gelandet. Baumriesen waren durch das Gewicht des Wabenzylinders geknickt worden.
Auf einem einige Kilometer entfernten Hügel war ein Steingebilde zu erkennen. Durch Vergrößerung des Bildausschnitts stellte Beta fest, daß es sich um eine große mittelalterliche Stadt handelte, die von einem Wassergraben und Steinmauern umgeben war. Am westlichen Horizont, wo die Sonne gerade als großer, roter Ball stand, ragte die viertausend Meter durchmessende Triebwerksplattform aus einer fruchtbaren Ebene in die Höhe.
Die Luft flimmerte.
„Nach der Vegetation zu schließen, sind wir eher in einer gemäßigten Zone niedergegangen", entgegnete Beta. „Ich glaube daher, daß die Sekundäranpassung bereits eingesetzt hat."
Er griff in die Außentasche seines Druckanzuges und holte den Arm-band-Interkom hervor. Ein Blick auf den briefmarkengroßen Bildschirm zeigte ihm, daß sich fünf Purpurne unter dem Kommando des Weißhaarigen der Brutwabe Gahorks näherten.
„Jetzt bleibt uns keine andere Wahl, als sie einzuschläfern", meinte Beta. „Und dann nichts wie raus aus diesem Wabengebilde."
Aus der Brutwabe drang Gahorks animalisches Kreischen.
9.
Ein kluger Kopf konnte es in der Zeit der Verdammnis weit bringen. Das hatte Cleran Raklanka schon lange erkannt.
Denn er war klug.
Er konnte sogar die Götzen der Schwarzen Kunst stürzen, dessen war er sicher. Nur aus diesem Grunde war er vor drei Sommern von seiner Heimat im hohen Norden aufgebrochen. Er wollte das Südland von dem Joch der furchtbaren Götzen befreien und ein Held werden. Daran hatte sich bis heute nichts geändert.
Aber sonst war alles anders geworden.
Als vor drei Sommern die Gerüchte von dem schrecklichen Treiben der Dämonen den Norden erreicht hatten, waren viele mutige Männer im Land Klingonak aufgestanden, um dem Süden zu helfen.
Einer von ihnen war Cleran Raklanka, der zusammen mit seinem Lehrmeister und besten Freund, Aklirio Garalan, zwanzig mutige Männer um sich geschart hatte.
Die Geschichten jener, die aus dem verdammten Land in den Norden geflüchtet waren, hörten sich haarsträubend und unglaubwürdig an. Sie waren eine Herausforderung für Männer wie Cleran und Aklirio, die ihren Verstand richtig zu gebrauchen wußten.
„Die Götter sind aus dem Himmel gestiegen und haben Strafe über das ganze Land gebracht, weil sie nicht wollten, daß wir andere Götter verehrten. Sie zerstörten unsere Tempel, brachten Trockenheit über unsere Felder und Sturzfluten und Stürme über unsere Städte - bis alle Priester auf ihrer Seite standen, ihnen Tempel bauten und Opfer brachten und ihr Wort in alle Windrichtungen verbreiteten. Die Neuen Götter, die Götzen der Schwarzen Kunst, wie man sie hinter vorgehaltener Hand nennt, aber wurden nicht versöhnlicher. Sie verlangten, daß wir auf den Getreidefeldern das Dreiseelen-kraut anbauten und ließen sich weiterhin junge Mädchen opfern. Es wird nicht mehr lange dauern, dann haben die Götzen der Schwarzen Kunst ihre Macht bis in die Nordländer ausgedehnt."
„Was sagst du zu diesen Gerüchten?" wollte Cleran von seinem Freund Aklirio wissen.
Aklirio Garalan, der schon viele Geheimnisse der Natur gelöst hatte, antwortete gleichmütig: „Es gibt für alle Probleme der Welt eine Lösung."
„Dann machen wir uns auf den Weg,
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