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0537 - Der Voodoo-Drache

0537 - Der Voodoo-Drache

Titel: 0537 - Der Voodoo-Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine bodenlose Frechheit. Manche Leute glaubten wohl, daß sie mit Hotelzimmern und deren Einrichtung machen konnten, was sie wollten. Unwillkürlich wischte sie mit der Hand über die Kreidestriche an Tür und Rahmen und ärgerte sich dann, weil der Kreidestaub jetzt an ihrer Handfläche haftete.
    Sie schloß wieder hinter sich ab und sah sich rasch um. Vor dem Fenster hingen ein paar seltsame Steine an dünnen Fäden von der Gardinenleiste herunter, briefmarkengroß und eigenartig verziert. In die flachen Steine hatte jemand Linien geschnitten, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit denen am Türrahmen und auf dem Teppich besaßen.
    Annette kam zu dem Schluß, daß die Bewohner dieses Zimmers einen leichten Sonnenstich haben mußten. So wie der Mann, der ihr den Generalschlüssel in die Hand gedrückt und sie hierher geschickt hatte.
    Sie durchquerte rasch das Zimmer, prägte sich ein, wo was lag. Ein halb geöffneter Koffer auf dem Bett, ein anderer neben dem Schrank, ein paar Gebrauchsgegenstände und Kleidungsstücke überall verstreut, der » Figaro« und zwei andere Zeitungen auf dem Tisch. Rasch öffnete Annette den Koffer neben dem Schrank, fand aber nichts, das ihr wichtig genug erschien, um davon dem dunkelhäutigen Mann in der eleganten Kleidung zu berichten.
    Sie schloß den Koffer wieder, öffnete den Schrank. Auch nichts Besonderes. Es sah so aus, als wollte das Paar, das dieses Zimmer bewohnte, nicht sehr lange hier bleiben.
    Sie trat ins winzige Bad. Warf auftragsgemäß einen kurzen Blick in den Abfallbehälter. Auf den zweiten Blick fand sie ein paar Haare, klaubte sie auf und ekelte sich nicht mehr ganz so sehr davor, als sie an das Geld dachte, das sie für diesen Auftrag bekam.
    Sie wickelte die Haare in ein Blatt Toilettenpapier und wollte das Bad gerade wieder verlassen, als die Zimmertür aufgeschlossen wurde.
    Die Gäste kehrten viel früher als erwartet zurück…
    ***
    Seit einer Viertelstunde saß Ariston zeitunglesend im Foyer und sah nur einmal kurz auf, als ein Mann und eine Frau eintraten. Die Beschreibung von Zamorra und seiner Begleiterin paßte. Sie waren zu früh zurückgekehrt, und er hoffte, daß das Mädchen rechtzeitig das Zimmer wieder verließ.
    Der Parapsychologe ließ sich an der Rezeption den Zimmerschlüssel aushändigen und sah sich dann um. Ariston konnte das Mißtrauen fast körperlich spüren, das den Mann erfüllte. Aber er hielt die Zeitung wie einen Schutzschild hoch, und Zamorra hätte ihn auch niemals erkennen können, weil er den kraushaarigen Farbigen in seiner eleganten Kleidung noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
    Schließlich verschwanden Zamorra und seine Begleiterin im Lift und ließen sich nach oben tragen.
    Ariston zeigte immer noch keine Unruhe. Möglicher Ärger traf nicht ihn…
    ***
    Zamorra öffnete die Zimmertür und stutzte. Unwillkürlich schob er Nicole etwas zurück.
    »Was ist los?« fragte sie alarmiert.
    Er deutete auf die Kreidesymbole an der Tür. Sie dienten der Abwehr schwarzmagischer Wesen. Eines der Symbole war verwischt worden. Damit war die Sperre gelöscht, die nur durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen oder gleichen Zeichen in ihrer genau festgelegten Anordnung Bestand hatte. Jetzt konnte jeder Dämon oder Schwarzzauberer eintreten. Vielleicht nur unter Schmerzen, weil der Rest der Zeichen jedes einzeln für sich noch funktionierte, aber immerhin…
    Merlins Stern machte sich nicht bemerkbar.
    Also keine unmittelbare Gefahr?
    Zamorra fühlte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Das Gefühl, beobachtet zu werden, dann das Empfinden einer ungewissen Bedrohung bei Annäherung an das Hotel, der Eindruck, im Foyer schon wieder beobachtet zu werden, und jetzt jemand, der hier im Zimmer gewesen war und das Schutzzeichen verwischt hatte…
    Und der vielleicht noch hier war…
    Es beruhigte ihn kaum, daß kein Schwarzmagier selbst das Zeichen hatte verwischen können. Nur ein »normaler« Mensch hatte das tun können. Denn auch Menschen, die unter keinem schwarzmagischen Einfluß standen, konnten zur Gefahr werden.
    Vorsichtshalber nahm Zamorra den Dhyarra-Kristall aus der Tasche und aktivierte ihn mit einem Gedankenbefehl, der der Berührung folgte. Wenn Merlins Stern schon keine Abwehrmaßnahmen traf, wollte er zumindest nicht ganz schutzlos sein.
    Er schob sich vorsichtig ins Zimmer.
    Im gleichen Moment öffnete sich die Tür zum Bad.
    Ein Zimmermädchen trat heraus. »Oh! Verzeihen Sie… ich wußte nicht, daß Sie

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