Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0538 - Der Wechselbalg

0538 - Der Wechselbalg

Titel: 0538 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
unsere Sippe.«
    »Warum?« schrie T’Carra verzweifelt. »Warum sagt Ihr das? Ich kann doch nichts dafür, daß ich anders aussehe als ihr!«
    »Es ist nicht nur dein Aussehen«, sagte der Spitzohrige. »Auch dein Verhalten stimmt nicht. Wir brauchen dich nicht. Wir werden verhindern, daß du dich fortpflanzt und vielleicht weitere Ungeheuer in die Hölle setzt, die wie du sind.«
    »Wovon redet Ihr?« keuchte T’Carra. »Laßt mich doch los, bitte!«
    Der Spitzohrige schüttelte nur den Kopf. Der Werwolfartige schüttelte T’Carra kräftig durch. »Halte den Mund«, knurrte er kehlig. »Deine Meinung ist hier nicht gefragt, kleines Biest!«
    Astaroth atmete Feuer aus. »Wenn sie noch einmal das Maul aufreißt, stopf es ihr!« befahl er. »Ich kann dieses quäkende Stimmchen nicht ertragen. Sarkana… wo ist Zorak jetzt?«
    Zorak! dachte T’Carra in ihrer Not. Wo befand sich Zorak? Warum war sie nicht hier?
    »Ich schätze, Zorak hat derzeit ein Problem«, sagte der uralte Vampir. Er kicherte und bleckte die Zähne. »Während du einen albernen Plan ausheckst, dieses… dieses Ding Zamorra zum Fraß vorzuwerfen, habe ich dafür gesorgt, daß Zamorra Zorak auf die Pelle rückt. Weißt du nicht, daß die beiden seit langer Zeit Todfeinde sind? Beide haben eine Rechnung miteinander auszugleichen. Wenn Zamorra Zorak erledigt, ist es gut, wenn Zorak Zamorra erledigt, wäre es noch besser.«
    Oh, nein! dachte T’Carra entsetzt. Sie haben Zorak in eine Falle gelockt und wollen, daß der Dämonentöter sie ermordet!
    »Es gefällt mir nicht, daß wir im Fall des Falles es Zorak zu verdanken hätten, wenn Zamorra unschädlich gemacht würde«, sagte Astaroth kalt. »Und es gefällt mir noch weniger, daß du hinter meinem Rücken Pläne schmiedest. Ah, ich entsinne mich… du wolltest schon einmal Fürst der Finsternis werden, ist es nicht so?« [5]
    »Ich wüßte nicht, was du dagegen einzuwenden haben könntest«, fauchte Sarkana, Oberhaupt einer alteingesessenen und traditionsbewußten Familie von Vampir-Dämonen. »Schließlich hast du selbst oft genug getönt, daß dir selbst nichts an dieser Aufgabe liegt. Also…«
    »Ruhe!« donnerte Astaroth. »Ich plane hier, ich gebe hier die Befehle, solange wir gegen Zorak vorgehen. Füge dich also wie die anderen auch, und frage erst, ehe du selbst Pläne schmiedest.«
    Überrascht sah Sarkana Zorrn an. »Auch du fügst dich, obgleich es um ein Mitglied deiner Sippe geht?«
    Astaroth schleuderte eine Flammenlanze gegen Sarkana, der gerade noch rechtzeitig auswich. »Ich sagte: Ruhe!« brüllte der Erzdämon. »Wir sind nicht hier, um zu diskutieren, sondern um dieses kleine Biest umbringen zu lassen und…«
    Der Werwölfische lag reglos am Boden. T’Carra war fort.
    ***
    Damals…
    Zorak war entsetzt gewesen. Sie hatte nicht geglaubt, daß ihr Nachkomme so aussehen würde. Eine Haut wie eine Gummipuppe, in einem abscheulichen Rosarot, dazu kleine Hörnchen, kleine Schwingen und ein Schweif.
    Eine scheußliche kleine Kreatur.
    Und doch gehörte sie zu Zorak, war Teil von ihr.
    In einem schmerzhaften Vorgang hatte Zorak das kleine Wesen geboren, und dieser Schmerz verband sie beide miteinander. Deshalb konnte Zorak die Mißgestalt nicht verabscheuen. Aber dumpfe Furcht entwickelte sich in ihr. Wie würden die anderen Angehörigen der Corr-Sippe darauf reagieren?
    Ja, wenn Zorak die Lebensenergie des Menschen hätte aufsaugen und an das Dämonenkind hätte weitergeben können… dann wären die Mißbildungen nicht entstanden. Aber das war nicht möglich gewesen.
    In Zorak tobte Zorn und ein immer stärker werdender Haß. Ein Haß auf den Dämonentöter Zamorra…
    »Irgendwann, du luziferverfluchter Hund, werde ich dich in meine Hände bekommen«, keuchte Zorak. »Und dann werde ich dich töten! Ganz langsam wirst du sterben, und deine Qual wird Jahrtausende währen… für das, was du meinem Kind und mir angetan hast, als du mir das Opfer nahmst!«
    Sie haßte Zamorra…
    Aber sie liebte ihren Nachkommen…
    Doch die Sippe würde das Kind nicht akzeptieren. Zu sehr ähnelte es, mit Ausnahme der Hautfarbe, dem großen Lucifuge Rofocale. Das jedoch durfte nicht sein. Es war ein Rückschritt in der Evolution dieser Dämonensippe.
    Es blieb nur eine einzige Lösung.
    Das kleine Geschöpf den anderen verschweigen!
    ***
    Gegenwart:
    Irgendwann in den späten Abendstunden hatte Zamorra sich zurückgezogen. Eine ungewöhnliche Zeit für ihn; eigentlich war er eher ein Nachtmensch.

Weitere Kostenlose Bücher