Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0538 - Der Wechselbalg

0538 - Der Wechselbalg

Titel: 0538 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Limousine vor einem kleinen Laden.
    »Was jetzt?« fragte Nicole. »Wie willst du Zorak finden? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich unter seinem Dämonennamen hier angesiedelt hat. Die genaue Adresse hat dir Assi doch wohl nicht genannt?«
    »Vielleicht kennt man ihn unter seinem Sippennamen. Corr. Wie auch immer - ich werde ihn finden«, sagte Zamorra leise. »Jemand wird ihn kennen. Vielleicht verrät er sich ja auch durch seine Aura.«
    »Nur, wenn er gerade anwesend ist. Vielleicht hast du recht, und er geht in seiner Tarnexistenz einer geregelten Arbeit nach und kommt erst nach Feierabend aus Valence oder einem der anderen größeren Orte zurück.«
    »Oder er arbeitet gleich hier im Krämerladen als Aushilfsverkäufer«, grinste Zamorra. Er stieg aus und öffnete den Kofferraum.
    Als Nicole ebenfalls ausstieg, sah sie, daß er einen langen Mantel übergezogen hatte. Eigentlich ungewöhnlich für ihn. In ihrem ganzen Leben hatte sie ihn vielleicht zwei- oder dreimal einen Mantel tragen sehen. Bei Schlechtwetter wechselte er den meist weißen Anzug gegen Jeans und Jacke; letztere durfte im Winter auch schon mal gefüttert sein.
    Wenn er einen Mantel trug, der noch dazu so lang war, dann wollte er darunter etwas verbergen…
    Ein Verdacht stieg in ihr auf. Doch noch ehe sie ihn äußern konnte, hatte Zamorra den Kofferraum bereits geschlossen und strebte dem Krämerladen zu. Dessen Besitzer schloß nach der Mittagspause gerade wieder die Tür auf.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß er dort wirklich Aushilfsverkäufer ist!« stieß Nicole hervor.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Er betrat bereits den Laden und grüßte höflich. Ein kugelbäuchiger kleiner Mann mit Halbglatze und runden Brillengläsern wandte sich ihm zu. »Womit kann ich Ihnen helfen? Sind Sie auf der Durchreise, oder…?«
    Seine durch die starke Brille eulenhaft wirkenden Augen wurden noch größer, als Nicole eintrat, in Stiefeln, engen weißen Jeans und einer fransenbesetzten und perlenbestickten Lederjacke im Country-Stil. An ihr vorbei schielte er durch die Glastür zum BMW und erkannte das repräsentative Typenschild am Heck. Ihm wurde klar, daß das keine normale Laufkundschaft war. Soviel Luxus und Schönheit konnte man hier mit der Lupe suchen; Karohemden, geblümte Kleider und Kleinwagen waren hier an der Tagesordnung.
    »Ich brauche ein Feuerzeug«, sagte Zamorra. »Und - vielleicht eine Auskunft, Monsieur…«
    »Laneux« stellte der Eulenmann sich vor und fischte eine Blisterkarte mit eingeschweißtem Flüssiggas-Einwegfeuerzeug vom Regaldorn. »Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen nur dieses Billigfeuerzeug anbieten kann. Aber in einem so kleinen Ort lohnt sich eine größere Auswahl nicht. Vier Francs, bitte… wohin wollen Sie denn?«
    »Oh, ich wollte nicht nach dem Weg fragen«, erwiderte der Parapsychologe und legte ein paar Münzen auf den Kassentisch. »Mein Name ist Professor Zamorra. Ich suche jemanden.«
    »Professor?« echote Laneux. »Jemanden, der hier wohnt?« Seine Blicke irrten immer wieder zu Nicole ab. Sie hatte eine Illustrierte aus dem Verkaufsständer genommen und blätterte darin. Ihre von der Jeans eng nachmodellierte Gesäßpartie unter der hüftlangen Fransenjacke schien ihn zu faszinieren.
    »Man informierte mich so«, sagte Zamorra. »Sind Ihnen die Namen Zorak oder Corr bekannt? Oder vielleicht so ähnlich?«
    Laneux zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, Professor. Wer soll das sein?«
    Zamorra griff unter den Mantel und zog einen Bogen Papier hervor. Nicole legte die Illustrierte zurück und kam heran. Erstaunt sah sie, daß sich eine Porträtzeichnung auf dem Papier befand. Zamorra mußte sie noch gestern abend oder heute vor der Abfahrt angefertigt haben. »So etwa sieht er aus.«
    »Nein, Monsieur. Jemand, der so aussieht, wohnt hier nicht, und ich kenne immerhin alle Einwohner.« Er lächelte. »Schließlich müssen sie alle bei mir einkaufen, und wenn’s nur eine Kleinigkeit ist, die sie im Supermarkt in der Stadt vergessen haben…«
    »Sie sind sicher, daß Sie wirklich jeden kennen, der in Arlebosc wohnt?«
    »Na, hören Sie mal!« entrüstete sich Laneux. »Schließlich bin ich ganz nebenbei auch noch der Bürgermeister und der Posthalter. Da werde ich die Leute doch wohl kennen, für die ich zuständig bin, oder?«
    »Pardon. Aber es ist für mich sehr wichtig. Könnte es sein, daß dieser Mann früher einmal hier gewohnt hat? Sagen wir mal… ab 1984 vielleicht?«
    »Nicht einmal,

Weitere Kostenlose Bücher