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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Verbrechen las, keine Ahnung, daß es so etwas auch in England gibt. Sie wußten das natürlich alles gestern schon, als Sie mich anriefen? Ich muß gestehen, Ihr Anliegen, sich mit mir über die gefiederte Schlange zu unterhalten, verwunderte mich.«
    Peter nahm wieder die kleine Tonfigur und drehte sie in der Hand. Vor wieviel Tausenden von Jahren war diese primitive Figur von einem gläubigen Indio modelliert worden? Wie viele dunkelhäutige Menschen hatten in Verehrung die Köpfe vor diesem Stück Ton geneigt? Es hatte die gewaltigen Pyramiden der Azteken mit ihren Tempeln gesehen; als dieses Stück Ton bearbeitet worden war, hatten sich die grünen Opfersteine rot gefärbt unter Strömen von Blut, und die erbarmungswürdigen Prozessionen blumengeschmückter Opfer waren täglich hinaufgezogen in den Tod... Mit einem Schauder legte er die Figur wieder auf den Tisch und wischte sich die Hände, als wären sie besudelt worden.
    »Soll diese - diese Figur einen bösen Einfluß haben?« fragte er, und Beale lachte.
    »Mr. Dewin, Sie sind ja abergläubisch!« neckte er. »Glauben Sie etwa die Geschichten von den verzauberten Standbildern, die eine so böse Ausstrahlung haben, daß der Museumsdirektor stirbt, wenn er sie berührt? Glauben Sie mir, eine solche böse Kraft steckt nicht in diesem kleinen Ton.« »Es ist fast tausend Pfund wert?« fragte Peter, um das Thema zu wechseln.
    Beale nickte. Peters Unbehagen schien ihn zu erheitern. Aber dann wurde er plötzlich ernst.
    »Ich habe Ihnen keine Bedingungen gestellt, als ich Ihnen erklärte, was jeder Archäologe Ihnen hätte erklären können; ich möchte Sie aber bitten, meinen Namen nicht zu erwähnen, wenn Sie diese Fakten drucken. Mir ist jede Art von öffentlichem Aufsehen verhaßt, und, wie ich schon sagte, jeder Museumsdirektor hätte Ihnen ebensoviel, vielleicht sogar mehr sagen können. «
    Peter hätte sich gern namentlich auf seine Quelle bezogen, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf Beales Bitte einzugehen. »Es tut mir leid, daß Sie das von mir verlangen, Mr. Beale, aber ich werde selbstverständlich Ihren Namen nicht erwähnen.«
    Beale lachte. »Es würde Ihnen auch herzlich wenig nützen, wenn Sie meinen Namen nennen würden«, sagte er trocken. »Ich bin als Archäologe weit weniger bekannt denn als exzentrischer Philanthrop.«
    Peter deutete auf das Bücherbord hinter dem Sessel, in dem Beale saß. »Ich habe den Titel von hier aus gelesen. «
    »Sie hätten gleich drei Titel lesen können«, erwiderte Beale. Er drehte sich träge um, zog drei Bücher aus dem Regal und legte sie auf den Tisch.
    Peter nahm eines nach dem anderen zur Hand. Das erste hatte den Titel »Die Ursache der Armut - eine ökonomische Untersuchung«. Das zweite befaßte sich mit dem Slumproblem, und das dritte, das von den dreien am wenigsten interessant zu sein schien, hieß schlicht und einfach »Die Armut - eine Studie«.
    Beale schüttelte seufzend den Kopf. »Wenn wir wie die alten Azteken neun Monate im Jahr Sonne hätten, gäbe es keine Slums«, sagte er.
    Peter erinnerte sich der Armenviertel in Italien, der unbeschreiblichen Elendsquartiere auf Korsika, wo den größten Teil des Jahres die Sonne lachte, doch er enthielt sich jeglichen Widerspruchs gegen Beales Theorie.
    Beale war in diesem Moment mit seinen Gedanken weit weg und stellte nicht gerade freundliche Überlegungen an.
    »Insgesamt geht es in den riesigen Wäldern Mittelamerikas und den undurchdringlichen Urwäldern, die die alten Kulturen überwachsen haben, menschlicher zu als im Osten Londons«, sagte er, und Peter, der nicht hergekommen war, um soziologische Fragen zu erörtern, lenkte das Gespräch taktvoll wieder auf die gefiederte Schlange.
    »Glauben Sie im Ernst, daß hinter diesem Mord eine Geheimgesellschaft steckt und daß die Karten, die an verschiedene Leute in London geschickt wurden, eine unheilvolle Bedeutung haben?«
    Beale sah ihn nachdenklich an. »Wissen Sie etwas über diesen Farmer? War er einmal im Gefängnis? Das ist das erste, worüber Sie sich Kenntnis verschaffen sollten. Prüfen Sie, ob die anderen Personen, die die Karten bekommen haben, einmal im Gefängnis waren. Ich jedenfalls würde in dieser Richtung recherchieren, wenn ich Reporter wäre.«
    Peter betrachtete das kleine Modell. »Könnte man das fotografieren?«
    »Die Mühe können Sie sich sparen«, sagte Beale lächelnd. Er stand auf und ging zu einem Safe in einer Ecke des Raums. »Ich habe mehrere

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