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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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handelte es sich um die Bearbeitung einer Reihe von Volkssagen, die er in Mittelamerika gesammelt hatte. Aber aus irgendeinem Grund wollte er anscheinend nicht, daß sie die Geschichten sah, denn er hielt das Manuskript stets im Safe verschlossen, und sie hatte den Eindruck, daß es Seite um Seite, gerade wie er es schrieb, da hineinwanderte. Sie war zu sehr mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt, um aus dem Fenster zu sehen, und dreimal hörte sie ihn nach dem Mittagessen zur Tür gehen. Beim drittenmal lief sie zu ihm hinaus.
    »Verzeihen Sie, Mr. Beale«, sagte sie zerknirscht, »aber von jetzt an passe ich besser auf. Sie sollten wirklich nicht selbst aufmachen müssen, wenn ich im Haus bin.«
    Er lachte ein wenig, schien erfreut. »Daß Sie so vertieft sind, ist ein gutes Zeichen. Sie haben Interesse an gefiederten Schlangen und werden sicher bald von tatkräftigen jungen Reportern ausführlich zu diesem Thema befragt werden. «
    Danach zog Daphne den Tisch in die Mitte des Zimmers, so daß sie direkten Blick zur Straße hatte. So sah sie das kleine Coupe, noch ehe es angehalten hatte, sah dann Ella Creed aussteigen.
    Ella Creed! Daphne fiel ein, daß sie sich angesagt hatte. Aber wann war das gewesen? Gestern, vorgestern, vor einer Ewigkeit? Sie lief in den Vorsaal hinaus. Durch diesen Gast würde sich Gregory Beale sicher nicht bei der Arbeit stören lassen wollen.
    Ella begrüßte sie mit einem kurzen Nicken. »Ach, Sie sind hier? Es war ja teuflisch, dieses Haus zu finden.« Sie drehte sich nach ihrem Chauffeur um und gab ihm einen schrillen Befehl. Der Wagen fuhr weg. »Er muß ein paar Kleinigkeiten für mich abholen«, erklärte sie. »Ich kann zurück ein Taxi nehmen.«
    Daphne führte Ella in den unordentlichen Salon und schob ihr einen Sessel hin.
    »Was tun Sie hier?« Ella sah sich stirnrunzelnd um. Es war typisch für sie, daß sie zunächst einmal alles taxierte. »Der Mann muß Geld haben«, stellte sie fest und deutete auf ein Gemälde über dem Kamin. »Das ist ein Gainsborough.«
    Daphne war erstaunt über Ellas Kenntnisse. Als hätte diese ihre Gedanken gelesen, fügte sie hinzu: »Ich versteh eine ganze Menge von Bildern - jedenfalls was ihren Verkaufswert angeht. Ich hab einen Freund, einen von den Lecksteins, den Kunsthändlern, der hat mir viel beigebracht. Was ist das für Zeug?« Mit einer abschätzigen Geste wies sie zu den beladenen Tischen.
    Als Daphne ihr eine kurze Erklärung gab, rümpfte sie verächtlich die Nase. »Daß es sich überhaupt lohnt, so was zu sammeln!« Abrupt fragte sie: »Wohin sind Sie neulich abend verschwunden?«
    Im ersten Moment war Daphne sprachlos. Bis jetzt war ihr keine bessere Erklärung eingefallen als die erste, die Ella ja offensichtlich nicht überzeugt hatte.
    Daß Sie ins falsche Auto eingestiegen sind und das erst außerhalb von London merkten, ist doch reiner Mumpitz«, » behauptete Ella. »Sie brauchen nicht zu lügen, ich komm ja doch dahinter. In Wirklichkeit hat man Sie mit mir verwechselt, nicht?«
    Daphne nickte.
    »Dacht ich's mir doch. - Und, wollen Sie mir nicht erzählen, was geschah?«
    »Ich kann nicht - ich hab's versprochen. «
    Ella sah sie so durchdringend an, als wollte sie ihr die Wahrheit vom Grund der Augen ablesen. »Sie haben es nicht der Polizei gemeldet? Sie sind ja albern! Für mich hätte an Ihrer Stelle kein Versprechen gezählt, das können Sie mir glauben.«
    Unwillkürlich kam Daphne der Gedanke, daß sich in dem Fall ein Versprechen erübrigt hätte.
    Im kalten Tageslicht wirkte Ellas Gesicht müde. Sie hatte sich nicht sehr sorgfältig geschminkt, und ihre Züge hatten etwas Grobes, was Daphne vorher nie aufgefallen war.
    »Die Sache geht mir auf den Wecker«, sagte Ella. »Was meint Dewin dazu? Sie beide sind doch dicke Freunde, oder? Glaubt er - aber darüber spricht er wohl nicht mit Ihnen. « Ella ging zu einem der Tische und nahm eine kleine Tonfigur in die Hand. »Beale gefällt solches Zeug, wie? Ich hab in der Zeitung gelesen, daß er sich mit gefiederten Schlangen bestens auskennt. Was sind das überhaupt für Dinger?«
    »Die Figur, die Sie in der Hand halten, ist eine«, sagte Daphne, und Ella hätte die Figur beinahe fallen lassen.
    »Guter Gott, tatsächlich?« Sie betrachtete die Figur mit neuem Interesse, und Daphne, die an ihr vorbeiblickte, sah im selben Moment einen Mann die Treppe heraufkommen; einen großen, schäbig angezogenen, skeletthaft wirkenden Mann. Sie wollte sich gerade entschuldigen,

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