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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Was wollen Sie?«
    »Nichts«, antwortete Daphne. »Ich wollte mich nur vergewissern, daß Sie gut nach Hause gekommen sind.«
    »Weshalb hätte ich denn nicht gut nach Hause kommen sollen?« fragte Ella verdrossen.
    Daphne war klug genug, keine Antwort zu geben, sondern zu gehen. Zu ihrer Überraschung folgte ihr das Mädchen durch die Gartentür hinaus und sagte, während sie die Tür hinter sich zuhielt, mit gesenkter Stimme: »Sie hat sich am Telefon mit jemandem gestritten. Uns hat sie alle in die Küche runtergeschickt, weil sie nicht wollte, daß wir was hören. Wissen Sie, was da los ist, Miss?«
    »Nein«, antwortete Daphne ein wenig abweisend. Die Vertraulichkeit des Mädchens war ihr zuwider.
    »Ihre Garderobiere ist hier und packt. Sie hat sie sofort angerufen, nachdem sie heimgekommen war. Wissen Sie, ob Miss Creed verreist?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Daphne und beendete das Gespräch, indem sie sich brüsk abwandte.
    Ellas Haus stand in einer stillen Nebenstraße der Avenue Road. Es waren kaum Fußgänger unterwegs, nur ein Auto stand ungefähr zwanzig Meter vom Haus entfernt. Sie ging eilig in Richtung Hauptstraße; sie wollte zurück in ihr Hotel und warf dem Wagen im Vorübergehen nur einen desinteressierten Blick zu. Aber irgend etwas an dem Auto erschien ihr bekannt.
    Blitzartig fiel es ihr ein. Das Glas des einen Scheinwerfers hatte einen Sprung, so zackig, wie Kinder manchmal Blitze zeichnen. Und da erinnerte sie sich an etwas, das sie gar nicht bewußt registriert hatte. Genau diesen Sprung, der wie ein Blitz aussah, hatte sie im Glas des Scheinwerfers des Wagens gesehen, der sie nach Epping Forest gebracht hatte. Eine Sekunde lang war sie in heller Panik, wollte laufen, wagte nicht einmal, einen Blick auf den Fahrer zu werfen, als sie vorüberhastete. Immer schneller ging sie, blickte mehrmals voller Angst zurück, aber es folgte ihr niemand. Erhitzt und außer Atem erreichte sie die Hauptstraße. Ihr zitterten die Knie.
    Der Bus kam nicht, und sie überlegte, ob sie lieber zur U-Bahn gehen sollte, da sprach sie jemand an.
    »Entschuldigen Sie, Miss.«
    Sie fuhr zusammen, und als sie sich umdrehte, sah sie den hohlwangigen Mann, der ihr vor Beales Haus aufgefallen war. Sie war so erschrocken, daß sie meinte, ohnmächtig zu werden, obwohl, wie sie sich sagte, überhaupt kein Anlaß zur Panik bestand. Die Straße war voller Menschen, sogar ein Polizeibeamter war in Sicht.
    »Was - was wollen Sie?« stammelte sie.
    »Sie sind doch Mr. Beales Sekretärin, nicht wahr? Ich bin Ihnen von seinem Haus aus gefolgt, weil ich Sie sprechen wollte. « Ein Hustenanfall, so heftig, daß er an der Mauer Halt suchen mußte, hinderte ihn am Weitersprechen. »Keine Sorge, Miss«, stieß er schließlich pfeifend hervor. »Ich hab's auf der Lunge - wenn ich's im Kopf hätte, wär ich in Argentinien geblieben, wo wenigstens die Sonne scheint. Ich wollte eigentlich auch gar nicht kommen, aber meine Schwester hat mich überredet, und jetzt versuch ich, das Geld für die Rückfahrt zusammenzubringen.«
    »Waren Sie nicht heute nachmittag bei Mr. Beale?«
    »Stimmt, Miss.« Er nickte. »Mein Gott, hat der sich verändert. Als ich ihn das letztemal sah, hätte er einem armen Kerl sein letztes Hemd gegeben. Aber heute hat er mich richtig angefahren. « Er sah aus der Nähe gar nicht furchterregend aus, sondern nur erbarmungswürdig; ein hinfälliger Schwindsüchtiger, der bei jedem Windstoß unter seinem dünnen Mantel zitterte. Daphne ließ ihren Bus fahren. Dieser Mensch machte sie neugierig; vielleicht war seine Beschreibung von Beales Verhalten schuld daran.
    »Mr. Beale ist ein sehr guter Mensch. Sie müssen ihn verärgert haben«, sagte sie.
    »Keine Ahnung.« Der Mann war so niedergeschlagen und elend, daß er kaum Interesse an ihren Bemerkungen aufbringen konnte. »Wenn Sie ein gutes Wort für mich einlegen könnten, Miss, dann hilft er mir vielleicht. Ich hab ihm gesagt, wo ich wohne.«
    »Wie heißen Sie denn?« fragte sie.
    »Harry Merstham, Miss - früher allgemein Harry der Barkeeper genannt. Ich war Barkeeper in Buenos Aires. Ein Herr hat mir die Stellung verschafft - Mr. Billy Lewston. Schon mal von dem gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hatte es faustdick hinter den Ohren, und seine Schwester auch«, erklärte Harry der Barkeeper gelassen, und sie entnahm dem, daß Mr. Lewston ein Gauner gewesen war.
    Als er sich von einem zweiten Hustenanfall erholt hatte, sagte er, er habe keinen Penny.

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