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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich erinnerte, schon einmal gesagt. Sie verstand nicht, was daran so seltsam sein sollte. »Glauben Sie, sie sah etwas in der Figur?« fragte Daphne. »Etwas, das uns entgangen ist?«
    »Nein. Frauen sind zwar fantasievolle Geschöpfe, aber die meisten haben nur unerfreuliche Fantasien. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen?«
    Es begann, dunkel zu werden, und sie zog den Vorhang zu und setzte sich wieder an ihre Arbeit. Einmal glaubte sie, Ellas Stimme zu hören, und ging zur Tür, aber in dem Moment wurde die Tür zu Beales Zimmer geschlossen. Vielleicht sprach Ella im Schlaf. Beinahe eine Viertelstunde verging, dann kam Beale lächelnd herein.
    »Die junge Dame hat sich recht schnell wieder erholt«, meldete er. »Sie will nach Hause. Ich fragte sie, ob Sie sie begleiten sollen, aber sie lehnte ab. Vielleicht könnten Sie ein Taxi besorgen.«
    Wieder ging Daphne auf die Straße hinaus und winkte dem nächsten Taxi. Während sie wartete, gewahrte sie ein paar Meter vom Haus einen Mann, der an einem Laternenpfahl lehnte und sie beobachtete. Sie drehte den Kopf und sah, daß es der lange, dünne Mensch war, der geläutet hatte, kurz bevor Ella ohnmächtig geworden war. Als der Mann merkte, daß er beobachtet wurde, wandte er sich rasch ab, als wolle er nicht erkannt werden. Er hätte sich die Mühe sparen können; Daphne hatte ihn nie zuvor gesehen. Als sie wieder ins Haus kam, war Ella im Vorsaal und zog sich langsam ihre Handschuhe über. Ihr Gesicht war immer noch totenbleich; die Unterlippe bebte, und sie hatte Mühe, ihre Stimme zu beherrschen. »Also, ich gehe jetzt. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mr. - äh -« Sie sah Daphne an, und in ihren Augen war etwas so Gehässiges, daß Daphne erschrak. »Ist das mein Taxi?« Als Daphne nickte: »Gut, wir sehen uns.« Mit einem kurzen Nicken ging sie hinaus und die Treppe hinunter.
    Beale schaute dem Taxi nach, bis es außer Sicht war, und sagte plötzlich erstaunt: »Ach du lieber Gott. Der Bursche ist immer noch da.« Er wies auf den hohlwangigen Fremden beim Laternenpfahl. »Komisch«, meinte er, als er die Tür schloß und ihr in den Salon folgte. »Aber die Welt ist voll von komischen Leuten -Ihre Miss Creed zum Beispiel, eine merkwürdige Person. Kennen Sie jemanden namens Lane?« Daphne schüttelte den Kopf.
    »Sie hat die ganze Zeit von ihm gesprochen - William Lane. Der Name kommt mir bekannt vor. Anscheinend war er im Gefängnis.« Wieder schüttelte er den Kopf. »So ein Gefängnis ist ein schrecklicher Ort - ein großes Labor, wo die Guten in Böse verwandelt werden, wo die besten menschlichen Eigenschaften häßlich und böse werden, wo gütige, schlichte Menschen sich in reißende Raubtiere verwandeln. « Er brach ab. »Lieber Gott, wie ich moralisiere!« Mit einem Blick auf die Uhr meinte er: »Zeit, nach Hause zu gehen, junge Dame. Ach, übrigens, ich erwarte heute abend noch einen Bekannten von Ihnen - Mr. Leicester Crewe. Was ist das für ein Mensch?«
    Daphne äußerte sich vorsichtig und insgesamt freundlich.
    »Er möchte mir südamerikanische Aktien verkaufen, weil er, wie er sagt, schnell außer Landes will und ihm die übliche Abwicklung zu lange dauert. Die Papiere sind gut, aber im Moment besteht keine Nachfrage. Würden Sie sagen, daß er ein ehrlicher Mensch ist?«
    Sie zögerte, Crewe das zu bescheinigen. »So ehrlich wie die meisten Geschäftsleute«, antwortete sie, und er lachte. Mit einem Gefühl von Unbehagen und ängstlicher Beklemmung ging Daphne, und so sehr sie sich bemühte, es gelang ihr nicht, eine greifbare Ursache für diese Emotionen zu entdecken. Vielleicht machte ihr der Gedanke an Ella und ihre geheimnisvolle Krankheit zu schaffen. An einem Untergrundbahnhof machte sie halt, ging in eine Telefonzelle und suchte Ellas Adresse heraus. Dann fuhr sie mit einem Bus nach St. John's Wood, läutete wenig später an der äußeren Pforte zu Ellas Haus und wurde von einem Mädchen eingelassen.
    »Ja, Miss«, sagte dieses, »Miss Creed ist ungefähr vor einer halben Stunde nach Hause gekommen. Möchten Sie sie sprechen?«
    »Nein, nein«, lehnte Daphne hastig ab. »Ich wollte mich nur vergewissern, daß es ihr gut geht.«
    »Der fehlt nichts, Miss«, sagte das Mädchen in verächtlichem Ton. Ella Creed schien bei keiner ihrer Angestellten beliebt zu sein.
    Daphne wollte gerade gehen, als jemand vom Balkon herunterrief. Es war Ella.
    »Olroyd!« rief sie ganz nach ihrer ärgerlichen Gewohnheit, Frauen einfach mit dem Nachnamen anzureden.

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