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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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in England angekommen sind und unmöglich annonciert -«
    Beale schüttelte lächelnd den Kopf. »Sogar vom Amazonas aus kann man ein Inserat aufgeben«, sagte er. »Es stimmt schon, ich suche eine Sekretärin. Bitten Sie die junge Dame herein.«
    Daphne Olroyd folgte dem Butler in das große Arbeitszimmer. Der freundliche Blick des Mannes, der sie erwartete, flößte ihr sogleich Vertrauen ein.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Miss - äh -«
    »Olroyd«, sagte sie, sein Lächeln erwidernd. »Es tut mir leid, wenn ich zu einer ungünstigen Zeit gekommen bin. Ich wußte nicht, daß Sie eben erst aus Amerika zurückgekehrt sind.«
    »Da sind Sie nicht die einzige«, antwortete er zwinkernd. »Ich bin nicht so bedeutend, daß man hier über mein Kommen und Gehen Buch führt. Sie haben ein Telegramm bekommen? - Gut. Das war von Mr. Nunn, meinem Anwalt er hat die ganze Korrespondenz erledigt. Es ist offenbar ein ganzer Schwung Bewerbungen eingegangen.«
    War es Einbildung, oder war da ein Anflug von Enttäuschung in seinem Verhalten und seiner Stimme? Ihr wurde beklommen zumute bei dem Gedanken. Sie hatte das Inserat nur durch einen ganz eigentümlichen Zufall zu Gesicht bekommen: Irgendein unbekannter Freund hatte es ausgeschnitten und ihr zugeschickt, und sie hatte sich beworben, obwohl sie wenig Hoffnung hatte, für einen Posten ausgewählt zu werden, der mit einem Jahresgehalt von siebenhundertfünfzig Pfund ausgeschrieben war. Und dann war das aufregende Telegramm gekommen.
    »Ich glaube, die meisten Voraussetzungen kann ich erfüllen«, sagte sie schnell, um eventuellen Einwänden von seiner Seite zuvorzukommen. »Ich kann Kurzschrift und Maschineschreiben. Ich spreche fließend Französisch -«
    »Ja, ja.« Er hob beschwichtigend die Hand. »Ja, gewiß, das glaube ich Ihnen. Wo arbeiten Sie zur Zeit?«
    Sie sagte es ihm. Der Name Leicester Crewe bedeutete ihm anscheinend nichts. Er fragte, warum sie wechseln wollte, und sie zögerte.
    »Das Gehalt ist natürlich sehr verlockend - aber ich möchte mich einfach verändern.«
    Er nickte und schwieg eine ganze Weile. Dann sagte er: »Also gut. Sie bekommen die Stellung. Wann können Sie anfangen?«
    Als sie ging, war ihr Schritt so beschwingt wie ihre Stimmung. Sie merkte nicht, daß ein Mann, der sie von dem Moment an beschattet hatte, als sie das Astoria Hotel verließ, lautlos die Straße überquerte und ihr folgte. Die Gummisohlen seiner Schuhe machten kein Geräusch. Erst als sie um eine Ecke bog, warf sie einen Blick zurück und gewahrte die schattenhafte Gestalt im Nebel.
    Im ersten Moment wollte sie laufen; dann aber blieb sie stehen, um ihn passieren zu lassen. Doch auch er hatte angehalten. Eben hatte sie ihn noch gesehen, und nun war er plötzlich verschwunden. Der Grund zeigte sich sogleich. Etwas straßaufwärts kam ihr in behelmter Polizist entgegen und die Diener der gefiederten Schlange mieden jeden Kontakt mit der Polizei.

4
    Gewisse unfreundliche Leute behaupteten, Leicester Crewe hätte seinen Namen aus dem Fahrplan. Einige erinnerten sich seiner düster aus den mageren Zeiten, als er zu der schäbigen Clique kleiner Spekulanten gehörte, die sich an der Freiverkehrsbörse herumzutreiben pflegten und von der Polizei in der City mit Argwohn beobachtet wurden. Damals war er schlicht und einfach Billy, ein auffallend gekleideter Mann ohne großes Kapital, aber mit einem beinahe unfehlbaren Riecher für Bergwerksaktien.
    In Gedanken war Crewe wieder in dieser Zeit der schmalen Gassen hinter grauen Häusern, des ewigen Nieselregens, des nebelumflorten Lichtscheins der Straßenlampen, durch den hutlose Angestellte heimwärts eilten. Er seufzte bei der Erinnerung und sah sich bedrückt in der wohleingerichteten Bibliothek des Hauses um, das Schicksal und Umstände ihm beschert hatten. Wie lange würde er dieses Leben aufrechterhalten können? Steckte hinter der Sache mit der gefiederten Schlange vielleicht eine tödliche Bedrohung?
    Es war sechs Uhr an jenem Abend, der auf Daphne Olroyds Besuch bei ihrem neuen Arbeitgeber folgte. Crewe wußte noch nichts von der bevorstehenden Veränderung in seinem Haus. Er war früher gekommen, weil er eine recht wichtige Verabredung hatte. Bei diesem Termin war er mit seinen Gedanken, als er den Wandsafe aufsperrte und ein schmutziges Blatt Schreibpapier herausnahm. Es war mit Bleistift beschrieben, die Ausdrucksweise plump, die Orthographie fehlerhaft. Er las das Schreiben einmal durch, faltete es und steckte es ein, als

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