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054 - Josephas Henker

054 - Josephas Henker

Titel: 054 - Josephas Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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ging es aufwärts mit dem Hof. Die Blonde arbeitete für drei. Morgens vor Sonnenaufgang war sie aus den Federn, und selten kam sie vor Mitternacht zur Ruhe. Sie kochte, buk, wusch, versorgte das Vieh, half auf dem Feld, hielt das Haus sauber und fand bei alledem noch Zeit, sich selber gut gepflegt und adrett zu halten.
    Der Bauer war sehr zufrieden mit ihr, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ, denn das wäre gegen seine Art gewesen. Abends nach der Arbeit saß er vor dem prasselnden Kaminfeuer, rauchte seine Tonpfeife, zwirbelte den Schnurrbart und sah voller Wohlgefallen zu der Blonden. Meist saß sie in der Kaminecke, und auch da hatten ihre Hände keinen Augenblick Ruhe.
    Ständig stickte, strickte, stopfte oder nähte sie etwas. Eine so tüchtige Magd wie sie gab es weit und breit nicht mehr. Außerdem war sie bildhübsch und gefiel ihm.
    Da er kein Freund langer Reden war, ging er direkt auf sein Ziel los.
    „Wie gefällte dir denn hier am Hof?“
    „Gut.“
    „Bist nicht manchmal ein bißchen einsam? Es ist doch ein ganzes Ende weit weg vom Dorf, und du bist ein junges, strammes Ding.“
    „Ein wenig mehr Gesellschaft könnte schon sein.“
    Eine Weile herrschte Stille. Dann sagte der Bauer: „Schließt du heute Nacht deine Kammertür ab?“
    Die Blonde sah ihn an. Ihre Bernsteinaugen funkelten.
    „Komm doch und schau nach“, sagte sie.
    Der Bauer kam. Es war nicht abgeschlossen. Im Morgengrauen schlich er todmatt in seine Kammer zurück. Zum erstenmal seit ein paar Jahren lag er noch morgens um acht im Bett. Die Blonde war schon lange auf, putzte die Stuben und trällerte ein Liedchen dabei. Auch der Söldner hatte das Haus bereite verlassen. Als der Bauer endlich aus dem Bett fand, stand sein Kaffee schon auf dem Tisch.
    Die Blonde erwähnte die Nacht nicht. Es war, als sei nichts zwischen ihnen gewesen. Das gefiel dem Bauern, denn nichts haßte er mehr, als wenn sich eine bei ihm anschmusen wollte und es dabei doch nur auf den Hof abgesehen hatte.
    „Was ist denn mit deinem Bruder, Bauer?“ fragte die Blonde am nächsten Abend.
    „Was soll mit ihm sein?“
    „Nun, er ist immer so ernst und still. Graues Haar hat er auch schon. Dabei soll er jünger sein als du. Dein Haar ist noch kohlschwarz.“
    „Zehn Jahre jünger ist er“, antwortete der Bauer.
    Er war kein redseliger Mensch, aber es war ein langweiliger Abend. Der Blonden vertraute der Bauer. Mit knappen Worten erzählte er ihr die Geschichte des Söldners und der rothaarigen Hexe.
    „Mit eigener Hand hat er ihr also den Kopf abgeschlagen?“ fragte die Blonde. Ihre Bernsteinaugen glühten. „Und du hast sie angezeigt?“
    „Ja. Schließlich war sie eine Hexe.“
    Der Bauer wußte nicht einmal, wie die Blonde mit vollem Namen hieß. Sie kam aus dem Elsaß. Ihr Vorname war Catherine. Sie sprach den Namen französisch aus. Den Nachnamen hatte der Bauer schon beim erstenmal nicht verstanden. Daher nannte er sie nur ,Blonde’ oder ,Du’.
     

     
    Der Bauer lebte mit der Blonden auf dem Hof zusammen. Er scherte sich nicht darum, was sie im Dorf hinter seinem Rücken munkelten. Der blöde Knecht merkte ohnehin nicht, was vorging. Die alte Magd konnte nichts sagen, denn wenn der Bauer sie davongejagt hätte, wäre sie nirgends mehr untergekommen.
    Mit dem Söldner sprach der Bauer nicht.
    So lebte er zufrieden auf seinem Hof, hatte alles, was er brauchte, und wäre fast noch zu einem umgänglichen Menschen geworden.
    Dann kam der Wolf. In den mondhellen Nächten strich er um das Haus herum. Am Morgen fanden sie die Abdrücke seiner Pfoten im Schnee. Es war ein großes, schweres Tier. Oft heulte es in der Nacht den Mond an.
    Die Kühe muhten ängstlich in den Ställen. Der Hofhund kniff den Schwanz ein, verkroch sich winselnd im letzten Winkel seiner Hütte. Auch wenn die Blonde in seine Nähe kam, winselte er. Der auf den Mann dressierte Schäferhund ließ sie nicht an sich herankommen. Er floh, wenn sie in der Nähe war, und kam erst wieder aus seiner Hütte hervor, wenn sie sich entfernt hatte.
    Der Söldner hatte den Wolf einmal gesehen. Es war ein prächtiges, weibliches Tier mit fast weißem Fell und bernsteinfarbenen Augen, die grünlich funkelten. Leider hatte der Söldner kein Gewehr dabei gehabt, als er der weißen Wolf in begegnete.
    Paul, der Bauer, legte giftige Köder aus und stellte Fallen. Doch der Wolf war schlau. Er ließ sich weder vergiften noch fangen. Auch die Sitzungen im Anstand blieben erfolglos. Eines Abends

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