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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich.
    »Was ist das für ein Dolch?« fragte Monica.
    »Ein - altes Familienerbstück«, sagte Tendyke brüchig. Er ging rückwärts zu seinem Sessel und ließ sich hineinfallen. »Ich habe nie damit gerechnet, ihn noch einmal in die Hand zu bekommen.«
    Sid Amos lächelte. »Noch einmal: meine Gratulation! Ich wünsche dir weiterhin viel Glück. In deinen nächsten fünfhundert Jahren, mein Sohn…« Dann wandte er sich um und schritt davon.
    Plötzlich sprang Tendyke auf und lief ihm nach. »Fahr zur Hölle!« brüllte er.
    Aber da war Sid Amos bereits wieder verschwunden.
    Den Rapphengst hatte er dagelassen.
    ***
    Cologne, 1494:
    Gotthilf von Hirschberg strauchelte. Um ein Haar wäre er gestürzt, wenn sein Gefährte ihn nicht festgehalten hätte. Genau in den Rinnstein, in dem ein recht unangenehmes Konglomerat von flüssigen Substanzen einem wenig anstrebenswerten Ziel entgegenfloß. Schmutzwässer, eine Menge Urin, Erbrochenes und weitere Ingredienzen, die zu erforschen der Herr von Hirschberg kein gesteigertes Interesse zeigte.
    »Hoppala«, ächzte er. »Mein Dank ist Euch gewiß, mein Freund. Ihr habt mir das Leben gerettet.«
    »Oder so«, sagte Don D’Assimo. »Was Ihr so Leben nennt. Ah, paßt doch auf.« Aus einem Fenster oberhalb ergoß sich der Inhalt eines Nachtgeschirrs auf die Straße. D’Assimo zerrte seinen Begleiter gerade noch rechtzeitig beiseite.
    Der Hirschberger seufzte. »Die Welt ist schlecht«, behauptete er. »Und Ihr und ich, mein Freund, wir sind darin die einzigen Guten.«
    Don D’Assimo grinste. »Da mögt Ihr recht haben, Hirschberg.«
    Gotthilf von Hirschberg hieb ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Warum nennt Ihr mich eigentlich nie bei meinem Vornamen?«
    »Miscusi, amico. Es ist etwas Persönliches. Wißt Ihr, signore, einer meiner größten Erzfeinde trägt zufällig einen ähnlichen Vornamen, bei dem ihn das tumbe Volk ruft. Ich mag’s nicht über die Zunge bringen.«
    »Zeigt ihn mir, und ich werde ihn mit meinem Schwert aufspießen, wie es die Zi… hicks… die Zigeuner mit ihren Fleischbrocken machen. Schaschlik nennen sie das, glaube ich.«
    D’Assimo hieb ihm gönnerhaft auf die Schulter. »Sobald Ihr ihm begegnet. Aber jetzt sollten wir vielleicht wieder in trockene Gefilde wechseln.«
    »Trockene? Naß müssen sie sein«, grölte Gotthilf von Hirschberg. »Von innen und bis obenhin naß, die Krüge. Schaum drauf muß nicht sein, der kitzelt nur in der Nase.«
    D’Assimo lachte meckernd. Dann schob er ihn durch die Tür einer Schankstube. »Ihr wollt in die Krüge eintauchen, oder wie soll ich Eure Rede verstehen?«
    Gotthilf von Hirschberg grinste ihn an. »Wenn sie groß genug sind… faßgroß…« Sein Begleiter schüttelte den Kopf. »Ein ganzes Faß voll des Bieres säuft keiner von uns in einer Nacht. Nun setzt Euch an den Tisch dort. He, Wirt, vier Krüge schäumenden Bieres für meinen Gefährten und mich!«
    Der Wirt stutzte. Vier Krüge für zwei Gäste? Doch als D’Assimo einen Silbergroschen über die Tische und die Köpfe der anderen Gäste hinweg zur Theke schnipste, fragte er nicht länger. Wer gut zahlt, über den wundert ein guter Wirt sich nicht.
    Es war laut in der Stube. In einer Ecke prasselte ein Kaminfeuer. Der Schlot zog nicht richtig, und ein großer Teil des Qualms verteilte sich in der Schankstube. Er sorgte dafür, daß der Durst der Gäste nicht nachließ. Und es war viel Qualm, weil das laut knackende und prasselnde Holz, von dem häufig Funkenwirbel aufstiegen, nicht lange genug abgelagert war; vielleicht nicht einmal einen ganzen Sommer. Es steckte noch viel Feuchtigkeit darin.
    Die Männer an den Tischen, die vor Bier und Wein saßen, würfelten oder kartelten, befanden sich in mehr oder weniger fortgeschrittenem Stadium der Trunkenheit. Entsprechend laut unterhielten sie sich miteinander; eine Gesprächsgruppe versuchte die andere zu übertönen, so daß bald niemand sein eigenes Wort mehr richtig verstand.
    Auch Gotthilf von Hirschberg hatte dem Gerstensaft schon fleißig zugesprochen. Und so merkte er gar nicht, wie nüchtern sein Begleiter noch war.
    Schankmägde wieselten zwischen den Tischen hin und her, ersetzten leere Krüge durch volle und griffen den Gästen in die Geldkatzen, um das Entgelt für den Trank zu entnehmen. So mancher der Trunkenbolde griff dafür der Magd unter den Rock oder zog sie gar auf seinen Schoß. Die einfachen Röcke und Mieder waren von dünnem Stoff, der die Wärme weichen Fleisches

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