0542 - Himalaya-Grauen
sie mit ihrer Hand über Sukos Körper und schob sie in den Ausschnitt der Jacke, wo sie den Stab finden würde.
Er sah völlig normal aus. Wirkte lederartig, war gleichzeitig fest.
Auf der Oberfläche waren an bestimmten Stellen gewisse Symbole eingraviert worden. Möglicherweise Zeichen, die vor bösen Geistern schützten. Niemand sah dem Stab an, welch eine Brisanz er enthielt.
Suko hatte ihn in einem tibetanischen Kloster bekommen, als wir gegen den Goldenen Buddha kämpften. Wenn er den Stab hielt und ein bestimmtes Wort rief, dann stand die Zeit für fünf Sekunden still. Jeder, der sich zudem in Rufweite befand, konnte sich ebenfalls nicht mehr bewegen. So war es dann für den Besitzer des Stabs ein Leichtes, innerhalb dieser Zeitspanne seine Feinde zu entwaffnen.
Er durfte sie entwaffnen oder bewußtlos schlagen, nur nicht töten.
Übersprang er diese Grenze, verlor der Stab seine Wirkung, denn Buddha war ein Mensch des Friedens.
Shao hielt ihn fest. Über die Spitze des Stabes hinweg schaute sie Suko an. »Willst du ihn dir noch einmal genau anschauen?« erkundigte sie sich.
»Nein!«
»Dann ist es gut.« Sie lächelte eisig, als sie uns den Rücken zudrehte und wieder zurückging.
Ich wälzte mich nach links, weil ich Sukos Qual nicht mehr länger mit ansehen konnte.
Die Blicke aller Anwesenden konzentrierten sich auf die Szene vorn, wo Gigantus auf dem Tiger hockte.
Nur ich schaute Wladimir Golenkow an und sah auf seinem Gesicht das gewaltige Staunen.
Nicht ohne Grund, denn seine Fesseln hatte jemand zerschnitten, und ich spürte plötzlich, wie auch meine fielen…
***
Mark Baxter, der Unsichtbare, war unterwegs!
Zwei Stunden und keine Sekunde länger hielt dieser außergewöhnliche Zustand an. Bis dahin mußte er alles erledigt haben.
Aber was?
Zumindest die Befreiung der drei Freunde, denn er zählte auch Golenkow inzwischen dazu.
Mit einem Blick durch eines der Fenster orientierte er sich.
Viel Platz, um agieren zu können, wurde ihm nicht zugestanden.
Die Bewohner aus dem Tal und die jetzigen Diener des Gigantus standen ziemlich dicht beisammen. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse waren auch die Lücken nicht so leicht zu finden.
Aber Mark wußte, wo seine drei Freunde lagen. Dicht vor den Stufen einer pyramidenförmigen Treppe, auf deren Plateau Gigantus seinen Platz auf dem Tiger gefunden hatte.
Was geredet wurde, darum konnte sich der Unsichtbare nicht kümmern. Er war zu sehr auf seine Aufgabe konzentriert. Nicht der geringste Fehler durfte ihm unterlaufen, wenn er das Leben der drei Männer tatsächlich retten wollte.
Mark betrat die Pagode. Er war zwar unsichtbar, aber nicht unhörbar. Wenn er sich keine Mühe gab, würde man seine Schritte hören. Dann zeigten sich die anderen irritiert, würden möglicherweise Gigantus warnen, so daß das Chaos perfekt war.
Wie ein Aal wand sich Baxter durch die Lücken. Es gab einige Stellen, wo die Männer nicht so dicht standen und er bequem hindurchkam. Bei anderen konnte er eine Berührung nicht vermeiden, doch die Menschen waren einfach zu sehr auf die Vorgänge an der Treppe konzentriert, als daß sie auf ihre Kleidung geachtet hätten.
Er kam gut durch.
Einmal mußte er in die Knie. Mark blieb in der Haltung, um die letzten Meter zurücklegen zu können.
Er geriet zuerst an den Russen.
Dabei sah er Shao die Treppe hinabkommen.
Niemand schaute auf die drei Gefesselten, ein jeder konzentrierte sich auf Shao.
Glück für Mark.
Ein Messer trug er immer bei sich. Und kleinere Gegenstände, wie ein Messer oder eine Pistole verschwanden, wenn er sie als Unsichtbarer in der Hand hielt.
So sah auch Wladimir das Messer nicht. Aber er spürte den Ruck an den Beinfesseln. Aus großen Augen schaute er zu, wie sie zersäbelt wurden.
Danach kamen seine Hände an die Reihe.
Baxter, der alles genau beobachten konnte, mußte lächeln, als er das Gesicht des Mannes sah. Der Russe schaute so ungläubig, wie er selten einen hatte blicken sehen.
Als Mark auch die Handfesseln durchschnitten hatte, drehte sich John Sinclair leicht herum und blickte auf den Russen.
Der Geisterjäger und auch Suko waren eingeweiht. John wußte sofort Bescheid, wer sein Retter war. Mark sah das knappe Lächeln auf den Lippen des blonden Mannes.
Dann machte er sich an Johns Fesseln zu schaffen. Auch sie fielen, ohne daß es jemand auffiel.
Shao ging inzwischen die Stufen hoch, um ihren alten Platz an der rechten Seite wieder einzunehmen.
Baxter mußte
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