0543 - Die Fliegen-Königin
sich dieses kleine Land zwischen der Schweiz und Österreich auch gut sehen lassen konnte. Ein herrlicher Flecken Erde, nicht allein wegen des Steuerparadieses. Was wir bei unserer Ankunft gesehen hatten, das war überzeugend gewesen.
Durch Vaduz, die Hauptstadt waren wir schnell gefahren. Wenig später hatten wir das Hotel Bergfirst erreicht. Es lag in malerischer Umgebung an einem Hang, was durch eine Privatstraße mit der offiziellen verbunden und war nur zwei Stockwerke hoch. Jedes Zimmer besaß einen Balkon. Die Aussicht auf die Bergwelt war einfach toll.
Mit den Zimmern waren Suko und ich zufrieden gewesen, mit dem Essen auch, es war deftig gewesen, aber eine gewisse Mißstimmung kam trotzdem auf, weil es uns noch nicht gelungen war, die Tochter des Hauses, um die sich alles drehte, zu entdecken.
Wir wollten auch nicht offene Fragen. Nun gibt es in einem Hotel immer eine Stelle, wo viel geredet, erzählt, geklatscht und diskutiert wird. Das ist die Bar.
Nach dem Essen gingen wir hin. Der Raum war gemütlich eingerichtet, keine elegante Pracht, mehr Kneipe mit einer halbrunden Theke. Sie bestand aus ebenso hellem Holz wie die Tische und Stühle.
Außer uns befanden sich noch zwei Ehepaare im Raum. Sie saßen zusammen an einem Tisch und beobachteten uns, als wir die Bar ansteuerten, wo die Hocker ebenfalls aus Holz gefertigt waren und kleine Rückenlehnen besaßen.
Es bediente ein Mann, der eine schwarze Hose trug und ein weißes Hemd. Am Hals bestand es offen.
»Mein Name ist Peter«, sagte er. »Sie sind die neuen Gäste aus London?«
»So ist es.«
»Herzlich willkommen bei uns! Der erste Drink geht auf Kosten des Hauses. Das ist hier üblich.«
»Sie können ruhig Deutsch sprechen, Peter. Wir verstehen die Sprache beide.«
»Fein, freut mich.«
Ich schaute Suko an. Hinter ihm stand ein Fenster offen. Der Blick fiel bis hinunter in das Tal, wo die Lichter der Hauptstadt einen hellen Streifen bildeten. »Was möchtest du denn trinken?«
»Ich kann Ihnen einen guten Wein empfehlen…«
»Auch ein Wasser?«
»Selbstverständlich.«
»Dann nehme ich das!«
»Und für Sie, Mr. Sinclair?«
»Mir wäre ein Bier recht.«
»Wir führen das Schweizer Kalanda Bräu. Es ist sehr gut.«
»Kenne ich«, sagte ich lächelnd und dachte an meine Abenteuer in der Schweiz, wo ich das Bier auch schon getrunken hatte.
Peter, der Keeper, war ein Mann mit dunklen, sehr gut geschnittenen, aber auch lockigen Haaren. Das Gesicht zeigte eine natürliche Bräune. Er schien sich nicht nur im Haus aufzuhalten.
Die Ehepaare bestellten ebenfalls etwas zu trinken. Peter mußte Bierflaschen und Gläser schleppen. Ich bekam ebenfalls mein Bier und stieß mit Suko an.
»Worauf denn?« fragte er.
»Auf die Fliegen, zum Beispiel.«
»Sag das nicht so laut, Mensch. Du kannst hier leicht an den Falschen geraten.«
»Vielleicht will ich das.«
Peter Garner kehrte zurück. Ich fragte ihn, was er trinken wolle.
Er legte die Stirn in Falten und überlegte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ebenfalls ein Bier.«
»Wunderbar, schlagen Sie zu.«
Er griff zur schlanken Kalanda-Flasche und füllte ein Glas. »Gut nicht?« fragte er, nachdem er sich den Schaum abgewischt hatte.
»Ja, das schmeckt.«
»Vor einigen Tagen hatten wir auch einen englischen Gast. Er kam ebenfalls aus London. Ihm schmeckte unser Bier hervorragend.«
Besser konnte es nicht laufen. Suko und ich waren froh, daß wir das Thema nicht anzuschneiden brauchten.
»Wir kannten ihn«, sagte der Inspektor.
»Was?« Peter zog ein erstauntes Gesicht. »Dann ist es kein Zufall, daß Sie hier sind.«
»Wir sind Kollegen.«
»Auch von der Versicherung?«
»Genau.«
Ich ging meine Fragen jetzt direkter an. »Ross Grayson hat uns wirklich vorgeschwärmt, aber nicht allein von diesem netten Hotel. Er sprach auch von einer Frau, die ihn sehr stark beeindruckt hat.«
Meine Worte hatten bei dem Keeper ins Schwarze getroffen. Das Gesicht des Mannes verdüsterte sich. Er zog die Augenbrauen zusammen, die Stirn legte sich in Falten. Mit etwas fahrig wirkenden Bewegungen griff er zu einem Glas und stellte es auf einen anderen Platz. »So – hat er das?«
»Ja.«
»Es ist die Tochter des Besitzers.«
»Elvira Klein, nicht?«
»So heißt sie. Ich kenne sie schon lange. Seit meiner Kindheit. Wir sind zusammen aufgewachsen, jetzt arbeite ich praktisch als ihr Angestellter.«
»Sie muß etwas Besonderes sein.«
Peter blickte mich mißtrauisch an. »Wie meinen Sie das
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