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0543 - Die Fliegen-Königin

0543 - Die Fliegen-Königin

Titel: 0543 - Die Fliegen-Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kratzten wie starre Finger entlang der Scheiben. Nur weiter dem Berg entgegen.
    Mit heftigen Bewegungen riß Elvira das Lenkrad nach links und schoß hinein in eine kleine Bucht, wie sie die Mulde nannte. Dort stand der Wagen gut geschützt.
    Sie stellte den Motor ab und stieg aus. Nachdem der Wagenschlag zugefallen war, spürte sie die Stille überdeutlich. Sie war wie eine Belastung, denn in diesem Teil lebte der Wald nicht mehr. Zwar grünte er, doch es fehlten die Vögel, die ihn bevölkerten.
    Dafür sahen manche Äste und Zweige schwarz aus, als wären sie angestrichen worden.
    Beim Näherkommen war zu erkennen, daß sich diese Farbe aus Lebewesen zusammensetzte. Fliegen…
    Das hier war das Reich der Fliegen. Sie hockten auf den Bäumen so dicht nebeneinander, daß sie tatsächlich eine dunkle Reihe bildeten. Die Fliegen erhoben sich auch nicht, als Elvira auf sie zuging und sogar mit den Händen über ihre Körper strich.
    Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie sich ihrem Ziel näherte.
    Die Frau tauchte unter Zweigen hinweg und sah die Felswand vor sich. Sie wuchs steil in die Höhe, war zerklüftet, wirkte wie mit großen Hämmern angeschlagen, so daß sich zahlreiche Spalten. Vorsprünge und auch tiefe Kerben hatten bilden können.
    Elvira wußte genau, wo sie hinzugehen hatte. Schon sehr bald bewegt sie sich über den blanken Fels, mußte achtgeben, daß sie nicht ausrutschte, und erreichte einen Knick.
    Sie tauchte hinein. Der schmale Weg führte genau auf eine Höhle zu, die ihr Ziel war. Um den Eingang zu betreten, mußte sich Elvira ducken. Dann war sie endlich am Ziel.
    Sie blieb stehen. Trotz der Dunkelheit hielt sie die Augen halb geschlossen. Auf ihren Lippen lag ein fast seliges Lächeln. Sie selbst kam sich vor wie ein Insekt, das seine Fühler ausstreckt.
    Auch sie fühlte und tastete in das Dunkel der Höhle hinein. Ihr wehte eine ungewöhnliche Atmosphäre entgegen. Die meisten Menschen hätte sie möglicherweise erschreckt, bei ihr war das anders.
    Elvira nahm deutlich den Odem der Vergangenheit auf. In der dunklen Höhle war etwas zurückgeblieben, daß nicht hätte sein dürfen.
    Etwas Schlimmes, Grausames, zu dem sie sich schon als Kind hingezogen gefühlt hatte.
    Auch jetzt war das Gefühl geblieben. Mit dem Vergessenen, dem Uralten in Kontakt treten zu können, das war nicht jedem gegeben.
    Deshalb kostete es Elvira auch so stark aus.
    Sie betrat die Höhle. Je weiter sie vorschritt, um so stärker strahlte die Höhle aus.
    Ein anderes Leben, etwas, das längst hätte tief und fest begraben sein müssen, an das niemand mehr glaubte, denn alte Götter und Kultwesen gehörten ins Reich der Legende.
    Die Höhle lebte.
    In der Finsternis hockten sie zusammen und hatten Elvira die ersten Schritte gehen lassen. Erst als sie einen bestimmten Punkt erreicht hatte, machten sie sich bemerkbar.
    Zunächst leise.
    Ein Summen umzitterte sie, als würden Hunderte von Kehlen sich für einen Gesang einstimmen.
    Mit jedem Schritt, den sie tiefer in den Berg hineinging, verstärkte sich das Geräusch. Einmal hatte sie es gewagt, eine Taschenlampe einzuschalten.
    Da hatte sie dann die Fliegen gesehen, die jeden Flecken in der Höhle besetzt hielten. Es gab keine Stelle, wo sie nicht hockten und ihren dicken Teppich bildeten.
    Sie waren die Wächter, die Hüter, denn sie mußten auf die achtgeben, die in der Höhle seit Urzeiten wohnte und sie bewachte. Sie war mächtig und in grauer Vorzeit von Menschen verehrt worden.
    Die Rasse starb aus, sie, die Königin geriet in Vergessenheit und war erst durch die Geburt der Elvira Klein wieder erwacht.
    Zwei Augen starrten Elvira an. Wenn sie die beiden Kreise sah, blieb sie stehen. Sie war weit genug gegangen. Es reichte ein Ausstrecken ihrer Arme, um den Mittelpunkt der Höhle umfassen und mit den Fingern liebkosen zu können.
    Ihr. Erscheinen hatte die Ruhe im Berg gestört. Nicht daß die Fliegen gestartet wären, sie summten nur intensiver, als wollten sie die Frau begrüßen.
    Elvira Klein streckte die Arme aus. Nun war der entscheidende Augenblick gekommen.
    Die Hände fanden Widerstand, umtasteten ihn, und sie »sah« wie eine Blinde.
    Was ihre Finger nachzeichneten war nichts anderes als der Körper einer Fliege.
    Riesengroß, aus Stein nachgebildet, wie ein perfektes Modell.
    Dennoch besetzt von zahlreichen Fliegen, die sich nicht stören ließen, als Elvira sie streichelte.
    Ihre gespreizten Hände näherten sich dem Mittelpunkt und damit den beiden

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