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0543 - Die Fliegen-Königin

0543 - Die Fliegen-Königin

Titel: 0543 - Die Fliegen-Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fliege getötet worden ist?«
    »Nicht von einer, es können auch Hunderte oder noch mehr gewesen sein.«
    »Das wissen Sie genau?«
    »Man sagte es uns.«
    »Hören Sie auf, alles nur Gerüchte. Es stimmt, ich mag die Fliegen. Der eine mag Bienen, der andere Rehe, Hasen, Katzen oder Hunde. Bei mir sind es die Fliegen.« Sie hob einen Arm an und deutete gegen die Lampe. »Da sitzen sie friedlich und beobachten uns Menschen. Was meinen Sie, was sie über uns denken?«
    »Können Fliegen überhaupt denken?« fragte Suko.
    Elvira Klein verzog die Lippen. »Daß diese Frage kam, habe ich mir gedacht. So kann auch nur jemand fragen, der von der Materie keine Ahnung hat. Überlegen Sie mal. Bevor die Menschen überhaupt diese Welt bevölkerten, gab es die Fliegen. Sie haben sich immer untereinander verstanden, sie haben miteinander kommuniziert, sie haben Wissen getankt.«
    »Welches denn?«
    »Das Wissen einer alten Zeit. Gerade Sie als Chinese sollten über diese Tatsachen anders denken. Bevor es Menschen gab, existierte schon ein Wissen auf diesem Erdball. Die Menschen glauben, sie hätten es erfunden, dabei haben sie es höchstens wiederentdeckt. Oder sie sind noch dabei. Fliegen aber haben überlebt. Es sind sehr komplizierte Lebewesen, ich würde sie sogar mit einem Computer vergleichen. Sie haben das Wissen gespeichert. Es wurde über die lange Zeitspanne hinweg an sie weitergereicht.«
    »Können Sie das denn beweisen, Frau Klein?«
    »Ich weiß es.« Sie schielte zur Lampe. Zwei Fliegen hatten sich gelöst und schwirrten auf sie zu. Den Handrücken der Frau nahmen sie als Landeplatz und blieben dort hocken.
    »Die scheinen sich wohl zu fühlen«, bemerkte Suko.
    »Da sagen Sie etwas!«
    Der Barmixer hatte sich aus unserem Gespräch herausgehalten. Er machte einen verunsicherten Eindruck und schielte hoch zur Lampe, wo sich abermals zwei Fliegen lösten.
    Sie flogen in meine Richtung. Zwischen Suko und mir setzten sie sich auf den Tresen.
    Dann tat ich etwas, um die Frau zu provozieren. Normalerweise hätte ich die Fliegen verscheucht, diesmal jedoch schlug ich zu.
    Blitzschnell und ansatzlos.
    Meine Handfläche klatschte dorthin, wo die beiden Fliegen hockten. Der Druck machte sie zu Brei.
    Ich hob die Hand wieder hoch, wischte sie an einem Taschentuch sauber und ließ Elvira Klein nicht aus dem Blick.
    Schweigen hatte sich ausgebreitet. Eine beinahe schon gespenstische Stille.
    Elvira Klein starrte mich an. Sie war blaß geworden. Die Augen wirkten noch gläserner. »Jetzt«, sagte sie mit einer neutral klingenden Stimme, »sind Sie zu einem Doppelmörder geworden!«
    Das schlug dem Faß den Boden aus. Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. »Was bin ich geworden? Ein Doppelmörder?«
    »Ja.«
    »Bei zwei Fliegen?«
    »Sie haben etwas Intelligentes getötet, und Sie haben keine Lehren angenommen, denn Sie hätten auf meine Worte achten sollen. Man darf sie nicht umbringen. Wer sie tötet, ist ein Mörder. Und was mit Mördern geschieht, das wissen Sie bestimmt.«
    »Man sperrt sie ein.«
    Sie lächelte kalt. »Nicht überall, Mister«, erwiderte sie verächtlich.
    »Es gibt auch Länder, wo man sie tötet. Das sollten Sie nicht vergessen.«
    »Nein, ich denke an Ross Grayson, hoffe aber, daß Sie uns zum Abschied keine Fliege schenken.«
    »Da können Sie beruhigt sein. Eine Fliege bekommen Sie von mir nicht.« Sie drehte sich um. »Gute Nacht«, sagte sie beim Hinausgehen. Sehr hart schlug sie die Tür zu.
    Suko nickte hinter ihr her. »Das war sie also«, sagte er.
    »Ja, ein Erlebnis.«
    »Findest du?«
    »Bestimmt.«
    »Wenn ich mal was sagen darf«, mischte sich Peter Garner ein.
    »So habe ich sie auch noch nicht erlebt. Mir kommt es vor, als hätte Ihr Erscheinen hier sie so verändert.«
    »Das ist doch möglich.«
    »Aber nicht begreifbar, Herr Sinclair. Ich kann das einfach nicht fassen, so leid es mir tut.«
    »Ich auch nicht«, gab ich zu. »Aber wir werden herausbekommen, was dahintersteckt.«
    »Hoffentlich haben Sie sich da nicht zuviel vorgenommen.«
    »Keine Sorge, aber jetzt brauche ich einen Obstler. Trinken Sie auch einen mit, Peter! – Und du, Suko?«
    »Ich nicht.«
    Ich trank ihn. Er war scharf und räumte die Kehle auf. »Der richtige Abkipper«, erklärte ich.
    »Wollen Sie schon zu Bett gehen?«
    »Ja.«
    »Dann schlafen Sie gut.«
    »Danke.« Ich rutschte vom Hocker. »Oder ist damit zu rechnen, daß wir von Fliegen gestört werden?«
    Peter Garner hob die Schultern. »Ich

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