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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Auf keinen Fall. Du hast mich angesprochen, zum Teufel.«
    Sie winkte ab und saß plötzlich steif. »Jack, jetzt hast du zu mir gesprochen.«
    »Nein!« behauptete er.
    Seine Frau bekam einen starren Blick. »Dann schalte bitte die verdammte Flimmerkiste aus!«
    Winslow griff zur Fernbedienung und drückte den entsprechenden Knopf. Der Bildschirm nahm eine graue Farbe an.
    Ruth hatte das Strickzeug sinken lassen. Etwas angespannt und steif saß sie im Sessel. Ihr Blick war auf den Apparat gerichtet, als könnte sie von dort die Lösung erfahren.
    Alles blieb ruhig, bis zu dem Augenblick, als Jack zusammenzuckte und sogar aufsprang. Vor dem Sessel blieb er stehen.
    Sein Bauch schob sich wie eine Halbkugel über den Hosenbund.
    »Verflucht, verflucht, ich habe mich doch nicht getäuscht. Da hat jemand zu mir gesprochen. Ich bin kein Idiot, verflixt!«
    »Und wer sollte geredet haben?«
    »Ich war es nicht. Ich war es wirklich nicht.«
    »Aber ich habe die Stimme gehört!« Er starrte seine Gattin schon wütend an.
    Ruth rührte sich nicht. Sie lauschte. Ihr Mund hatte sich leicht geöffnet. Dann nickte sie. »Ich glaube, Jack, du hast recht. Auch ich höre eine Stimme. Aber… aber …«, sie stockte, »das ist nur ein Flüstern. Mehr nicht, verstehst du?«
    »Klar. Genau wie bei mir!«
    »Jemand will etwas von uns, Jack. Irgendeiner, der sich irgendwo versteckt hält.« Sie hob den rechten Arm, krümmte den Finger und drückte die Spitze gegen ihre Stirn. »Ich glaube auch zu wissen, wer sich da mit uns in Verbindung gesetzt hat.«
    »Toll. Und wer?«
    »Erinnere dich«, sprach sie flüsternd in den Raum hinein. »Erinnere dich genau. Er ist schon tot, aber er hat einmal hier im Haus gewohnt und uns fasziniert.«
    Winslows Augen weiteten sich. Nervös strich er über sein schütteres Haar, dann lauschte er wieder nach innen und nickte plötzlich mehrmals hintereinander. »Jetzt weiß ich es. Ja, jetzt ist mir alles klargeworden. Ich kenne ihn.«
    »Luke Benson!« stieß Jack aus.
    »Genau!«
    Wie auf Kommando drehte beide die Köpfe und schauten sich gegenseitig an. Ein jeder sah die Gänsehaut auf dem Gesicht des anderen. Die Winslows wußten auch, was das zu bedeuten hatte.
    »Sein Versprechen!« hauchte Jack. »Er… er hat es wahrgemacht. Erinnerst du dich an die Szene kurz vor seinem Tod. Da hat er doch alle Leute zu sich gerufen, die im Haus wohnten. Zu uns besaß er eine besondere Beziehung.«
    »Das hat er jedem gesagt.«
    Winslow ließ sich nicht beirren. »Er wollte zurückkehren. Er wollte wieder zu uns kommen. Aus dem Jenseits zurück, das hat er uns fest versprochen.«
    Ruth lachte. »So ein Unsinn! Aus dem Jenseits zurück! Das ist unmöglich. Wer oder was einmal gestorben ist, das bleibt tot, das sage ich dir.«
    »Und die Stimme?«
    »Bilden wir uns ein.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Dann müßten wir sie uns gleichzeitig eingebildet haben.«
    »Na und?«
    »Dafür finde ich keine Erklärung.«
    »Für das andere auch nicht.« Ruth Winslow verzog das Gesicht, als hätte sie Schmerzen bekommen. Sie ging zum Fenster, stützte ihre Hände auf die Bank und nickte nach draußen hin, als wollte sie dort jemand begrüßen. »Ja, ja«, sagte sie in die feuchte Regenluft hinein. »Ja, wir hören dich, Luke…«
    Auch Jack hatte die Worte verstanden. Mit der Handfläche rieb er über seinen Nacken, auf dem sich ein Schweißfilm gebildet hatte.
    Wieder dachte er an das Versprechen des Luke Benson, der erklärt hatte, wieder zurückzukehren.
    Sollte es jetzt soweit sein?
    Ruth drehte sich um. Sie blickte ihren Mann an. Der wunderte sich über den Gesichtsausdruck, den er bei seiner Frau nicht kannte.
    Die Züge waren hart geworden, der Blick zeigte ein Stechen. Die Lippen bildete nur mehr einen Strich. Sie hatte die Augen derart verdreht und schien den Stimmen zu lauschen, die aus dem Unsichtbaren in ihre Gedankenwelt einbrachen.
    »Was hast du erfahren?« flüsterte Jack. »Sag es mir! Wie kommst du auf Luke?«
    »Er hat mit mir gesprochen. Er will, daß wir ihm helfen.«
    »Wo? Im Grab?«
    »Unsinn. Er ist längst nicht mehr in seinem Grab. Er hat es verlassen und befindet sich in der Nähe. Nicht nur das. Er hat es geschafft, das Haus zu betreten.«
    Jack erwiderte nichts. Seine Frau hatte mit einer sehr überzeugenden Stimme gesprochen, die keinen Widerspruch duldete.
    Das alles war ihm zu Bewußtsein gekommen; und es gab für ihn auch keinen Grund, es abzustreiten.
    »Was will er denn von uns?«

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