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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bensons hatten in der ersten Etage gewohnt. »Die Luft ist rein!« hauchte Jack seiner Frau zu.
    »Wunderbar, dann kannst du ja gehen.«
    Er überstieg die Schwelle. Der Wohnungstürschlüssel steckte in seiner rechten Hosentasche. So leise wie möglich zog er die Tür ins Schloß. Das Schnacken erreichte kaum seine Ohren.
    Ruth war schon bis zur Treppe vorgegangen. Dort wartete sie auf ihren Mann und streckte ihm das kleine Beil entgegen. »Willst du es an dich nehmen?«
    »Nein, ich…«
    »Du hast mehr Kraft. Vielleicht müssen wir sogar die Tür auframmen, verstehst du?«
    »Wenn du meinst.« Er nahm das kleine Beil an sich. Zwischen Griff und Handfläche spürte er den glatten Schweiß. Da hörten sie die Schritte. Sehr leise gesetzt, dennoch wußten sie, woher sie kamen.
    Zugleich drehten sie sich. Ihre Blicke glitten die Treppe hoch, die zur nächsten Etage führte. Am Absatz erschien eine Gestalt. Es war die Mieterin Mandy Fox. Ihre rote Boxerhose schimmerte selbst in der Düsternis des Treppenhauses. Sie ging mit staksigen Schritten und besaß einen Gesichtausdruck, der dem Ehepaar Winslow alles sagte.
    »Sie auch?« fragte Ruth.
    Mandy nickte nur…
    ***
    Ich war gefallen, Kyra Benson ebenfalls, und mein Kreuz hatte Kontakt mit der Oberfläche des ungewöhnlichen Spiegels bekommen.
    Zwei Magien waren zusammengestoßen. Zwei Kräfte der unterschiedlichsten Art und Weise.
    Gut und Böse?
    Ich wußte es nicht. Zudem hatte ich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, denn auf der Spiegelfläche veränderte sich etwas. Nicht allein dort, die gesamte Umgebung kam mir vor, als würde sie plötzlich aus Wolken und Schlieren bestehen.
    In ein Wasser kann man eintauchen. In den Eingang eines transzendentalen Tores ebenfalls, und nichts anderes war die Spiegelfläche letztendlich auch. Aber das Eintauchen in einen See oder ein Meer sieht anders aus. Da schwappen Wellen zusammen und verdecken und versuchen, einen Menschen in die Tiefe zu zerren.
    Hier schwebten wir.
    Weiterhin umgeben von Dingen, für die ich keine Erklärung hatte.
    Waren es Wolken, waren es Schlieren oder lange Arme, die sich immer stärker ausbreiteten um alles von uns erwischen zu können?
    Oder war es der Weg, den jeder Tote, den jede Seele gehen mußte, um in andere Sphären zu gelangen, weil sie in eine höhere Ebene gelangen wollte?
    Meine Gedanken verlöschten, weil ich auch Kyra Benson sah, die die Reise mitmachte.
    Sie befand sich in meiner Nähe. Zum Greifen nahe schimmerte ihr Gesicht. Ich hatte es noch aus dem Zimmer in sehr guter Erinnerung. Doch auf dieser Reise durch den Spiegel und beim Hineintauchen in andere Dimensionen hatte es sich verändert.
    Die Züge erschienen mir so, als wären sie ausgelaufen. Puddinghaft und ungewöhnlich breit. Auch die Form der Augen hatte sich verändert. Sie waren zu Schlitzen auseinandergezogen worden, das gleiche war mit dem Mund geschehen, nur stand er offen, wie bei einer Person, die kurz vor dem Ertrinken steht und noch verzweifelt nach Luft schnappt.
    War es Angst oder ein anderes Gefühl? Sah ich ebenfalls so aus wie diese Frau?
    Ich konnte mich selbst nicht erkennen, obwohl ich durch den Spiegel trieb, dessen Fläche keinen Boden besaß. Es gab einfach kein Ende. Er hatte uns geschluckt wie ein Sog.
    Trieben wir ab? Glitten wir endgültig hinein in die Dimensionen, für die auch ich keine Erklärung wußte?
    Ich hob den Kopf an und drehte ihn gleichzeitig etwas nach rechts. Diese Bewegung fiel mir ungemein schwer. Sirup und Algen schienen meinen Hals zu umklammern und mich zurückhalten zu wollen. Der Druck konzentrierte sich nicht allein auf eine Stelle am Körper, er hielt mich umfangen wie die Backen einer riesigen Zange.
    Ich fiel und blieb trotzdem auf der Stelle. Es war ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Ein leichtes Ziehen und Zerren, ein Hineingleiten in unbekannte und auch unerklärliche Phänomene, in denen sich irgendwo ein Ziel verbarg.
    Es gelang mir, nach unten zu schauen, wo sich meine Hände befanden. Ich stützte sie ab, trotzdem sah es so aus, als würden sie ins Leere greifen.
    Da gab es einen Widerstand, wo sichtbar keiner existierte. Paradoxa waren in diesem Zwischenreich zur Realität geworden. Alles hatte sich verändert. Ich kam mir vor, als wären Welten dabei, mich allmählich zu verschlingen.
    Wir sanken…
    Mein Blick fiel auf das Kreuz. Es lag wie erstarrt in meiner Hand, als wäre es festgefroren. Kein Schimmern und Strahlen zeigte an, welche

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