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0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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somit Platz für eine Naßzelle geschaffen. Fertig und basta.
    Die Naßzelle beherbergte die Dusche, die Toilette und das kleine Waschbecken. Es war darin sogar noch Platz für eine Mini-Waschmaschine vorhanden.
    Um der Dunkelheit des Raumes zu entfliehen, hatte Mandy ihn weiß anstreichen lassen. Selbst die Balken unter der Decke besaßen eine weiße Farbe. Überhaupt liebte sie den hellen Ton. Deshalb bestanden auch die Möbel aus weißen Lack. Nur der schwarze Teppich in der Mitte gab einen harten Farbkontrast.
    An diesem frühen Abend hatte sie die Fenster geöffnet. Mandy konnte sie so kippen, daß kein Regen in den Raum rann, wenn die Wolken wieder einmal weinten.
    Unter dem Dach heizte sich die Luft bei Sonnenschein trotz guter Isolierung sehr rasch auf. Nicht so schnell kühlte es dagegen ab.
    Durchzug wollte sie auch nicht machen, so lag Mandy auf der Couch unter dem Fenster. Sie war nur leicht bekleidet. Mit rotglänzenden Boxershort und einem hellen T-Shirt, das ihr knapp bis über den Nabel reichte. Unter dem Shirt trug sie nichts.
    Auf Schuhe hatte sie ebenfalls verzichtet. Sie lag ausgestreckt auf der Couch, lauschte der Musik aus der Anlage und wippte hin und wieder mit dem rechten Fuß.
    Ein Drink stand in der Nähe. Sie war noch jung, gerade Dreiundzwanzig. Ein herrliches Alter, wie sie fand. Da konnte sie die Männer einzeln um den Finger wickeln.
    Mandy war schlank und gelenkig. Sie trainierte viel, denn sie konnte es sich bei ihrem Job nicht leisten, Fett anzusetzen. Den blonden Haarzopf hatte sie gelöst. Trotzdem fielen ihr die Strähnen nicht ins Gesicht. Sie waren einfach zu kurz.
    Mandy dachte an Kyra Benson. Wie die Frau sie angesehen hatte, als sie zu ihr gegangen war, um sich Kaffee zu leihen, das grenzte beinahe schon an Haß.
    Ob sie vielleicht ahnte, daß Mandy und Luke Benson etwas miteinander gehabt hatten?
    Wohl kaum. Benson hatte seiner Frau gegenüber stets den Mund gehalten. Er war ein besonderer Mann gewesen, und er hatte auch nicht nur Mandy als Liebhaberin genossen. Zu anderen Hausbewohnern hatte er ebenfalls ein ungewöhnliches Verhältnis gehabt, ohne daß Kyra etwas davon mitbekommen hätte.
    Jetzt war er tot. Mandy Fox aber erinnerte sich noch genau daran, daß er ihr versprochen hatte, zurückzukehren.
    »Ich kenne einen Weg aus dem Jenseits«, hatte er ihr gesagt. »Ich kenne ihn genau…«
    Sie hatte über seine Worte gelacht, laut und schallend. Dann nicht mehr ganz so stark, schließlich nur noch gelächelt, aber auch das war ihr vergangen.
    Sie erinnerte sich sehr genau daran, welch eine Persönlichkeit er gewesen war. Er kannte sich in Dingen aus, die anderen Menschen für immer verborgen blieben.
    Was für den Normalbürger unverständlich und manchmal auch lächerlich klang, wirkte bei ihm ganz anders. Er sagte gewisse Dinge mit einem so großen Ernst, daß man sie ihm einfach glauben mußte.
    Auch wenn er von Welten sprach, die jenseits des Sichtbaren lagen.
    Dann war er gestorben.
    Eine Virus-Infektion hatte ihn dahingerafft. Jedenfalls galt dies als offizielle Lesart.
    Wer ihn näher gekannt hatte, wunderte sich darüber. So auch Mandy Fox. Sie wollte nicht glauben, daß ein Mensch wie er auf diese Art und Weise aus dem Leben geschieden war.
    Nein, da steckte etwas anderes dahinter.
    Nur auf seine Rückkehr wartete sie schon länger. Mandy hatte in der Zwischenzeit seine Frau beobachten können. Kyras Trauer hielt sich in Grenzen. Einige Male hatte sie mit anderen Hausbewohnern über ihren verstorbenen Mann gesprochen, ohne von seinem Verhältnis zu ihnen zu sprechen. Sie hatte stets so geredet, als wäre Luke nur kurz weggegangen, um sehr rasch wieder zurückzukommen.
    Auch Kyra zählte zu den Eingeweihten. Nur hielt sie den Mund und gab keine Einzelheiten preis.
    Mandy richtete sich auf. Die Kassette war durchgelaufen. Ein kühler Lufthauch drang durch das offene Fenster und streifte ihr Gesicht, auf der eine Schönheitscreme lag.
    Über 30 Minuten hatte sie Zeit gehabt, ihre Wirkung zu zeigen.
    Das reichte.
    Mandy ging ins Bad, entnahm einer Box mehrere Tücher und reinigte ihr Gesicht über dem Waschbecken. Sehr sorgfältig tupfte sie die Creme ab, so daß die blanke Haut zum Vorschein kam. Danach bestrich sie das Gesicht mit einer feinen Seife und spülte den Schaum mit lauwarmen Wasser ab.
    Sie tupfte die Haut trocken, fuhr mit der Bürste durch das kurze Haar, war fertig.
    Als sie das kleine Bad verließ und in den Wohnraum treten wollte, zögerte

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